Fiat Freemont: Der Italiener, der mal ein US-Boy war

Crossover nennt man Fahrzeuge, die eine Menge  Ansprüche zugleich  an ihren Besitzer erfüllen können. Zu  dieser Kategorie gehört neuerdings  auch der Fiat Freemont, ein Siebensitzer, der halb Großraumlimousine, halb Familienfahrzeug, halb Transportmittel für Freizeit-orientierte Zeitgenossen ist. Zwar waren  die Italiener in diesem Segment mit dem mittlerweile eingestellten Ulysse vertreten, doch inzwischen nutzt das Haus  die Synergien mit dem Kooperationspartner Chrysler. So ist der Freemont nichts anders als ein modifizierter  Dodge Journey. Wobei man durchaus an kompetenter Stelle gelandet ist, sollte man meinen. Denn mit dem Voyager stellte Chrysler dereinst den Ur-Ahn auf die Straßen. 

Den Freemont kennzeichnen gegenüber dem Ulysse wuchtige Formen mit weit ausladenden Radhäusern, einem eben solchen Kühler und kaum abgerundetem Formenspiel. Bis auf Kühlergrill und das Fiat-Logo ist das identisch mit der US-Vorgabe.  Allerdings haben die Italiener nicht das weitestgehend spartanisch anmutende Innenleben des Dodge übernommen, sondern den Freemont zum großen Teil an europäische Erwartungen und Bedürfnisse angepasst. Dazu gehört ein großes, mittiges  Display, das es auch ohne Navi-Option gibt. Die Vorzüge solcher US-Vans wie jede Menge Cupholder, Ablagen oder Stauraum in der Mittelkonsole wurden dagegen übernommen.

Wer im Fiat Freemont Platz nimmt, kann sich nicht über mangelndes Platzangebot für Kopf, Knie oder Ellenbogen beschweren. Außerdem ist die zweite Sitzreihe leicht erhöht, die Passagiere genießen demzufolge Aus- und Übersicht. Ausklappbare Sitze in der dritten Sitzreihe laden zusätzliche Personen mit viel Fußraum ein. Dank  einer verschiebbaren vorderen Sitzbank sind sie recht leicht  zu erreichen. Voll besetzt mit sieben Personen, verliert das Volumen des Kofferraums allerdings erheblich an Umfang

Wendigkeit und Manövrierfähigkeit im urbanen Dschungel sind sicherlich nicht die Stärke des Fiat Freemont.  Zumal wegen der recht schmalen Fenster und der ausladenden Karosserie das Gefühl für tatsächliche vorhandenen Raum und Platz ein wenig verloren gehen mag. Dagegen hat Fiat einiges für den Fahrkomfort mit einer verbesserten Federung und einer direkter ansprechenden Lenkung getan.

Für den Antrieb des fast zwei Tonnen schweren Probanden ist der stärkere  Diesel mit 170 PS (29.290 Euro) empfehlenswert. Seine Stärken spielt der Van dann aus, wenn er einmal auf der Autobahn unter Teillastbereich mit nicht zu hohen Drehzahlen bewegt wird. Das Aggregat nervt nicht durch lästige Akustik und ist auch kein Schluckspecht. Knapp sieben Liter gibt der Hersteller für derlei gearteten Umgang mit dem Fahrzeug an. Darunter gibt es noch eine 140-PS-Variante, die für 26.190 Euro zu haben ist. Mit dieser Preisgestaltung liegt er unterhalb der Konkurrenz wie Volkswagen Sharan, Renault Espace, oder Ford Galaxy.  Der Freemont glänzt zudem  mit einer reichlichen Serien-Ausstattung. Als Option gibt es auch eine Variante mit Allradantrieb.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

20120829_FIAT Freemont