US-Luxus für „good old Europe“: Der neue Cadillac CTS

In Europa ist  die US-Premiummarke Cadillac ein exotischer Außenseiter. Heimat der kantigen Highclass-Fahrzeuge sind vielmehr die Vereinigten Staaten. Mit dem neuen CTS will Cadillac jetzt einen neuen Anlauf gegen die deutschen Premium-Marken nehmen.

Cadillac Roadshow 2014 01Wer Cadillac hört, der meint mitunter zunächst einmal  den bekannten Songtext „My Baby drove up in a brand new Cadillac“. Doch an dieser Stelle geht es weniger um Hits, in denen die amerikanische Kultmarke besungen wird, sondern um das neue Modelle, mit dem  man jetzt in Europa gegen Mercedes-Benz, Audi und BMW antreten will und sich als exklusive Nische einer ganz bestimmtem Klientel in der Premium-Klasse etablieren will.  Obwohl dies, wie die beiden japanischen Luxus-Ableger von Nissan und Toyota, nämlich Infiniti und Lexus,  mit ihren geringen Zulassungszahlen nachdrücklich unter bewies stellen, dass man sich mit derlei Status-Fahrzeugen hier schwer tut. Der Mark, so hat es den Anschein, hat  nicht gerade auf diese Neuzugänge gewartet.

Die im Jahr 1902 ins Leben gerufene amerikanische Luxusmarke gehört seit der Gründung von General Motors nur sieben Jahre später  zum GM-Imperium.  Cadillac stand stets für  ein eigenes, ganz außergewöhnliches, stark konturiertes Design. Und vor allem  für eines: Für Luxus made in USA. Das ist auch beim neuen CTS der Fall. Ein solches Fahrzeug, das war unser erster Eindruck, verwechselt man kaum mit irgendeinem anderen Auto dieses gehobenen Segmentes.  Soll man wohl auch nicht.

Cadillac Roadshow 2014 08Die dritte Generation des CTS  ist  ausschließlich mit einem zwei Liter großen Vierzylinder-Turbomotor (276 PS) erhältlich. Die Kraftübertragung erfolgt mit einer Sechsgang-Automatik, entweder nur auf die Hinterräder oder auch auf alle vier Räder. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 240 km/h. Den  Benzinverbrauch gibt der Hersteller, dessen Europazentrale in der Schweiz angesiedelt ist, mit 8,6 Liter an. Den  Spurt von Null  auf 100 km/h erledigt  der CTS in 6,8 Sekunden. 400 Newtonmeter Drehmoment von  1700/min bis zu 5500/min sind ein gewichtiges Antriebs-Argument.

Im Interieur lässt Cadillac keine Zweifel darüber aufkommen, wo man seine (neuen) Kunden sucht. Jede Menge Platz für Beine, Arme und Kopf (der neue CTS ist gegenüber dem Vorgänger um 13 Zentimeter auf 4,97 Meter gewachsen), dazu Oberflächen mit hochwertigstem Material. Wahlweise steht Holz-, Karbon- oder Aluminium-Ausprägung zur Verfügung. Das griffige Lederlenkrad mit den dazu gehörenden Schaltpaddeln zielt ganz auf den europäischen Kunden. Ein acht Zoll großer Touchscreen-Monitor dient zur Steuerung aller Bordsysteme.

Cadillac Roadshow 2014 09Die Neuauflage ist zwar länger, aber durch den Einsatz von Fahrwerkskomponenten aus Leichtbau sowie viel  Aluminium bei Türen und Motorhaube auch um 110 Kilogramm leichter geworden. Das Kofferraumvolumen beträgt 388 Liter), was nicht unbedingt ein Premium-Wert ist. Die reichlich vorhandenen Assistenz- und Warnsysteme vor allen möglichen Gefahren haben uns bei unserer ersten Ausfahrt durch ständiges rütteln und vibrieren eher irritiert, als dass man sie wirklich als hilfreich empfunden hätte. Zur Beruhigung sei allerdings auch gesagt: Die elektronischen „Heinzelmännchen“ lassen sich auch deaktivieren.

Die Amis lernen aber auch in kleinen Dingen hinzu, wenn es darum geht, sich Bedürfnissen neuer Zielgruppen an zu passen: So ist der neue CTS der erste Cadillac, für den es einen automatischen Parkassistenten gibt.  Er erkennt parallel liegende Parkplätze und lenkt das Auto dann problemlos in die Lücke.

Cadillac Roadshow 2014 10Die Preisliste für den Cadillac CTS mit seiner umfangreichen Serienausstattung beginnt bei 49.900 Euro. Das ist im Vergleich zu deutschen Premium-Modellen  um einiges höher angesiedelt, doch relativiert sich dieser Vergleich angesichts der Ausstattungsliste der Konkurrenz. Und den Bonus, etwas Besonderes zu sein und Cadillac zu fahren, lässt man sich – wenn es denn geht – denn auch mal gerne etwas kosten.

Cadillac will seinen Auftritt in „good old Europe“ zudem mit einer Ausweitung seines Händlernetzes und einem Versprechen für die „Exoten unter den Exoten“ verbinden: Denn neben den „normalen“ Modellen wie eben dem CTS  sollen die GM-Ikonen Corvette Stingray und Camaro bald über hiesige Cadillac-Händler verkauft werden.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun