Peter Lustigs Erben: Contis Öko-Reifen vor dem Durchbruch

„Vision 2025“ so nennt sich auf den Punkt gebracht das Kürzel für die Zukunfts-Strategie des Hauses Continental. Als einer der führenden Zulieferer der Automobil-Industrie haben die Hannoveraner mächtig  in ihre globale Ausrichtung für die kommenden Jahre und Jahrzehnte investiert. Für Schlagzeilen sorgt in erster Linie ein Produkt, das aus den Wurzeln des Löwenzahns gewonnen wird.

Conti Adidas 02Das Credo, vor allem in den zukunftsträchtigen Märkten in China, Brasilien und den USA lautet: ein schnelleres Wachstum vorlegen, als es die Marktentwicklung vorgibt. Mehr als zwei Milliarden Euro hat die Nummer vier des weltweiten Rankings in der Reifen-Industrie seit 2011 in den Ausbau von weiteren Produktions-Standorten in Forschung, Entwicklung, aber auch in die personelle Aufstockung des Unternehmens weltweit gesteckt.

Kapazitätserweiterungen in bereits bestehenden Werken stehen mittlerweile neue Reifenwerke in den Schwellenländern (Standorte Camacari, Brasilien und Hefei, China) sowie Mt. Vernon (Illinois, USA) gegenüber. 2004 kamen noch 74 Prozent des Reifen-Outputs aus Europa. Langfristig will sich der Hannoveraner „Gummi-Riese“ mit einer neuen Balance selbst interpretieren. Dabei sollen lediglich noch die Hälfte des gesamten Ab- und Umsatzes aus Europa, die anderen 50 Prozent dagegen aus den erwähnten neuen Produktionsstandorten kommen. Zu Beginn der neuen Wintersaison präsentiert Conti als Neuzugang in seinem gesamten Portfolio weitere Optionen. So ist der WinterContact TS 850 P, der im vergangenen Jahr eingeführt wurde, jetzt auch für SUV verfügbar. Dieser Reifen ist in erster Linie für Pkw der Mittel- und Oberklasse sowie für Sportwagen konzipiert und ausgelegt. Conti spricht sich allerdings nicht nur bei Limousinen oder reinen Sportfahrzeugen, sondern auch im Bereich der Premium-SUV aus Gründen der Fahrsicherheit und des Fahrkomforts, ganz klar für speziell entwickelte Winterreifen aus.
Conti Taraxagum 02Aufgrund neuer gesetzlicher Vorgaben in den skandinavischen Ländern, aber auch für die Märkte in Russland und Japan, hat der Winterreifen-Spezialist einen Pneu mit besseren Eis-Eigenschaften eingeführt: Das Produkt mit Namen „IceContact 2“ ist leichter geworden und mit einer innovativen Spike-Technologie ausgestattet. „Die Anforderungen in den betreffenden Regionen sind sehr hoch, deswegen muss man dort ein solches Premium-Produkt anbieten“, sagt ein Conti-Sprecher. Unter diesen Gesichtspunkten sei dieser Reifen für die arktischen Regionen auch mehr als nur ein reines Image-Produkt. „Winterreifen“, sagt Conti-Experte Dr. Holger Lange, seien die „Königsdisziplin der Reifenentwicklung.“

Für den Einsatz in hiesigen mitteleuropäischen Märkten hat Conti mittlerweile auch einen Winterreifen für Elektrofahrzeuge und Hybride fertig zur Produktion. Im Vergleich mit einem konventionellen Serienreifen soll sich das „Hybrid- und Stromer-Produkt“ durch einen um 30 Prozent geringeren Rollwiderstand auszeichnen. Der Conti.eContact Winter liege jedoch bei den Fahreigenschaften auf typischen winterlichen Straßen auf dem gleichen Niveau wie der normale Winterreifen, betont der Hersteller.

Conto Taraxagum 01Mehr als nur eine reine Marketing-Kampagne soll das Joint Venture von Conti mit dem führenden Sportartikel-Hersteller Adidas sein. Dabei geht es als medialer „Türöffner“ in erster Linie einmal um besonders leistungsfördernde „Füße“ für Athletinnen und Athleten der Spitzenklasse. Drei Marathon-Weltrekorde wurden mittlerweile in Adidas-Schuhen gelaufen, deren Verbindung von Schuh zum Fuß des Athleten das Ergebnis reiner Conti-Entwicklungsarbeit ist.

Ein, zumindest theoretisches, Thema sind seit etlichen Jahren auch Reifen auf der Basis von Laufstreifen, die aus dem Löwenzahn-Kautschuk Taraxagum bestehen. Auf dem hauseigenen Testgelände in Hannover, dem „Contidrom“, sowie in Lappland, hat der Hersteller jetzt die Performance des WinterContact TS 850 P aus diesem Material getestet. Nach dem jetzigen Entwicklungsstand sei es das Ziel, „Reifen aus Löwenzahn-Kautschuk innerhalb der nächsten fünf bis zehn zur Serienprodukten weiter zu entwickeln“, skizziert der Reifenbauer den derzeitigen „Status Quo“ in diesem Forschungs-Projekt. Der Anbau des Löwenzahns sei auf vielen Böden möglich und nicht umweltbelastend. Das natürliche Produkt, oder besser gesagt dessen Wurzeln, um die es bei der Reifen-Entwicklung geht, benötige keine besonderen klimatischen Bedingungen in exotischen Ländern.

Sämtliche Informationen zu diesem Produkt hat Continental auf der Seite www.taraxagum.de gebündelt.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun