Sogar von „Jockel“ Winkelhock geadelt: Opels neuer Supersportler Astra OPC

Das Kürzel „OPC“ steht im Hause Opel für „Opel Performance Center“. Es steht aber auch für besonders sportliche Modelle des Rüsselsheimer Autobauers. Quer durch die Angebotspalette wurden Modelle wie Corsa, Astra oder Zafira „geschärft“ und damit deren Spaßfaktor erheblich erhöht. Wir „genehmigten“ uns aus dieser Reihe den „Astra OPC“ und stellten fest: Dieses Auto trägt eines zu Recht: nämlich den Blitz als Markenzeichen.

Wenn ein Mann wie Tourenwagen-Pilot Joachim „Jocki“ Winkelhock im Gespräch über die sportlichen Gene eines Autos, das eigentlich für die Straße gemacht ist, ins schwärmen kommt, dann muss an diesem Fahrzeug schon etwas Besonderes dran sein.  Nicht nur, dass bislang mit seinen 250 km/h Höchstgeschwindigkeit kein Kompakter aus Rüsselsheim jemals schneller war: Winkelhock, Angehöriger einer schwäbischen Rennfahrer-Familie, lobt vor allem das Set-Up des Fahrzeugs, sein Handling, seine Ausgewogenheit bei aller extremen Leistungsentfaltung. „Er hat kein bisschen was von den Unarten eines Fronttrieblers. Er zerrt nicht am Lenkrad, er schiebt nicht übertreiben über die Vorderräder“, plauderte der „Jockel“ am Vorabend unserer eigenen Erfahrungen mit dem Astra der Opel-Motorsportabteilung.

Ein kurviges, Kilometer langes Straßengeschlängel in der nördlichen Eifel, ein paar Kilometer (leider nicht ganz so freier) Autobahn: sie sollten uns einen ersten Eindruck von dem satt auf der Straße liegenden Astra OPC machen. Wenn der erste Eindruck immer der beste und nachhaltigste ist, dann darf man unserem Probanden hier schon die ersten Bonuspunkte geben: Ein optischer Auftritt, der auf viel Aerodynamik Wert legt. Ein Blechkleid, das mit mächtigen runden, fast schon erogen anmutenden, aber in sich stimmigen Proportionen darauf hindeutet: Hey Sportskamerad, mit mir kannst Du was erleben. Darauf deutet in noch einmal ganz besonders der mächtige Heckspoiler hin.

Diese Anmutung geht auch im Innenraum weiter. Weiches, angenehmes, Ledergestühl mit integrierter Kopfstütze und ausgezeichnetem Seitenhalt. Die seitlichen Begrenzungen der Sitzlehnen und der Sitzfläche lassen sich sogar aufpumpen. In das gleiche Kaliber schlägt die  gelochte Alu-Pedalerie. Dazu bietet der Astra OPC bei aller Kompaktheit noch ausreichend Kopf- und Beinfreiheit.

Dann die erste Bekanntschaft mit dem Fahrzeug in seinem Element: Eine Schaltkulisse mit kurzem, knackigem und präzisem Verlauf der Gänge. Gewaltige 400 Newtonmeter an Drehmoment bei satten 280 PS: da kommt Vorfreude auf. Die ersten Kilometer belegen denn auch, dass die Zahlen nicht nur blanke Makulatur sind. Das gefürchtete Turboloch früherer Tage haben die Entwickler ihrem jüngsten „Baby“ ausgetrieben. Der Astra OPC kommt ohne Leistungsverlust aus dem tiefsten Keller heraus und „jubelt“ die Klaviatur des Gangwechsels auf dem Drehmomentband voller Freude aus.  Kein Kraftschlussverlust in irgendwelchen Touren-Bereichen.

Was uns besonders beeindruckt an dem Fahrzeug ist dessen Grip in den Grenzbereichen. Während der Fahrt kann man zwischen den verschiedenen Modi wie „Standard“, „Sport“ und „OPC“ wählen, wobei bei Letzterer eine gewisse Gewöhnungspraxis für besonders sportliche Modelle von Vorteil ist. In diesem Falle hat man das Gefühl, als gehe ein regelrechter Ruck durch die gesamte Abstimmung des Fahrzeugs, die dann von kommod auf „leicht brutal“ umschaltet.  Der Astra OPC hängt dann noch schneller und direkter am Gas, die Lenkung nimmt die Befehle aus den Handgelenksbewegungen des Fahrers mit höchster Sensibilität auf. Wenn überhaupt, dann sollte man dem Fahrer diese Option gerade in einem solchen Fahrzeug bieten.

Um den angeschärften Fahrmodus auch optisch zu verdeutlichen, wechselt in der Instrumentenbeleuchtung von Weiß auf sattes, aggressives Purpur-Design.  Zum Schluss noch ein paar Daten für das Kompaktfahrzeug mit dem 280 PS starken und zwei Liter großen Vierzylinder-Triebwerk. Dessen Verbrauch gibt der Hersteller mit 8,1 Liter auf 100 Kilometer an, was aber wohl zu Lasten des Spaßfaktors gehen würde. Ein Kofferraum mit (nicht umgelegten Sitzen) von 380 Litern ist durchaus alltagstauglich. Wer sich vor leichten „Umbaumaßnahmen“ im Inneren des Fahrzeugs nicht scheut, kommt dabei auf 1165 Liter.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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