70 Jahre Porsche 356 – Eine Liebeserklärung

Es ist nicht so, dass ich, Jahrgang 1951, von Hause aus eine Aversion gegen die junge Dame, Jahrgang 1943,  gehabt hätte, als mir ihr Name zum ersten Male auffiel. „Ich war ein Außenseiter. Ich habe gelesen, ich habe gemalt, ich habe nachgedacht. Ich habe Nigger nicht gehasst.“ – Allein diese Aphorismen, die man ihr nachsagte, öffneten mir in den späten 1960er Jahren den Weg zu der Rock- und Blues-Interpretin Janis Joplin. Und vor allem ihr allerletzter Song, der sie, auch nach ihrem frühen Tod mit nur 27 Jahren, mit kreischender, überschnappender Stimme auf Vinyl  am Leben erhalten sollte, machte uns irgendwie zu Geschwistern im Geiste.

Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz. My friends all drive Porsche, i must make amends“. Was, ironisch gemeint, so viel heißen sollte  wie „inmitten all meiner Porsche fahrenden Freunde muss ich unbedingt auffallen um mein  Seelenheil zu  finden. Ich brauche einen dicken Mercedes-Benz.“ Nein, so tun als ob,  mit dem Benz inmitten der flotten kleinen Porsche-Flitzer den Dicken Maxe spielen, das war nicht ihre Welt gewesen.

Und vielleicht stand für mich, als vor mittlerweile acht Jahren die über Jahrzehnte angesparte Kohle aus dem Presseversorgungswerk fällig war und ich mir (m)einen Jugendtraum in Form eines  historischen Porsche erfüllen konnte, von Beginn an fest: Ein Elfer sollte es nicht sein. Kein Carrera, kein Targa. Alles feine Sahnestückchen. Aber ich wollte  zurück zu den Wurzeln. Dorthin, wo alles begann. In eine Zeit, in der  Porsche noch ein kleines, aber feines Stück vom neuen Wirtschaftswunder war. Wo Otto Normalverbraucher, wenn überhaupt, Käfer fuhr. Oder einen  Lloyd, den legendären Leukoplastbomber.  Einen Goggo, eine Isetta oder Ähnliches.

Und so wurde mein Freund Karl, ein Porsche-Kenner und Porsche-Versteher ersten Ranges dann auch drüben in Santa Monica fündig, nachdem ich ihm den Auftrag gegeben hatte: „Ich will einen 356. Technisch top. Ein Fahrzeug, kein Stehzeug.  Aber ein Automobil mit „Moos auf dem Buckel“. Ein Porsche,  der authentisch ist. Einer, dem man ansieht dass er gefahren wurde. Dass er respektiert, geschätzt und geliebt wurde. Nix Halbgares nachgewerkelt in der feinen Restaurier-Manufaktur.

Heute sind wir beide, mein TR – CB – 356 H (einen Kosenamen habe ich immer noch nicht, das ist nicht so mein Ding)  und ich, ein  Duo geworden. Eines,  das die Macken des Anderen erträgt und sich nicht mehr darüber aufregt. Wobei ich nicht weiß, wer mehr Macken hat. Er, dessen Geburtstag auf den 26. Mai 1950 datiert wird, oder ich.  An eben jenem Tag soll, so die Archive, der erste Kunde seinen Porsche 356 in jenem Stuttgarter Stadtteil abgeholt haben, der zum Synonym für den deutschen Sportwagen der Automobil-Geschichte überhaupt wurde: Zuffenhausen.

Die ersten 356 liefen,  oder besser gesagt fuhren,  mit ihren 40 PS auf nichts anderes als auf den Genen des VW Käfers. Vor dem Krieg von Ferdinand Porsche entwickelt. In den Jahren nach dem „tausendjährigen“ Reich, das nur deren 12 überdauerte, wurde der 356, den es als Coupé und Cabriolet gab, das spätere Markenzeichen seines Sohnes Ferry.  Der Porsche 356, für den die ersten Blechliebhaber der jungen Republik runde 10.000  Mark hinblättern mussten, kam von ganz unten, als die junge Republik noch in Trümmern lag. Und er fuhr nach ganz oben. Stars und Sternchen aus den Traumfabriken wieselten und wuselten mit dem kleinen Flitzer aus dem schwäbischen Zuffenhausen herum, dass den US-amerikanischen Achtzylinder Big Blocks die Luft weg blieb.

Vielleicht ist es das, was mich mit meinem Porsche 356, Jahrgang 1963, immerhin schon 70 PS aus seinem Vierzylinder Boxer generierend, so sehr verbindet. Er ist wie ich ein Kind  jener Zeit, in der man noch das Brot der frühen Jahre aß und es genoss. Ich habe fast vier Jahrzehnte gebraucht, bis ich mir meinen Traum vom eigenen Porsche erfüllen konnte. Und irgendwie ist mein TR – CB – 356 H in die Familie, die zugegebenermaßen nur aus mir besteht,  aufgenommen worden: Denn mein erstes Fahrzeug, erworben für 700 D-Mark 1971, war, wen mag es wundern: ein VW Käfer.

Danke Ferdinand Porsche, danke Ferry Porsche