Wey 03: China-Autobauer Great Wall Motors geht ins Premium-Segment

Chinesische Autos sind in unserem Straßenbild schon längst keine Seltenheit mehr. Auch wenn sich deutsche Autofahrerinnen und Autofahrer mit Hersteller, Namen, Angebotspalette meist noch recht schwer tun und oft auch eine gewisse Skepsis an den Tag legen. Warum eigentlich? Wir sind nicht nur den neuen Plug-in-Hybrid Wey 03 gefahren, sondern haben uns auch mit dem Hersteller, dem chinesischen Unternehmen Great Wall Motors (GWM), eingehend beschäftigt.

Während Great Wall Motors in China seit gut einem Jahrzehnt Marktführer für Premium-SUV ist, ist die Marke in Europa noch ziemlich unbekannt.  Der Wey 03 ist das zweite Modell, das von Great Wall Motors zu uns kommt. Obwohl er mit einer Länge von 4,67 Metern, 1,89 Meter Breite und einer Höhe von 1,73 Metern eigentlich ein ausgesprochenes Mittelklassemodell ist, wirkt der Wey 03, der zuvor noch unter dem klingenden Namen Coffee 02 angeboten wurde, vom Design her mit viel Chrom im Kühlergrill und großen Lufteinlässen doch recht wuchtig und dynamisch.

Ganz auf Premium ist auch die Gestaltung des Innenraums mit viel hochwertigem Leder, digitalen Instrumenten, aber klassischen konventionellen Schaltern und viel Accessoires ausgerichtet. Die Verarbeitung ist hochwertig, da muss sich GWM hinter anderen Premium-Anbietern wie Audi, BMW, Mercedes-Benz oder Volvo nicht verstecken. Das gilt auch für die Konnektivität, für Navigation oder Infotainment. Alle diese Funktionen laufen über Berührung auf dem riesigen Mitte-Bildschirm.

Auf Wunsch gibt es ein Head-Up-Display sowie zwei Bildschirme für Klima und Infotainment. Die gut ausgeformten Sitze verfügen über Lüftungs- und Massagefunktionen. An genügend Ablagen und Lademöglichkeiten für elektronische Geräte mangelt es in dem für Kopf und Knie großzügig konzipierten Interieur nicht. Dem Radstand von 2,75 Metern sei Dank.

Plug-In-Hybride haben seit dem Ende der Förderung durch den Bund bei uns etwas an Interesse verloren. Die Chinesen aber präferieren den „Stecker“ als die angesagte Brückentechnologie auf dem Weg in die rein elektrische Autowelt. Weshalb Great Wall Motors beim Wey 03 gleich richtig zulangt und dem Mittelklasse-SUV einen Pufferspeicher von 34 kWh mitgibt. Das ermöglicht elektrische Reichweiten von fast 140 Kilometern.

Da das Auto nicht nur an der Wallbox sondern auch bis zu 50 kW an der Gleichstromsäule laden kann, wird der Teilzeitstromer im Alltagsbetrieb fast schon zum E-Auto. Der zwei Liter große Turbobenziner mit 204 PS wird nur noch für lange Strecken aktiviert. Dieses Aggregat ist bei beiden Antriebsvarianten mit an Bord. Der Fronttriebler wird  mit einem  163 PS starken Elektromotor an der Vorderachse kombiniert. Das ergibt eine Systemleistung von 367 PS. Darüber gibt es den Wey 03 noch als Allradler, was mit einem zweiten Elektromotor von 184 PS eine Gesamtleistung von 442 PS generiert. Beide Versionen erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h.

Wie fährt sich das neue chinesische Premium-SUV des Herstellers Great Wall Motors? Wir hatten Gelegenheit, den Plug-in-Hybriden Wey 03, den es wie gesagt als Fronttriebler und als Allrad-Variante gibt, in einer ersten kombinierten Testrunde aus Stadt, Landstraße und Autobahn über rund 200 Kilometer zu testen.

Zunächst einmal: Im Innenraum mangelt es nicht an Platz. Sowohl Fahrer, Beifahrer und die Reisenden auf den Rücksitzen haben jede Menge Raum für Kopf, Beine, Knie und Schultern. Angesichts der rekordverdächtigen Reichweite von über 130 Kilometern wartet man natürlich zunächst einmal vergeblich auf einen Moment, der dem Fahrer sagt: Aha, jetzt meldet sich der Turbo-Vierzylinder zu Wort und der Verbrenner übernimmt. Dieser Umstand macht den Wey 03 fast schon zu einem vollwertigen Stromer. Wer das Fahrzeug zu Hause also rechtzeitig mit der Wallbox Bekanntschaft schließen lässt, der merkt
vom Benzinmotor wirklich nur bei längeren Fahrten etwas.

Was der Benzinmotor wirklich an Verbrauchsdaten liefert, lässt sich anhand dieser begrenzten Reichweite, die wir mit der Verbrenner- Hilfe zurücklegten, natürlich nicht ermitteln. Doch der Wey 03 ist ein wirklich sportlicher Kumpel mit „Mucki“ unter der Haube. Und diesen Eindruck hatten wir nicht nur auf der Autobahn, wo die Höchstgeschwindigkeit mit 230 km/h angegeben wird. Auch auf der Landstraße
kommt bei Überholvorhängen sowohl mit dem Fronttriebler wie auch mit der Allradvariante mächtig „Dampf“ auf den Antrieb.

Den Abrollkomfort empfanden wir als angenehm, weder leise polternd oder etwas schwammig. Das Neungang-Doppelkupplungsgetriebe verrichtet seinen Dienst sanft, aber unauffällig zupackend. Das in der Top-Ausführung „Luxury“ erhältliche Head-up-Display informiert über die wichtigsten Daten, sodass man den Blick nicht immer wieder mal auf den großen Mitten-Bildschirm richten muss. Serienmäßige Highlights wie eine 360-Grad-Kamera erleichtern den Umgang in dem chinesischen Mittelklasse-Plug-In-Hybrid. Dass schon die Basisvariante „Premium“ genannt wird, zeigt, welche Klientel Great Wall Motors mit seiner Produktlinie „Wey“ ansprechen möchte.

 

Text: Charlys Autos / Fotos: Lena Willgalis