Wenn der Hochsommer in diesem Jahr bei uns hätte Kost und Logis bezahlen müssen, er wäre billig davon gekommen. Doch derzeit wird ein angenehmer Altweiber-Sommer nachgereicht und auch die Hoffnung auf einen „Goldenen Herbst“ ist noch nicht verflogen. Demzufolge haben Frischluft-Fans auch Zeit und Gelegenheit, strahlendes Blau und wohltuende Wärme beim Cruisen zu genießen. Ging der Trend mit dem Aufkommen der ersten Klappdach-Cabrios aus den Häusern Mercedes-Benz und Peugeot ganz klar in Richtung „CC“, also Coupé-Cabriolet, so sind die zuvor beliebten Stoffmützen jetzt wieder en vogue. Das ist auch bei unserem derzeitigen „Oben-ohne“-Begleiter, dem Audi A3 Cabriolet, der Fall. Kompakte Frischluft-Fahrzeuge haben derzeit Hochkonjunktur, und in diesem Segment hat sich der kleine Ingolstädter einen festen Platz gesichert.
Eines merkt man der harmonischen, lang gestreckten Formgestaltung unseres offenen Audi A3 an: Ein Stoffverdeck lässt den Designern einfach mehr Spielraum, ihre Vorstellungen zu verwirklichen, als die starre und feste Haube, die sich technisch viel aufwändiger im Fahrzeug-Inneren unterbringen lässt. Eine weitere Erfahrung dürfen wir in diesen Tagen zudem machen: Ein Stoffdach steht einer blechernen Vorrichtung in Sachen Geräuschdämmung und Wärme-Isolation nicht mehr nach. Im Gegenteil: Wer es mag, der empfindet das monotone Plätschern auf die „Stoffmütze“ fast schon als angenehme akustische Begleiterscheinung. Aber das ist nun wirklich rein subjektiv.
Per Knopfdruck faltet sich das mit handwerklichem Können verarbeitete Dach bei einer Fahrtgeschwindigkeit bis zu 30 km/h in nur neun Sekunden z-förmig zusammen ins kurze Heck. Dem Kofferraum von 260 Litern tut dies keinen Abbruch. Das sind etwa 90 Liter weniger als in der Schrägheck-Limousine. Gegenüber dem halbautomatischen Basisverdeck verlangt Audi allerdings einen Aufpreis von 750 Euro.
Der Innenraum ist, wie bei offenen Fahrzeugen in der Regel üblich, für zwei Personen gedacht. Alles, was sich hinter der ersten Reihe tut, ist im Allgemeinen nicht der Rede wert. Eingedenk dessen bietet der kompakte Ingolstädter noch relativ viel Bewegungsfreiheit. Wenn die vorderen Passagiere mitspielen und ihr Gestühl ein wenig nach vorn schieben, ist genügend Beinfreiheit für die Mitreisenden vorhanden. Selbst bei geschlossenem Dach hat man hinten nicht unbedingt das Gefühl, unmittelbar am Dach anzustoßen. Sicher, wie in einem Van fühlt man sich nicht, aber derlei Bedingungen sind nun einmal Konstruktionsbedingt.
Bezüglich der beiden dicken Überrollbügel, die die mächtigen Kopfstützen einfassen, halten wir es mit den alten Römern. Schon die glaubten vor gut 2000 Jahren zu wissen: „De Gustibus non est disputandum“ – „Über Geschmack lässt sich nicht streiten“ Als Sicherheits-Detail sollte man die Existenz der beiden Holmen jedoch nicht in Frage stellen. Allerdings verhindern die beiden Teile sowohl im offenen wie im geschlossenen Zustand des Fahrzeugs einen akzeptablen Blick auf den rückwärtigen Verkehr.
Zu unserer Fahrzeug-Ausstattung „Ambition“ gehört serienmäßig auch ein Windschott (ansonsten 280 Euro Aufpreis). Geht es draußen ein wenig „wild“ zu über den Köpfen der Reisenden, kann man mit den vier hoch gefahrenen Seitenfenstern und dem leicht zu montierenden Windschott dennoch „Oben-ohne-Freude pur“ genießen. Wer auch im Cabrio nicht auf eine angewärmte Sitzfläche verzichten möchte, dem empfehlen wir einen Blick in die optionale Ausstattungsliste, die eine Sitzheizung für 330 Euro ausweist. Wer auch den Hinterbänklern Gutes tun möchte: Auch für diese Region ist das Komfort-Detail für 235 Euro erhältlich.
Der Vierzylinder-Ottomotor mit Benzin-Direkteinspritzung und Abgas-Turboaufladung stemmt 200 PS auf die Kurbelwelle, die sich bei höchster Anstrengung fast 6000 Mal in der Minute dreht. Die Kraft wird über eine manuelle Sechsgang-Schaltung leicht und geschmeidig übertragen. 7,6 Sekunden von Null auf 100 und eine Höchstgeschwindigkeit von 236 km/h stehen in den Unterlagen der des Herstellers. Wer sich diesen Spaß nicht nur ab und zu einmal gönnen möchte, der sollte dann aber auch an Tankstelle mit dem Triebwerk nicht allzu hart ins Gericht gehen. Die vom Hersteller angegebenen 7,2 Liter durchschnittlichen Verbrauches an Superbenzin für 100 Kilometer haben wir jedenfalls um fast ein Drittel getoppt.
Der Fronttriebler überrascht den Fahrer auch in engen Kurvenbereichen nicht, die aufwändig konstruierte Lenkung gibt direkte Rückmeldung. Zudem greift das (abschaltbare) ESP selbsttätig ein, sollten sich Fahrer und Fahrzeug nicht darüber „einig werden“, wie denn nun ein Kurvenradius anzugehen sei. Zu unserer Ausstattungsvariante gehören eine um 15 Millimeter abgesenkte Karosserie und ein Sportfahrwerk, was den Spaßfaktor noch einmal erhöht. Im Vergleich zum offenen Audi A4, der nicht sehr viel mehr an Platz und Komfort bietet, ist das A3 Cabriolet eine überdenkenswerte Alternative.
Der Preis unseres mit allerlei Annehmlichkeiten ausgestatteten Testfahrzeugs beträgt 44.370 Euro.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun