CVT-Getriebe: Mit Subaru und Schaeffler tun sich zwei Schwergewichte zusammen

Handschalter oder Automatik? Die Getriebe-Entscheidung im neuen  Automobil  wird manchmal zur Glaubensfrage. Verfechter einer manuellen
Kraftübertragung stehen genauso zu ihrer Überzeug wie „Automatik-Liebhaber“. Nach dem Motto: So gut wie das eine Automatik macht, kann das kein Mensch per
Hand machen.   Lange Jahre waren  Automatik-Fahrer auch als „Schleicher“ oder altbackene „Opa-Fahrer“ verschrien. Die wirklich sportlichen  Zeitgenossen in einem Automobil waren dagegen diejenigen, die selbst noch mit Verve am Schaltknüppel  die Auswahl der Gänge bestimmten.

Workshop Schaeffler 03Doch derlei Vorurteile gehören inzwischen längst der Vergangenheit an. Keinen guten Ruf hatten jedoch über lange Zeit so genannte CVT-Getriebe. Das böse Wort vom „Gummiband-Effekt“ bedeutete nichts Anderes, als dass der Motor beim Schaltvorgang  im schlimmsten Fall grässlich aufheult, die einsetzende Beschleunigung den Namen aber nicht wirklich verdient.  Das soll jetzt anders werden. Das Zauberwort heißt Lineartronic:  Das gemeinsam von Schaeffler und dem japanischen Allrad-Spezialisten Subaru entwickelte CVT-Getriebe der dritten Generation steht dabei vor einer weiteren Herausforderung: Erstmals nämlich wird die stufenlose Automatik in Verbindung mit einem Boxer-Diesel verbaut.

Workshop Schaeffler 01Die Vorteile eines derartigen Getriebes  liegen auf der Hand:  Durch  die stufenlose Anpassung der Übersetzung ohne Verlust der Zugkraft  kann der Motor stets im verbrauchsgünstigsten Kennfeldbereich operieren. Dr. Harmut Faust, Entwicklung Getriebesysteme bei der Schaeffler-Gruppe erläutert: ,,Das CVT ist eine komfortable Lösung für hohe Verkehrsdichten mit stark schwankenden Fahrgeschwindigkeiten.“  Mit Komponenten der Schaeffler-Marke LuK könten maximale Übersetzungsspreizungen ermöglicht werden.  Auch Hybrid-Fahrzeuge (Benziner oder Diesel)   ließen sich mit entsprechenden CVT-Komponenten optimal kombinieren

Im  Subaru Outback 2.0D arbeitet die stufenlose CVT-Automatik auch in einem Boxer-Diesel. Diese Kombination ist beredtes Beispiel für eine sinnvolle Zusammenarbeit zweier Experten auf ihrem speziellen Fachgebiet. Luk steuert in diesem Fall  die Laschenkette und Gleitschienen bei. Luk  ist seit zehn Jahren Partner  von Subaru auf diesem Gebiet war  auch an der Entwicklung der  ersten Generation der Lineartronic von Subaru  beteiligt.

Workshop Schaeffler 02CVT-Getriebe haben vor allem außerhalb der europäischen Märkte längst ihren Siegeszug angetreten. So stieg die weltweite CVT-Produktion auf mittlerweile fast sieben Millionen Einheiten p. A. an. In Japan werden bereits mehr als ein Drittel aller neuen Fahrzeuge mit dieser stufenlosen Getriebe-Automatik ausgestattet. CVT hat weltweit mittlerweile einen Anteil von neun Prozent am Gesamtmarkt. Aus diesem Grund   werden am Luk-Produktionsstandort in der Nähe von Baden-Baden  etwa  1,2 Millionen CVT-Ketten für drei verschiedene internationale Autobauer  sowie die notwendige Anzahl  von  Gleitschienensets  produziert. .

Allerdings ist das Thema einer stufenlosen Automatik auch keine Erfindung der technischen Neuzeit. Schon in den 1960er und 1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts machte der holländische Autobauer DAF  (van Doorn) mit der Serien-Fertigung einer solchen Übersetzungs-Lösung auf sich aufmerksam. Doch die  akustischen und technischen Nebenwirkungen angesichts hoher Drehzahlen  verhinderten  eine weitergehende Entwicklung.

Workshop Schaeffler 04Die Kupplungs-Experten von  LuK haben jetzt  statt des Treib-Riemens aus grauer Vorzeit, die angesprochene  Laschenkette aus einem hochfesten Stahl entwickelt.  Die erforderlichen Rechen-Parameter wie Öffnung des Gaspedals, Motordrehzahl oder Getriebe-Übersetzung ließen sich via Laptop bei Testfahrten auf dem Schaeffler-Gelände in der Nähe von Baden-Baden nachvollziehen. Im aktiven Fahrbetrieb mit den entsprechenden Subaru-Fahrzeugen ergab sich eine  ruckfreie Beschleunigung ohne Zugkraftunterbrechung aus einem breiten Drehmomentband heraus. Das senkt zudem den Kraftstoffverbrauch und erhöht den Fahrkomfort. Bereits heute arbeitet Luk an weiteren Lösungen für noch Drehmoment-stärke Motoren mit bis zu 500 Newtonmetern.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun