Ein Verbrenner, zwei Elektromotoren, satte 306 PS und ein nicht zu übersehender Koloss: Der neue Outlander aus dem Hause Mitsubishi, inzwischen die vierte Generation und nach Colt und ASX als Derivate des Kooperationspartners Renault-Nissan, endlich wieder ein selbst entwickeltes Fahrzeug, macht auf sich aufmerksam. Nicht nur wegen seiner Länge von 4,72 Metern, seiner Breite von 1,86 Metern und seiner Höhe von 1,75 Metern. Sondern auch wegen seiner Technik und seiner Fahrleistungen. Denn erneut setzt der japanische Autobauer auf einen Plug-in-Hybrid. Daran hat auch die fast zehnjährige Pause des Topmodells der Marke mit den drei Diamanten nichts geändert.

Auch wenn er sich die Plattform mit dem Nissan X-Trail teilt, so ist der neue Outlander ein Mitsubishi und sonst nichts. Endlich mal wieder. Und das ist gut so. Denn er verweist auf seine Herkunft. Nur um runde zwei Zentimeter länger, so teilt er doch das menschliche Schicksal mit dem einen oder anderen seiner Bewunderer im Lauf der Jahre: Er ist massiv in die Breite gegangen. Um ganze sechs Zentimeter. Das macht ihn noch stämmiger. Zumal er sich von wuchtigen 20-Zöllern Leichtmetall über den Asphalt bewegen lässt. Der muss es übrigens nicht unbedingt sein, denn mit einer Bodenfreiheit von gut 20 Zentimetern trotz er auch jedem Wald- und Wiesenweg. Hier bei uns in „freier Wildbahn“ von Eifel, Mosel, Hunsrück und Saar wird er seine Liebhaber finden.

Mitsubishi hat nicht nur in der Optik und in der Technik, sondern auch im Interieur ganz bewusst auf die Vorzüge und Eigenschaften gesetzt, mit denen sich das massive SUV über drei Generationen hinweg seinen Freundeskreis geschaffen hat. Da ist nichts Verspieltes zu sehen, keine filigrane Deko, sondern ein praktikabler großer Wohnraum fürs unterwegs sein. Die ausgewählten Materialien sind widerstandsfähig, wirken gediegen, fürs Zupacken geeignet. Das Lederbezogene Gestühl lässt sich elektrisch verstellen. Hinzu kommen eine Lenkrad- und Sitzheizung. Das Bedienen von Klima und Audio trotz dem Digitalisierungs- und Menüwahnsinn.

Das Infotainment-System ist verständlich, die gewachsene Breite kommt dem Platzraum zugute. Eine dreifach verstellbare Rückenlehne macht den Passagieren in der zweiten Reihe die Fahrt zum Vergnügen. In den Kofferraum passen rund 500 Liter Gepäck, legt man die Rückbank um, kommt man auf etwas mehr als 1400 Liter. Zusätzliche Ablagemöglichkeiten und eine gute Rundumsicht machen den neuen Outlander bald zum Freund.

Leider ist es mit der Freundschaft schnell vorbei, wenn man erst einmal ins Rollen gekommen ist. Die Kalibrierung von Sensoren, das ständige Kamerabasierte Ermahnen, ein unaufmerksamer Fahrer sei erkannt worden und man möge doch bitte nach vorn schauen, wenn man auch nur für Sekunden nicht nach vorn, sondern in den Rückspiegel oder auf den Bildschirm geblickt hat: So etwas zieht einem echt den Nerv. Ist man nur ein einziges km/h über dem gerade gültigen Geschwindigkeitslimit geht die Plärrerei los. An einer Schule, die wir öfter passieren, gilt von 7 bis 15 Uhr Tempo 30. Fährt man später aber innerortsübliche 50 km/h erkennt das System das nicht und die Blinkerei geht los.

Was uns am meisten missfallen hat, ist der übereifrige Spurassistent, der vor allem auf den schmalen Sträßchen in unserer Region in seiner Eilfertigkeit nicht zu bremsen ist. Und das nicht nur durch übermotiviertes Gegenlenken, sondern auch durch abruptes Abbremsen des Fahrzeugs. So wird aus dem als Helfer und freundliches Heinzelmännchen gedachten System eher das Gegenteil. Ein Unsicherheitsfaktor. Gut gedacht ist längst nicht gut gemacht.

Das alles trübt den Gesamteindruck des wirklich in vielfacher Hinsicht gut gelungenen neuen Outlander. Den lässt sich Mitsubishi allerdings mit fast 50.000 Euro für die reichlich ausgestattete Basisversion auch entsprechend honorieren. Eigentlich ein alter Hut: Der Nutzwert und die Praktikabilität eines Plug-In-Hybriden wächst mit dessen elektrischer Reichweite und dem Ladeverhalten. Erstere liegt bei Outlander No. 4 bei rund 85 Kilometern. Da wir im Testzeitraum bis auf eine Ausnahme von etwas mehr als 600 Kilometern an einem Tag lediglich auf Land- und Kreisstraßen der Region unterwegs waren, entzogen wir das große SUV mit den drei Diamanten auch den Blicken der hiesigen Tankstellenbetreiber.

Zunächst was zum persönlichen Empfinden des Fahrwerks: Mehr straff als komfortabel, aber den unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten angemessen. Durchaus angenehme Reiselimousine, aber auch spielerisch leicht und unbemerkbar für die Insassen auf heimischem Offroad-Gelände mit Quer und Längsfugen auf Du und Du. Leichte Wankneigungen dort zwar in den Kurven, aber das Auto ist nun mal ein Outlander und kein Space Star. So soll es sein.

Wenn drei Antriebsmotoren fürs Vorwärtskommen verantwortlich sind, erwartet man eine gelungene Sinfonie des Zusammenspiels und die ist hier auch gegeben. Per Knopfdruck auf der Mittelkonsole ist man im reinen E-Modus unterwegs. Dann riegelt die Elektronik bei 135 km/h ab, was kein Malus ist. Der Outlander ist kein Kurvenräuber oder Tempobolzer. Der Turbo-aufgeladene, direkt einspritzende Verbrenner mit 2,4 Litern Hubraum und 136 PS lädt im „Schnecken-Modus“ lediglich die 22,7 kWh Batterie. Wird Tempo gefordert, schaltet er sich antriebsmäßig zu und dann geht es schwuppdiwupp bis die Tachonadel 170 zeigt. Dann ist Ende Gelände. Das stufenlose CVT-Getriebe hält sich dabei akustisch erstaunlich zurück und jault nicht.

An der Schnellladestation braucht der Akku etwa eine halbe Stunde um von 10 auf 80 Prozent Kapazität zu kommen. An der Wallbox braucht man mit Typ-2-Kabel etwas mehr als eine halbe Stunde, bevor es heißt: „tutto completto“. Dass man auch noch einen Chademo-Anschluss findet, ist vor allem auf die Bedürfnisse des japanischen Heimatmarktes zurück zu führen. Unser Fazit: Der neue Outlander hat die Stärken seiner Vorgänger behalten, er überzeugt dank ausgefeilter Hybrid-Technik sowohl im Verbrauch wie auch im Fahrverhalten. Ein geräumiges Fahrzeug, in dem man entspannt und ausgeruht lange Strecken zurücklegen kann, aber auch abseits befestigter Straßen dank der Offroad-Programme Schotter, Schnee und Matsch bestens aufgehoben ist.
Text: Charlys Autos / Fotos: Charlys Autos, Mitsubishi
