In der Erbfolge des englischen Klassikers: Audis Sommerfrüchtchen TT Roadster

Wenn es um so genannte Spaß-Autos  für das sommerliche Fahrvergnügen geht,  dann sind die sportlichen Zweisitzer, also Autos, die auf dem Prinzip des klassischen englischen oder italienischen Roadsters der 1960er Jahre aufbauen, in der Gunst des Käufers ganz oben  angesiedelt. Das Angebot an derlei automobilen Verführern ist  inzwischen recht überschaubar.  Eines der meist gesehenen, aber auch äußerst gelungenen Kunststücke aus der automobilen Schöpfungsgeschichte neueren Datums ist der Audi TT Roadster.

Audi TT Roadster 11Die Zeiten der wilden, ungezähmten, oft spartanisch aufgebauten „Insel-Bewohner“ aus den Häusern, Jaguar, MG oder Austin-Healey sind passé. Die Italiener bescherten uns, sieht man vom Alfa Romeo Spider einmal ab, mit Derivaten der Luxus-Hersteller Maserati oder Ferrari Liebhaber-Stücke, die einer elitären Klientel vorbehalten waren. US-Exoten wie Cobra oder Corvette fallen zudem ziemlich aus dem Raster dessen, was sich auf unseren Straßen so an derlei Fahrzeugen tummelt.

Audi TT Roadster 09Als Mazda vor mittlerweile fast 25 Jahren mit dem MX-5 die Renaissance dieser Fahrzeuggattung einläutete, bedeutete dies auch die vorgezogene Geburtsstunde etlicher Fahrzeuge, die heute neben reinem  Fahrvergnügen auch viel Alltagstauglichkeit bieten: Sicherheit, Fahrkomfort,  dazu technische Features, die aus Serien-erprobten Limousinen stammen und für den sportlichen Zweisitzer adaptiert wurden. Roadster aber sind in erster Linie (immer noch) Autos, die Emotionen  touchieren. Ein Roadster kann noch so schnell, sicher, komfortabel oder ökonomisch sein: Wenn seine Erscheinung beim Betrachter, oder noch schlimmer, der Betrachterin durchfällt, hat das Fahrzeug verloren.

Audi TT Roadster 03Befürchtungen,  mit denen sich die Designer des Autos, um das es an dieser Stelle geht, von Beginn an nicht herum schlagen mussten. Dem Audi TT eilte  schon als „feste Einrichtung“, also als Coupé  mit „Donnerhall“ der Ruf einer Stil-Ikone voraus. Was also lag näher als einem solchen Fahrzeug eine offene Version zur Seite zu stellen. Der Audi TT hat sich als Roadster zwar längst im Straßenbild durchgesetzt. Ein „Hingucker“, aber wird er, gleich in welcher Antriebs-Konfiguration,  bleiben. Wir fuhren den offenen Zweisitzer als Fronttriebler mit einem 2.0 Liter großen und 211 PS starken,  Direkt-Einspritzer als Benziner.

Audi TT Roadster 13Audi, das steht auch für Aluminium-Bauweise, für Space-Frame, für Gewichteinsparung, für sinnvolles“ Abspecken“, das mit einer konsequenten Design-Philosophie einher geht. Dazu gehört auch das Stoffverdeck des TT Roadster als Folge der ultra-Leichtbauphilosophie der Ingolstädter.  Nicht nur wegen seines geringen Gewichtes: Es  beansprucht in geöffnetem Zustand des Fahrzeugs auch kaum Platz.  Unser Testfahrzeug war mit einer vollautomatischen  Verdeck-Lösung ausgestattet. Das bedeutet: es hat eine zusätzliche Akustikmatte und einen elektrohydraulischen Antrieb. Innerhalb von  zwölf Sekunden öffnet und schließt es,  auch während der Fahrt bis zu Tempo 50. Immerhin bleibt sogar ein Kofferraum-Volumen von 250 Litern übrig.

