Renegade 4Xe: Auch als Plug-in-Hybrid ein echter Jeep

Als im Kriegsjahr 1941 mit dem ersten in Serie produzierten 4×4-Fahrzeug „Willys MB“ der Firma Willys-Overland Company der Urenkel des Jeep seinen Weg zu den amerikanischen GI’s fand, da schlug die Geburtsstunde des berühmtesten kleinen geländegängigen Allzweckfahrzeug, das relativ preiswert in großer Stückzahl gebaut werden konnte. Aus „Willys MB“ wurde eine Legende, der Jeep. Und dem kommt heute, nach fast 80 Jahren, die Ehre zuteil, bei Fiat-Chrysler das Elektro-Zeitalter ein zu läuten. Wir fuhren den Jeep Renegade als den stärkeren von zwei möglichen Plug-in-Hybrids. Jeep Renegade 4xe nennt er sich offiziell. Nur so sind die CO₂-Flottenziele der EU für alle Hersteller noch ein zu halten.

Diese Lösung, bei der es in den beiden kompakten SUV nicht bleiben wird,  ist auch eine Art Paradigmen-Wechsel. Denn: Jeep und Elektroantrieb, das mag aufs Erste sogar nicht zueinander passen. Wenngleich der Renegade nie mit dem rustikalen Wrangler oder dem schweren Grand Cherokee in einen Topf zu werfen war. Als Kompakt-SUV mit kleineren Motoren war er mit italienischen Genen immer mehr für die Straße als für das Gelände geeignet.

Das Wichtigste zuerst: Als Allradler gibt es den 1770 KG schweren Renegade, wie auch den Compass, nur noch mit einem Plug-in-Hybridmodul, das mit einem Elektromotor an der Hinterachse erst die Voraussetzung für den Allradantrieb schafft. Das bedeutet auch das Ende der 4X4-Variante mit den bisherigen Verbrenner-Angeboten. Die nackten Zahlen sagen erst mal aus, dass der Teilzeitstromer mehr als ein Alibi-Fahrzeug seiner Gattung ist. Die 11,4 Kilowattstunden große Batterie soll den Jeep Renegade 50 Kilometer weit rein elektrisch bewegen. Dabei soll auch noch eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 130 km/h möglich sein.

Der Vortrieb für die Vorderachse  kommt von einem 180 PS starken und 1,3 Liter großen Vierzylinder Benziner. Mit einer Systemleistung von 240 PS wird der hybridisierte Renegade bis zu 199 km/h schnell und schafft den Sprint von null auf 100 in 7,1 Sekunden. Den Verbrauch gibt der Hersteller mit 1,9 Liter pro 100 Kilometer an. Wobei das natürlich auch individuell verschieden ist und vom „Gasfuß“ des Fahrers und von der Topographie des Geländes abhängt. In den derzeit matschigen Hochwald-Passagen lag der von uns ermittelte Wert jedenfalls deutlich über dieser Angabe.

Vor dem Fahren steht das individuelle einstellen und konfigurieren. Denn der Renegade PHEV lässt sich mit Hilfe verschiedener Geländereinstellungen und Fahrmodi den jeweiligen Bedürfnissen anpassen. Beim Start ist jeweils der Hybrid-Modus aktiviert, das heißt, dass der Benziner bei Bedarf mithilft. Bei der Wähltaste „Electric“ wird nur die Hinterachse angetrieben. Und dann gibt es auch noch eine dritte Möglichkeit, einen Art Rettungsanker. Wählt man nämlich „E-Save“, dann wird die Batterie im aktuellen Ladezustand gehalten oder die Akkus werden bis zu 80 Prozent gefüllt. Das ersetzt zwar nicht das Laden an der Steckdose, aber als Prophylaxe für den Verkehr in möglichen Verbrenner-Verbotszonen erscheint es sinnvoll. Dafür, dass diese nie ihren Dienst aufgeben und sich dadurch der Allradantrieb verabschiedet, sorgt ein Riemen-Starter-Generator. Einstellbar ist auch der Grad der Rekuperation beim Bremsen, wobei es allerdings zum alleinigen „One-Pedal-Driving“ nicht reicht.

Im Allgemeinen, also auf längeren Strecken, ist man mit dem normalen Hybrid-Fahrmodus unterwegs, verzichtet also auf „Electric“ und „e-save“. Dabei hält sich die Übertragung der Kraft auf den Asphalt allerdings in überschaubaren Grenzen. Erst wenn man bei den Fahrprogrammreglern die Option „Sport“ aktiviert, kommt so etwas wie Fahrspaß auf. Vorher tut sich außer laut vernehmbarem Jaulen nicht sehr viel.

Der Renegade soll aber auch als Stecker-Fahrzeug ein echter Jeep bleiben. Deswegen wird es ihn auch in der für den Geländeeinsatz optimierten „Trailhawk“-Version mit einer Wattiefe von 60 Zentimetern geben. Alle äußeren Teile der Antriebs-Technik sind dabei mit Metallplatten gegen äußere Schäden geschützt. Dies allerdings nur in der stärkeren Version. Die Fähigkeiten im Gelände machen allerdings auch aus dem „gewöhnlichen“ 4xe mit dem stärkeren Motor einen sauberen Klettermaxen seiner Art ohne Einschränkungen.

Im Interieur ist der Saubermann ein echter Jeep geblieben. Das heißt aber leider auch, dass die Sitze nach unserem Empfinden eine zu kurze Auflagefläche und wenig Seitenhalt haben. Sehr informativ und überschaubar allerdings die eigens gestaltete Info-Grafik, die Ladestände und Reichweiten anzeigt. In einem eigenen Menüpunkt des neuen Uconnect-Infotainment-Systems wird man über Ladezeiten und Energieverbräuche im System informiert. Das neue “My eCharge”-Paket des Infotainments hilft beim Laden und Bezahlen. Die Mobil-App “My Uconnect” zeigt die nächste Ladestation an. Dort kann man den Akku in rund 1,5 Stunden wieder aufladen. Mit einer eigenen „Easy“-Wallbox von Jeep geht es zu Hause ähnlich schnell.

Alle Plug-In-Hybridmodelle (130 oder 180 PS Benzinmotor) erhalten den Umweltbonus in Höhe von 6750 Euro.

Technische Daten Jeep Renegade 4xe

Ausführung:       viersitziges SUV

L / B /H:               4,26 / 1,81 / 1,69 Meter

Leergewicht:       1920 Kilogramm

Kofferraum:         330 – 1277 Liter

Motor:                  Vierzylinder Benziner

Leistung:               180 PS

Hubraum:              1300 ccm

Elektro-Motor:      60 PS

Batterie-Kapazität:  11,4 kWh

Systemleistung:    240 PS

Anhängelast:  (gebremst, ungebremst):  600 / 1150 Kilo

Verbrauch (WLTP):   1,9 l Super/100 km

Getriebe:               Sechsgang Automatik

V-Max:                   199 km/h

Antrieb:                  Allrad