Volvo hat sich mit der Selbstbeschränkung seiner Fahrzeuge auf eine Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h geschickt in die Schlagzeilen manövriert. Aber der schwedische Autobauer kann in Zeiten der Energiewende, des eingeforderten persönlichen Verzichtes und des Umdenkens auf dem Sektor der Nachhaltigkeit in vielerlei Hinsicht mehr als nur Strategien abseits des Mainstreams zu entwickeln. Unser Fahrbericht in dieser Woche: Der Volvo C40 Recharge Pure Electric.
Dass die Menschen immer mehr lieber in SUV’s statt in Limousinen oder in klassischen Kombis Platz nehmen, ist nicht erst seit gestern so. Dass in diesem Segment aber mittlerweile auch zunehmend sportlich-elegantes Design angesagt ist, darf auch als Zeitgeist angesehen werden. Und um dem Rechnung zu tragen, sollte ein schickes SUV inzwischen auch Lifestyle-Züge annehmen. Und so etwas äußert sich in einem Auto, dessen Vorzüge eigentlich viel Raum, ein exponierter Fahrerplatz und bequemes, hohes Einsteigen sind, am ehesten in einer abfallenden Dachlinie. Schon haben wir das SUV-Coupé, das ein wenig so aussieht, als habe man es gerade vom Laufsteg gefahren.
Womit wir schon bei den größten optischen Vorzügen des ersten Elektro-Autos aus Schweden sind. Auf der Basis des XC 40 Recharge schickt Volvo seinen Konkurrenten gegen die Top-Seller wie Audi e-tron Sportback, Ford Mustang Mach-e, Jaguar i–Pace oder VW ID.5 ins Rennen Und natürlich gegen die Tesla-Modelle X und Y. Und das mit einer Ansage, die deutlicher und kraftvoller nicht sein könnte: Zwei an Vorder- und Hinterachse verbaute Elektromotoren werfen zusammen 408 PS und ein sofort zur Verfügung stehendes Drehmoment von 660 Newtonmetern in den Ring. Gong frei! Runde eins.
Niedrige Drehzahlen, bäriger Antritt: So was kennt man doch irgendwoher, oder? Richtig. Als die ersten Turboaufgeladenen Dieselmotoren den Selbstzünder salonfähig machten, schüttelten sich einige Herrschaften, die dem Ölbrenner bis dato die kalte Schulter gezeigt hatten. Derlei Umgang mit beiden Motoren sollte man jedoch nicht zur Gewohnheit werden lassen. Ansonsten kann man im Display des schwedischen Kraftpakets mitzählen, wie die Reichweiten-Kilometer in den Keller sausen. Deren nach WLTP gemessene 440 gibt der Hersteller an. Innerorts sollen es gar 573 sein.
Unsere erste Fahrt begann gleich mit der Bahnbrechenden Erkenntnis, dass der Startknopf ausgedient hat. Einsteigen und Platz nehmen bedeutet auch: Bremspedal betätigen, Vorwärts- oder Rückwärtsgang per Schalthebel einlegen. Und losfahren. Aber Vorsicht: Das „Drehmoment volle Kanne“ mahnt, sollte man es nicht gewohnt sein, zur Vorsicht im Umgang mit dem Bremspedal. Und das sind nun mal die wenigsten. Denn da unten an den beiden Achsen, die das Fahrzeug mit zwei je 204 PS starken Motoren zum Allradler werden lassen, tut sich Erhebliches.
Die Energie stellt eine 78-kWh-Batterie bereit, die man an Schnelladestationen in weniger als 80 Minuten zu 80 Prozent aufladen lassen kann. Maximal 90 Prozent empfiehlt Volvo. Es sei denn, man tritt eine längere Reise an oder möchte eine bestimmte Ladestation erreichen. Was uns besonders beeindruckt hat bei all den neuen Erfahrungen war das sogenannte „one Pedal Drive“. Gas gaben und bremsen (durch Lupfen) mit dem gleichen Pedal.
Fußspitze nach oben heißt also: Reduzierte Geschwindigkeit. Und das nicht gerade langsam. Geht übrigens bis zum Stillstand. Der Clou: Die dadurch gewonnene kinetische wird in elektrische Energie umgewandelt. Was wiederum ein paar Kilometer Reichweite spendiert. Wem dieses Gas geben und Bremsen mit lediglich einem Pedal zu ungewohnt und suspekt ist der kann dies übrigens in den Einstellungen ändern und konventionell unterwegs sein.
Technische Daten Volvo C40 Recharge pure Electric
Ausführung: Fünfsitziges Coupé-SUV
L / B /H: 4,44 / 1,87 / 1,59 Meter
Leergewicht: 2185 kg
Max. Zuladung: 435 kg
Kofferraum: 413 Liter
Gepäckraumvolumen Front: 31 Liter
Motor: zwei Permanentmagnet-Synchronmotoren
Leistung: 2 X 204 PS, Systemleistung 408 PS
Max. Drehmoment: 600 Nm bei 0 – 4350 min-1
Batterie: Lithium/Ionen, 75 kWh
Batterie-Aufladezeit: 150 / 50 kW – 37 / 68 Minuten
Max. Reichweite 440 Kilometer (WLTP)
Antrieb: Allrad
V-Max: 180 km/h
Stromverbrauch: 20,9 kWh/100 km
Preis: ab 60.790 Euro
Testwagenpreis: 64.370 Euro