Fiat 500 L: Das erste Auto, das Espresso kochen kann…

Mamma mia, da gehen die Italiener ab ran. Nicht an den Speck wie die Mäuse, sondern  an ihr kleine Knutschkugel, den Cinquecento (500). Denn der wird jetzt mächtig aufgeblasen, ein richtiger kleiner Minivan wird das. Einer, den Fiat an Familien mit Kleinkinder, an die üblichen Individual-Reisendenden mit viel Sinn für Freizeitgestaltung und – man höre und staune – an Senioren mit Enkeln, die es zu transportieren gilt, verkaufen wollen. Und obwohl der Fiat 500 L (wie lang, lebenslustig, oder loft dank großem Panorama-Glasdach)  das Basismodell mit 4,15 Metern Länge um satte 60 Zentimeter in den Schatten stellt, hat er mit Diesem doch viele Gemeinsamkeiten: unzählige Individualisierungsmöglichkeiten, viel Pep in der Ausstrahlung und Ausstattung, ein pfiffiges Design und überraschende Detail-Lösungen. Und zwei zusätzliche Türen obendrauf.

Es ist beileibe nicht so, dass es ein ähnliches Auto im Konzern nicht schon vor vielen Jahrzehnten gegeben hätte. Der 600 Multipla aus den 1950er Jahren beispielsweise hatte ähnliche „innere Werte“, und galt als Urahne der kompakten Großraumlimousinen.  Dank der konsequenten Weiterentwicklung des „Cab-Forward“-Konzeptes  stellen die Italiener jetzt ein Auto auf die Räder, das mit seiner Länge von 4,15 Metern, mit 1,66 Metern Höhe und 1,78 Metern Breite äußerlich zwar kompakt ist, dabei jedoch einen variablen Innenraum mit hohem Nutzwert bietet. Für Singles, solche, die es mal waren und solche, die noch ein paar weitere Singles und allerlei Krimskrams mitnehmen möchten.

War der Fiat 500 sowohl in seiner Basisversion, als „Abarth“ oder Cabrio in erster Linie ein Fahrzeug für den „Einzelkämpfer im Großstadt-Dschungel“, so mutiert er jetzt zum richtigen Familienauto. Zu einem Grundpreis von 15.990 Euro kommt er am vorletzten Oktober-Wochenende in der Ausstattung „Pop“ mit einem1,4 Liter 16V und  95 PS starken  Benzinmotor auf den Markt. Serienmäßig gehören  unter anderem  dazu ein elektronisches Fahrstabilitätssystem (ESP),  eine Antischlupfregelung (ASR),  eine Berganfahr-Hilfe, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, 15-Zoll-Räder sowie verstellbarer Fahrersitz und Lenkrad. Sechs Airbags sorgen für ein größtmögliches Maß an passiver Sicherheit. Zwischen dieser Einstiegsvariante und dem „500 L Lounge“ (ab 19.000 Euro) für 20.700 Euro mit einem 85 PS starken 1.3 Liter Multijet Diesel kann sich der Kunde dann austoben in seinem Gestaltungs- und Individualisierungsdrang. Während beim Zweitürer die Gäste in der zweiten Reihe noch recht mühsam auf den Rücksitz krabbeln und dort die Knie anziehen mussten, gehen in den Viertürer bequem vier Erwachsene rein. Zusätzlichen Platz gibt es, wenn man die Sitzbank nach einem kurzen Griff noch einmal um bis zu 15 Zentimeter nach hinten rutschen lässt.

Wo „L“ drauf steht, ist auch „L“ drin. Zumindest in diesem Fall: Das gilt nicht nur für die Passagiere, sondern auch für das Gepäck: Schon bei größtmöglicher Beinfreiheit für die Fond-Reisenden liegt das Kofferraumvolumen bei etwa 400 Liter. Wird die Rücksitzbank umgelegt, dann werden das mehr als 1200 Liter. Die wiederum sind abtrennbar, Zerbrechliches kann von großformatigem, kantigem Transportgut getrennt werden. Im Innenraum gibt es zudem jede Menge Ablagemöglichkeiten, der Beifahrersitz kann zum Tisch umfunktioniert werden, der gesamte Innenraum lässt sich zur ebenen Transportfläche umfunktionieren. Sieht man mal vom „lästigen Übel“ des Fahrersitzes ab…

Bei aller Funktionalität haben sich die Italiener doch etliche, teils liebenswert chice, teils auch ein wenig spleenige Extras einfallen lassen.  Zu Letzterem gehört mit Sicherheit die – kein Witz – auf Wunsch nachrüstbare – kleine Espressomaschine. Zwischen „200 und 300 Euro“ soll das unabwendbare Teil fürs italienische Lebensgefühl  kosten, das mit einer Halterung in der Mittelkonsole angebracht werden kann. Das gute Stück von Hersteller Lavazza  soll natürlich nur bei stehendem Fahrzeug bedienbar sein. Ein Auto also, bei dem man sich nur auf eigenen Wunsch die Finger verbrennen kann.

Für den Antrieb stehen  zunächst  zwei Benziner, die beide schon die zukünftige Emissionsnorm Euro 6 erfüllen, und ein Diesel zur Verfügung. Der kleine Benziner stemmt 95 PS auf die Kurbelwelle, der größere deren 105. Komplettiert wird das Angebot durch einen Diesel mit 1,3 Litern Hubraum und 85 PS. Der passt mit seinem maximalen Drehmoment von 200 Newtonmetern gut zu dem wendigen Maxi-Flitzer

Beim „500 L“ als großem Bruder soll es nicht bleiben. Für das nächste Jahr hat Fiat zwei weitere 500er-Varianten angekündigt: darunter eine Crossover-Version mit Offroad-Look.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun