„Isch ‘abe doch ein Auto“: Der neue Maserati Ghibli

Bei der Nennung eines solchen Wohlklangs an Namen denkt der geneigte Autofahrer sicherlich nicht an so profane Begriffe wie Volumen- oder Großserienfahrzeuge.  Er  assoziiert damit auch nicht in erster Linie die Größe und Variabilität des Kofferraums oder die im Innenraum mehr oder weniger zahlreich und sinnvoll angebrachten Ablagemöglichkeiten. Nein, ein Automobil dieser Gattung begreift man zuerst einmal mit den Sinnen und dann erst mit dem Verstand. Sofern vorhanden.  Maserati. Mit gefühlten drei bis fünf „a“ auf der dritten Silbe.

Maseraaati (wir schreiben es dann im weiteren Verlauf der Einfachheit halber nur noch mit einem einzigen „a“ auf Silbe drei, das hört sich so ähnlich an, als wolle der charmant-unschuldige Vorzeige-Italiener aus der Fernsehwerbung sich selbst widerlegen. Von wegen „Isch ‘abe gar kein Auto.“ Er, respektive wir, hatten doch eines. Und was für Eines: Mit dem Maserati Ghibli GranSport Q4 waren wir eine gute Woche zwischen Hunsrück, Eifel und Mosel unterwegs und sorgten schon alleine ob der puren Präsenz für Aufsehen frei nach dem Motto: „So einen hab‘ ich bei uns  aber noch nicht gesehen.“

Dass sich das aber in Zukunft ändern möge, dass man den jetzt mit feinem Strich nachmodellierten,  und mit vielen Assistenzsystemen versehenen und zudem in seiner Leistung noch gesteigerten Ghibli öfter im Straßenbild sehen möge, das ist das eigentliche Ansinnen der Marke mit dem berühmten Dreizack des Poseidon im Kühlergrill. Eine italienische Nobelmarke, die aus der Nische der zwar schönen, aber wenig effizienten Exklusivität herausmöchte. Der Name einer extravaganten Marke, vor deren Namensnennung der Fahrer und Besitzer von Autos süddeutscher Abstimmung nicht nur ehrfürchtig zusammenzuckt, sondern die er auch als wirkliche Alternative für das eigene Unternehmen, für den eigenen Hausstand sieht.

Deswegen haben die Italiener, im Jahre 1914 von den Gebrüdern Maserati in Modena gegründet,  den Gang durch die Instanzen angetreten und den Ghibli zu einem veritablen Konkurrenten deutscher Premiummodelle gemacht. Mit Accessoires, die die Extravaganz der  Herkunft zwar nicht verwischen, sie aber dergestalt zu einem neuen Gesamtbild zusammenfügen, dass man sich fragt: „Warum sind die eigentlich nicht schon früher aus dem scheinbaren Auto-Olymp herabgestiegen?

Der Ghibli hat bereits das zweite Facelift in seiner kurzen Lebenszeit hinter sich. Auch wenn die italienischen Blechkleid-Schneider ganz vorsichtig mit der Schere und nicht mit dem Bolzenschneider zu Werke gingen. Modifizierte Schürzen hinten wie vorn sollen zu effizienterer Aerodynamik und zu  höherer Endgeschwindigkeit (286 km/h), führen.  Das Angebot bereichern der  etwas mehr auf die klassische Linie mit viel Leder und Chrom getrimmte GranLusso. Und zweitens unser Testfahrzeug, der GranSport. Wie der Name sagt dominieren dort sportliche Elemente: dunkler Kühlergrill, Sportsitze und viel Carbon.

 

Eine ausgewogene Balance aus komfortablem Gleiter und fauchendem Biest zu schaffen, ist schwierig. Doch das war das Ansinnen des italienischen Autobauers Mit dem Ghibli will Maserati  eine möglichst breite Klientel ansprechen und den Spagat zwischen beiden Elementen vollziehen. Hier etwas mehr gediegene Primaballerina-Attitüde, dort juvenile Lebensfreude. Verschrecken möchte man beim GranLusso aber auch den GranSport-Typen nicht.

Zwei Fahrmodi sorgen in Verbindung mit einer neuen elektrischen Servolenkung für Rückmeldungen. Die Balance zwischen Langstrecken-Komfort und straffer Tamburello-Attitüde ist den Ingenieuren indes im GranSport gelungen. Der Wagen poltert nicht, schluckt  Längs- und Querrillen. Eine modifizierte Dämpferabstimmung kann man sich mittels Wahlhebels in der Mittelkonsole selbst bescheren. Der Allradantrieb verleiht dynamisches, aber herausforderndes, leicht hecklastiges Kurvenverhalten.

Der von der Schwester Ferrari mitentwickelte V6 mit der  von 410 auf 430 PS gesteigerten Leistung macht sich mit gutturaler Klangtechnik beim Betätigen des Starterknopfes bemerkbar. Die Achtgang-Automatik überträgt mit kurzen, kaum wahrnehmbaren Schaltintervallen die Kraft auf alle vier Räder. Wem danach ist, der kann das auch selbst mittels großer Schaltpaddel am Lenkrad übernehmen.

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 286 km/h, für  den Sprint von Null auf Hundert benötigt der Ghibli GranSport 4,7 Sekunden. Maserati hat den Wagen mit einer Menge an Assistenten aus den Bereichen Komfort und Sicherheit ausgestattet. Der  Maserati Ghibli ist  ein ebenso attraktiver wie exklusiver  Gegenpol zu den bekannten Konkurrenten im Hochpreis- Segment. Warum nicht ein Stück klassischer italienischer Lebenskultur dem teutonischen Allgemeinplatz entgegensetzen?

Technische Daten  Maserati Ghibli  GranSport S Q4

Ausführung: fünfsitzige   Limousine

L / B / H: 4,97 / 2,13 / 1,46     Meter

Radstand:                         3.00 Meter

Leergewicht:                     1875 Kilo

Kofferraum:                        500 Liter

Motor:   6-Zylinder Benz., Twinturbo

Leistung:                               430 PS

Hubraum:                             2979 ccm

  1. Drehm.:550 Nm bei 1.750-5.000 U/min

Höchstgeschwindigkeit        286 km/h

CO2-Emission:                     223g / km

Preis:                                     ab 94.900 Euro

Preis des Testfahrzeugs:     101.200 Euro