Audi TT Roadster 12Seine Herkunft kann und will der TT Roadster nicht verbergen. Das Auto  ist ein puristischer Zweisitzer. Demzufolge zeichnen ihn zwei massive Überrollbügel aus, die sowohl als Sicherheitsfeature im Falle eines Überschlags  wie auch als optischer Anreiz durchgehen. Im Vergleich zum  Coupé zeichnet die  überwiegend aus Aluminium gefertigte Karosserie in den elementaren Bereichen durch eine hohe Verwindungssteifigkeit aus. Dennoch beträgt das Gewicht der Karosserie des insgesamt 1395 Kilo schweren Fahrzeugs lediglich  251 Kilogramm.

Audi TT Roadster 17In punkto Fahrvergnügen profitiert der TT Roadster bei schnell aufeinanderfolgenden, gleichmäßigen Richtungswechseln  von seinem tiefen Schwerpunkt, einer perfekten Straßenlage, kurzer knackiger Übersetzung  und einer effizienten Drehmoment-Ausbeute. (350 Nm zwischen 1660 und 4200 U -1) . Mit diesen Voraussetzungen kann der Ingolstädter sowohl seine sportlichen Gene auspacken oder auch einfach nur zum gemütlichen Cruisen verlocken. Die kaum wahrnehmbare Arbeit der 6-Gang-S-Tronic  in Sekunden-Bruchteilen kann man auch zugunsten manueller Arbeit in einer zweiten Schaltkulisse an den Lenkrad-Paddeln vorübergehend einstellen.  Außer dem Gefühl, der sportlichen Fahrweise persönliche „Handabdrücke“ hinterlassen zu können,  ändert sich dabei jedoch nicht sehr viel. Ein technischer Fortschritt im Vergleich zur  Arbeitsweise der S-tronic  ist dabei weder erkenn- noch verifizierbar.

Audi TT Roadster 20Audi hat die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs in dieser Variante mit 242 km/h und den Durchschnittsverbrauch mit 7,2 Liter Superbenzin auf 100 km/h angegeben. Der erstgenannte Wert muss nicht unbedingt dafür herhalten, um dem Fahrzeug Bestnoten oder weniger gute Beurteilungen zu verleihen. Roadster-Vergnügen definiert sich anders als durch tumbes dahin rasen und der Verbrauch orientiert sich ohnehin am Mix zwischen Cruisen und der persönlichen Klaviatur  auf der Pedalerie.

Audi TT Roadster 30Audi hat, wie der Hersteller das durch die Angebotspalette praktiziert, auch dem TT Roadster eine ganze Latte von Extras mit auf den Weg gegeben, mit dem man aus dem einstmals puristischen, wenn nicht gar spartanischen Fahrzeug, ein  zweisitziges Gute-Laune-Objekt für den gut betuchten Autofreak machen kann. Zu haben ist der offene Ingolstädter mit diesem Motor ab 38.550 Euro. Diverse Extras, die das Fahrzeug aufwerten, individualisieren oder (noch)  angenehmer und komfortabler machen, haben den Testwagenpreis auf 55.670 Euro ansteigen lassen. Wer das als akzeptablen Gegenwert für ein Stück ganz besonderer automobiler Freiheit mit perfekter Fahrkultur akzeptiert, der wird nicht enttäuscht sein.

Vielleicht gibt es ja auch noch einen weiteren Grund, sich nicht nur das Auto, sondern auch dessen Fahrer oder Fahrerin genauer an zu sehen: Der TT Roadster ist offensichtlich ein lohnendes Objekt  für Zeitgenossen, die auf der Suche nach einem Partner sind. Denn beim TT liegt die Singlequote bei 57 Prozent. Das hat  zumindest das Preisvergleichs-Portal „Transparo.de“ bei einer Auswertung der über seine Seiten abgeschlossenen Kfz-Versicherungsverträge ermittelt.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun