Stichtag 27. Juni: Der Ring hofft auf Mainz

„Ladies and gentlemen, start your engines“ – „Meine Damen und Herren, starten Sie ihre Motoren“ – Das weltberühmte Kommando zum Start der 500 Meilen von Indianapolis („Indy 500“) soll nun auch – vorbehaltlich der ausstehenden behördlichen Genehmigung – für die Motorsportler auf dem Nürburgring gelten. In knapp sechs Wochen, am 27. Juni, soll nach dem Willen des Veranstalters  VLN  der Start zum ersten von acht in diesem Jahr geplanten Rennen der Nürburgring Langstreckenserie (NLS) erfolgen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit zwar, also (noch) ohne Zuschauer. Aber: es werden wieder Rennen  gefahren auf dem „Ring“. Vorausgesetzt, das der Kreisverwaltung Ahrweiler in der vergangenen Woche vorgelegte Hygiene-Konzept findet Zustimmung und daraus folgernd auch Genehmigung in Mainz.  Die Nordschleife und die Grandprix-Strecke erwachen wieder,  wenn auch vorerst sprichwörtlich „im ersten Gang.“

Einer, der sich, sollte es soweit kommen, wohl ganz besonders freuen wird ist Christian Stephani.  Der 33jährige, seit neun Jahren in verschiedenen Funktionen am Nürburgring tätig, hatte zum 1. Januar dieses Jahres sein Amt vom langjährigen VLN-Geschäftsführer Dietmar Busch übernommen und sah sich  aufgrund der Corona-Krise unmittelbar nach seiner Amtsübernahme vor eine riesige Herausforderung  gestellt: Statt an „ein paar Stellschrauben zu drehen“, wie er es bei Staffel-Übergabe nannte, galt es, die Serie, die „das Herz des Nürburgrings“  ist, in Zeiten des weltweiten Stillstands behutsam aber beharrlich in eine noch ungewisse Zukunft zu führen.

Gemeinsam mit Experten des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn erarbeiteten Stephani und sein Team ein VLN-Konzept, dessen wichtigste Eckpfeiler das Minimieren persönlicher  Kontakte, das Vermeiden von Menschenansammlungen und eine konsequente Umsetzung der geforderten Hygiene-Maßnahmen sind. „Wir mussten in den vergangenen Wochen heftige Einschränkungen in Kauf nehmen und konnten bis heute keines der geplanten Rennen umsetzen. Alle, ob  Teilnehmer, Organisation oder Fans,  müssen auch jetzt  Kompromisse eingehen“, sagt Stephani, vertrauend auf „die Solidarität unserer Fans und Teilnehmer.“

Wie in der Fußball-Bundesliga bleibt die Öffentlichkeit „so lange wie nötig“ (O-Ton VLN) ausgeschlossen.  Das betrifft Fahrerlager, Tribünen an der Grandprix-Strecke und Nordschleife. „Die Parkplätze zu den Zuschauerpunkten bleiben geschlossen und werden überwacht“, kündigt Stephani an. Auch die Boxen, in denen für gewöhnlich an mehr als 160 Autos gearbeitet wird, bleiben am Renntag  geschlossen.  Stattdessen wird im 58.000 Quadratmeter großen Fahrerlager jedem Team ein separater Bereich zugewiesen, wo Arbeiten am Fahrzeug vorgenommen werden können.

Die VLN macht sich dabei die Erfahrungen von  2002 zunutze, als am Nürburgring das neue Boxengebäude errichtet worden war. Wie damals führt die  Zufahrt auch jetzt  über die Boxengasse, wo die Boliden betankt werden. Danach geht es  durch die vorletzte Box in die Open-Air-Boxengasse und durch die letzte Box nach dem Service zurück auf die Rennstrecke.

Im Fahrerlager hat nur ein Minimum an Personen Zutritt. Meetings werden ausschließlich digital abgehalten. Für die Sportwarte gilt im Paddock und an der Nordschleife Mund- und Nasenschutzpflicht.  Nach einem  Ortstermin vergangene  Woche mit Prof. Martin Exner und Dr. Jürgen Gebe vom Universitätsklinikum Bonn erstellten diese ein  Gutachten, in dem es heißt, dass  „unter der Maßgabe, dass die Vorgaben eingehalten werden, eine Ausrichtung der Langstrecken-Serie auf dem Nürburgring unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus hygienisch-medizinischen Gesichtspunkten…“ empfohlen werden könne.

Bei den Fahrern aus der Region stößt die Aussicht auf den möglichen Saisonstart Ende Juni auf Zustimmung. „Auch wenn es sehr gewöhnungsbedürftig sein wird unter diesen Umständen, ist das Wichtigste, dass der Rennsport überhaupt wieder in Gang kommt. Alles andere wird sich ergeben“, sagt der VLN-Champion des Jahres 2018, Phillip Leisen aus Irrel.

Terminkalender

NLS 2020

Folgende Rennen der Nürburgring-Langstreckenserie (NLS)  sind für dieses Jahr noch geplant:

27.06. – Rennen 1 (4h)

11.07. – Rennen 2 (4h)

12.07. – Rennen 3 (4h)

01.08. – Rennen 4 (4h)

29.08. – Rennen 5 (6h)

24.10. – Rennen 6 (4h)

07.11. – Rennen 7 (4h)

21.11. – Rennen 8 (4h)