Wenn Motorsportfreunde, die vorzugsweise am Wochenende Rennen irgendwo auf einer Rundstrecke oder einer Rallyeprüfung besuchen, um sich ein Event mit Fahrzeugen auf zwei oder vier Rädern an zu sehen, dann sind sie meist mit den technischen Vorgaben und dem Regelwerk vertraut. Und auch mit der Kommunikation zwischen allen Beteiligten, wenn es um Rennverläufe, um Zwischenfälle „auf der Piste“ geht. Wenn dann aber die Rede davon ist, dass eine Pilotin „och wierklech stramm ënnerwee“ war, und dass eine junge Fahrerin von einer „gefreckte Kardan an eng Kupplung déi de Geescht opginn huet“ spricht, dann können damit nur Menschen eines bestimmten Schlages und einer bestimmtem Region etwas anfangen.
Dann geht es nämlich um Autocross, um die südwestdeutsche Meisterschaft – an der aber Teilnehmer(innen) aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg teilnehmen – und um eine Veranstaltung, die immer zum frühen Herbst im Grenzraum zwischen Deutschland, Belgien und Luxemburg über die Bühne geht. In den sogenannten „Krautscheider Laachen“, einer Senke inmitten bewaldeter Eifelhöhen, findet dann der vorletzte von zehn Läufen des SWASV (Südwestdeutscher Amateurcross-Sportverband) statt. So wie auch in diesem Jahr am ersten Oktober-Wochenende.
230 Fahrerinnen und Fahrer waren wieder zugange beim Autocross-Festival. Das ist so eine Mischung aus Motorsport, aus Kirmes, aus Rodeo, aus grenzüberschreitendem Spektakel am westlichen Rand der Europäischen Union. Das ist ein 850 Meter langer, welliger, Naturkurs auf lehmigem Bode. Mal plattgewalzt, mal mit sehr sandigen, lockeren Seitenwänden. So eine Art römische Kampfarena wie zu Wagenrennen-Zeiten. Etwas für Freunde von Fürst Juda Ben Hur aus dem gleichnamigen Leinwand-Streifen aus den 1960er Jahren mit Charlton Heston in der Hauptrolle.
Autocross-Rennen sind aber alles Andere als auf blindwütige Zerstörung ausgelegte „Hahnenkämpfe“ von Frauen und Männern in Gitterrohr-Käfigen. Das weiß und erklärt auch Andreas Loskyll von der Autocross-Veranstaltergemeinschaft Krautscheid. Er wirkt im Hintergrund als Organisator bei den Rennen mit, fährt aber selbst noch in einem Honda Civic 1,4 in der Klasse der frontgetriebenen Serientourenwagen bis 1600 Kubik mit. „Bevor jemand auf die Strecke darf, muss er mit dem Auto zur technischen Kontrolle und Papierabnahme. Es gibt feste Regeln, nach denen auf der Strecke gefahren wird, auch wenn das alles ziemlich wild aussieht, und Berührungen oder Crashs durchaus an der Tagesordnung sind.“, sagt er. „Safety first“ gilt auch hier.
Die Teilnehmer(innen) kommen aus Deutschland, Luxemburg, Frankreich und Belgien. Im Fahrerlag oberhalb der „Laachen“, wo fleißig gewerkelt wird und die Motohomes für ein paar Tage ihren festen Platz gefunden haben, herrscht demzufolge auch ein bunt gemischtes Sprachengewirr. Was der gegenseitigen Kommunikation aber keinen Abbruch tut. Wie bei Tania Schleich vom AC Team Letzebuerg. Die 26jährige Autocrosserin, gerade mal 1,60 Meter groß, mischte mit ihrer giftigen Hayabusa,die männliche Konkurrenz in der Klasse der Spezial Auto-Cross bis 1600 Kubik gewaltig auf. Sie fährt seit vielen Jahren, hauptsächlich gegen männliche Konkurrenz. „Ich bin mit dieser Sportart aufgewachsen. Vater und Mutter sind Autocross gefahren, ich wurde als kleines Kind schon mitgenommen.“ Tania fährt. Der Vater, in Personalunion Mechaniker, bereitet ihren Hayabusa vor.
Vor technischen Schäden ist man beim Autocross nicht gefeit. Womit wir dann zu der Auflösung des kleinen verbalen Rätsels zu Beginn und der Übersetzung aus dem „Letzebuergischen“ (Luxemburgischen) ins Deutsche kämen. Wenn jemand „och wierklech stramm ënnerwee“ ist, dann bedeutet das in dem kleinen Großherzogtum, dass er oder sie gut unterwegs“ ist. Und eine „gefreckte Kardan an eng Kupplung déi de Geescht opginn huet“ sind nichts anderes als eine defekte Kardanwelle und eine Kupplung, die ihren Geist aufgegeben hat. Autocross in der Westeifel ist also nicht nur exotischer Motorsport, sondern gleichzeitig auch ein Sprachkurs der ganz besonderen Art.