Mit dem Elektro-Kia bei der Tour de France

Tür auf,  Platz nehmen, Starterknopf bedienen, ein kräftiger Schub, und dann: Nichts, kein Ton. Wie von Geisterhand bewegt setzt sich der mächtige weiße Kombi in Bewegung. Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren bin ich mit elektrischer Hilfe bei der Tour de France unterwegs: Der Kia Optima SW, ein Hybrid-Kombi, war in diesem Jahr von  Roubaix, am Genfer See entlang, durch das malerische Savoien, vorbei an L’Alpe d’huez und  Bourg d’Oisans bis schließlich nach Paris und zurück mein fahrbarer Untersatz.

Bei so einer „Ochsentour“ im heißen Juli kommen ein paar Tausend Kilometer zusammen: Was ich brauchte war ein Langstreckentaugliches Fahrzeug, das  Klamotten, Fotoausrüstung,  Laptop, diverse Akkus, Kabeltrommel, eine Kiste Wasser und eine kleine ausziehbare Leiter für die besonderen Fotomotive  „schluckte.“ Und ein Groschengrab sollte unser Alltagsbegleiter in Frankreich an den Tankstellen natürlich auch nicht werden.

Die Gemengelage Kombi und Plug-in-Hybrid ist nicht gerade das, was uns Tag für Tag auf den Straßen „um die Ohren“ fährt. Dass die Koreaner so etwas überhaupt in ihr Programm aufgenommen haben, spricht erstens dafür, dass der Antriebs-Exot kein Million-Seller werden soll, man andererseits aber doch von dessen Vorzügen und einer akzeptablen Markdurchsetzung überzeugt ist.

Den Hybridantrieb für den SW  hat Kia der Limousine entnommen: Der zwei Liter große Benziner mit vier „Töpfen“ ist ein Direkteinspritzer. Ein reiner Saugmotor,  156 PS stark,  der ohne Aufladung auskommt.  Das ist insofern kein Nachteil, weil – E-Motor-typisch –  beim Start das volle Drehmoment von Beginn an anliegt. Das kam mir in engen Situationen im Gewusel und Gewürge in kleinen Tour-Orten, wo man Lücken im rollenden Verkehr rasch ausnutzen muss, sehr entgegen.

Auf den langen Verbindungsetappen, die über Schweizer und französische Autobahnen führten,  mischte der E-Motor bei ausgeglichener Fahrweise so intensiv mit, dass wir an leichten Anstiegen Vortrieb vernahmen, obwohl die Eco-Anzeige des Displays im dunkelgrünen Bereich eigentlich anzeigte, dass der Verbrenner sich ausgeklinkt hatte.  Die 205 PS Systemleistung verbergen sich eher in einem Gesamt-Konglomerat. Ist die volle Verbrenner-Leistung „aus dem Stand“ heraus gefordert, dann widerspricht das dem Charakter dieses Fahrzeugs. Dann wird er auch manchmal unangenehm laut, ohne das mit entsprechendem Vortrieb zurück zu zahlen.

Dem ruhigen Dahingleiten in der Ebene folgten wahre „Hetz-Kampagnen“ beim Auf und Ab in den Savoier Alpen, wenn es galt den Streckenverlauf zu umfahren um zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem Fotopunkt zu sein. Dass wir im gesamten Verlauf unserer persönlichen Tour einen Verbrauch von 6.6 Litern aufwiesen, zeigt aber zumindest auf, welche Spar-Kapazitäten in diesem Antriebssystem stecken.

Die Abstimmung des Fahrwerks ist nicht gerade auf Kurvenhatz ausgelegt. Sie ist kommod, weniger sportliche straff.  Die Kia-Ingenieure haben den Optima SW Hybrid so ausgelegt, dass eine wunderbare entspannte Reise wie in einem Raumgleiter mit  maximaler Kraftstoff-Ersparnis dabei herauskommt.  Am Platzangebot mangelte es auch unter den eingangs beschriebenen Voraussetzungen nicht. Allerdings ist der  Kofferraum mit 440 Litern deutlich kleiner als im reinen Verbrenner-Optima. So entfällt das Fach  unter dem Ladeboden, das beim Hybriden die Batterie aufnimmt.

Wer sein „grünes Gewissen“ mit dem „Teilzeit-Elektriker“  beruhigen und es dem Verbrenner vorziehen möchte, muss dafür einiges auf den Tisch liegen. Das Einstiegsmodell  mit LED-Scheinwerfern, Navi- und Soundsystem kommt auf 40,490 Euro, In den höherwertigen Ausstattungen kommen dann noch ein paar „Assis“ dazu.

Technische Daten Kia Optima SW Plug-In Hybrid Attract

Ausführung                                       fünfsitziger Kombi

L / B / H                                            4,85 / 1,86 / 1,46 M

Kofferraum                                       440 – 1574 L

Leergewicht                                     1880 kg

Zul. Gesamtgewicht                         2270 kg

Systemleistung                                205 PS

Höchstgeschwindigkeit:                  192 km/h

Elektrische Reichweite                    62 Kilometer

Energie-Effizienzklasse:                  A+

Preis:                                               ab 40.490 Euro