Der Peugeot 508: Die neue Interpretation der Mittelklassen-Limousine

Trotz SUV-Hype, trotz Crossover, kleiner, kleinster und noch kleinerer City-Cars. Der französische Autobauer Peugeot vertraut auf seine Jahrzehntelangen Wurzeln und setzt weiter auf die Mittelklasse. Wenngleich die Löwenmarke das Wort von der Limousine in diesem Segment auf eine neue, aber sehr spektakuläre Art und Weise interpretiert. Denn mit dem neuen 508  haben die Franzosen  den Beweis geliefert, dass man mit etwas Willen zur  Avantgarde durchaus für Ausehen in der Branche sorgen kann.

Die Zeiten, dass einem nur scheinbar biederen Mittelklasse-Fahrzeug anerkennend hinterher geschaut wird, so glaubten wir, hatten eigentlich der Vergangenheit angehört. Dieser Wagen hat uns gelehrt, dass wir einem Irrglauben aufgesessen sind. Die schnittig-elegante Form des Coupés und die Platz-Vorteile, die Geräumigkeit, einer Limousine unter einem Dach. Das machte Lust auf mehr. Kombiniert in unserem Falle mit einem zwei Liter großen und 177 PS starken vier Zylinder Turbodiesel. Dessen Kraft überträgt eine Achtstufen-Automatik auf die Vorderräder.

Französische Mittelklasse-Fahrzeuge zeichneten sich seit Jahr und Tag vor allem durch ihre voluminöse Präsenz, aber auch durch ihre schlichte Einfallslosigkeit im Formenbau aus. In dieser Hinsicht hat der neue 508 einen Quantensprung vollzogen. Ja, das zeigt dieses Auto: Man kann bei etwas Mut und gestalterischem Pioniergeist, diese beiden Karosserie-Varianten durchaus miteinander verschmelzen. Und das, ohne dabei die beiderseitigen Nutzvorteile außeracht zu lassen und ein Auto auf die Räder zu stellen, dessen Optik ein ziemliches wahl- und heilloses Durcheinander von auf- und absteigenden geraden, gebogenen, Linien, Formen und Inhalten ist. Der neue Peugeot  508 ist ein richtiger Hingucker geworden in einem Segment, in dem eigentlich mehr die Funktion und nicht die Form den Kaufausschlag gibt. Auch weil er – ganz ungewöhnlich – acht Zentimeter kürzer als der Vorgänger geworden ist und daher fast schon als Fastback durchgeht.

 

Einmal in Bewegung, hat der neue 508 das übernommen, was französische Mittelklasse-Fahrzeuge schon immer ausgezeichnet hat. Nur etwas detaillierter, feiner abgestimmt und noch mehr auf Komfort getrimmt: „Fahren wie Gott in Frankreich“, ist in diesem Falle ein etwas abgewetzter alter Hut. Der Begriff ausgewogene Reise-Limousine, die man durchaus einmal etwas in schnittigen Kurvenpassagen mit Genuss angehen kann, trifft es vielleicht eher.

Tolle Federung, keine „Badewanne“, wie das frühere Ausgaben dieses Genres aus dem gleichen Konzern schon einmal ihr eigen nannten. Die Optionen „Comfort“ und „Sport“ unterscheiden sich gefühlt nur marginal. Die 177 Diesel-PS unseres Testfahrzeugs bringen ausreichend Vortrieb aufs „Pflaster“. Der Selbstzünder gibt sich im Fahrbetrieb auf langen Strecken moderat. Nur unter Volllast merkt man dann schon, wo der „Schmackes“ herkommt.

 

Die Achtgang-Automatik arbeitet in etwa  nach dem gleichen Prinzip wie ein guter Schiedsrichter beim Fußball: Auch der fällt meistens dadurch auf, dass er nicht auffällt. Kein sinn- und kopfloses Wechseln der Gänge: So, und nicht anders sollte eine Automatik im Dauerbetrieb ihr Tagwerk verrichten.

Zum Innenraum: Beim Peugeot-Prinzip des kleinen Lenkrads unterhalb der Instrumente scheiden sich die Geister und werden es immer tun. Einen exorbitanten Vorteil aus dieser Anordnung und der winzigen Ausgabe des Volants können wir nicht erkennen. Vor allem nicht in einem Fahrzeug, das der Mittelklasse zugeordnet wird und kein Straßenräuber ist, der eine harte Hand benötigt. In die Gesamtbeurteilung des Fahrzeugs wollen wir dieses formale Prinzip, das der Hersteller „i-Cockpit“ nennt,  jedoch nicht allzu sehr einfließen lassen.

 

Dass der Franzose, pardon die Französin nicht minder, es gerne mit den manchmal etwas unnötigen, aber  reizvollen, schönen Dingen des Lebens hat, sieht man an dem konfigurierbaren Display der Instrumente. Schicke Grafiken, ein wenig verspielt vielleicht, aber: Mon Dieu. Warum nicht? Öfter mal was Neues.

Und solange der Hang nach ein wenig Extravagantem nicht unter der Funktionalität, unter den Anforderungen des Alltags, leidet, ist alles gut. Was auch für den Inhalt des Kofferraums, dessen Anpassungsfähigkeit an Mensch und / oder mit zu führendes Gepäck durchaus passabel ist. Was auch für unsere Verbrauchsdaten gilt. Die lagen mit 6,7 Litern auf 100 Kilometern erheblich höher als die NEFZ-Angaben des Herstellers, bewegen sich aber  in einem Rahmen, der immer kleiner und damit anspruchsvoller wird.

Fazit: Man (in diesem Falle Peugeot) kann auch funktionelle Autos bauen, die außergewöhnlich konzipiert sind und den Hauch des Extravaganten versprühen.

 

 

Technische Daten PEUGEOT 508  Blue HDi 180

Ausführung:   fünfsitzige Coupé-Limousine

L / B /H:                   4,75 / 1,86 / 1,40 Meter

Leergewicht:                       1610 – 1756 kg

Zuladung:                                371 – 517 kg

Kofferraum-Inhalt:              487 – 1537 Liter

Motor:                            Vier Zylinder Diesel

Hubraum:                                     1997 ccm

Leistung:                     177 PS bei 3750 U/m

Max. Drehm.:           400 Nm bei 2000 U/min

Höchstgeschwindigkeit:                  235 km/h

Getriebe:                       Achtstufen-Automatik

Schadstoffnorm:                        Euro6 d-temp

Verbrauch:                       4,7 Liter auf 100 km

CO2-Emissionen:                             124 g/km

Preis:                                        ab 31.650 Euro