Nicht nur für gekrönte Häupter: Rolls-Royce-Chef im Gespräch mit JCB-Communication

Der Schah von Persien fuhr einen, die Queen und James Bond sowieso.  Gekrönte Häupter, Wirtschaftsbosse, Filmsternchen: sie alle freundeten sich mit“ Emily“ an, der legendären Kühlerfigur jenes Automobils, das wie kein Anderes für Luxus, Pracht und Pomp steht: Rolls Royce.  Wir sprachen bei der weltweit größten Messe für Oldtimer und Classic Cars, der „Techno-Classica“ über das Phänomen Rolls Royce und die Neuausrichtung der Marke mit dem Deutschland-Chef von Rolls Royce, Peter Paul Schoppmann.

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Ein „Silver Ghost“,  ein „Phantom“, das waren und sind Kreationen, die das oberste Ende der Fahnenstange bilden, wenn es um Exklusivität im Automobilbau geht.  Doch genau das ist auch mittlerweile das Problem der britischen Luxusmarke, die seit 1998 zur BMW  Group gehört. Sagt zumindest Peter Paul Schoppmann. Und der müsste es eigentlich wissen, denn der Mann ist Deutschland-Chef von Rolls Royce Motor Cars.  Seit fast vier Jahren  sind die Entscheidungsträger des Hauses darum bemüht,   das Label Rolls Royce vom etwas „angestaubten“ Flair des elitären Zirkels zu befreien. Zum vierten Mal in Folge steht Rolls Royce deshalb auch Seite an Seite mit BMW- und Mini-Produkten in diesem Jahr bei der weltgrößten Oldtimer- und Klassiker-Messe, der „Techno-Classica“ in Essen. Die Kernbotschaft, die da lautet: „Wir sind eine offene, transparente Marke. Ein Autobauer. Einer im besten Sinne mit viel Luxus, aber auch viel Dynamik.“

Raus also aus dem seit der Gründerzeit vor 110 Jahren angestammten  Mief der kantigen, großkotzigen, überkandidelten  Chauffeurs-Kutschen. Statt dessen hin zu emotionalen Fahrzeugen für  (begüterte) Menschen, die Spaß an der exklusiven, persönlichen Mobilität haben. Leute, die  nicht nur bequem im gepolsterten Fauteuil  kutschiert werden wollen, sondern Spaß daran haben, ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Automobil nicht nur zu besitzen, sondern es auch selbst zu bewegen.

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Äußeres Zeichen des neuen Selbstverständnisses der Luxusmarke ist der stärkste Rolls Royce aller Zeiten, den das Haus auch in Essen präsentiert: Der „Wraith“, befeuert von stolzen 620 PS, ist nicht nur seit dem Herbst vergangenen Jahres erhältlich, sondern auch so etwas wie der Hoffnungsträger der Marke. Irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, will man auch Menschen, die sich eher zu den Manufakturen der Häuser Ferrari oder Lamborghini hin gezogen fühlen, auch für einen „Wraith“ begeistern. Dann aber  – natürlich – als „Zweitwagen.“

Der „Wraith“, so eine Art exklusiver „Rolls Royce GTI“,  steht für die Umsetzung eines Revirements, das vor vier Jahren begann. „2010 haben wir einmal unsere Problemfelder aufgeschrieben“, bekennt Schoppmann. Und die bestanden vor allem darin, dass „wir nicht sichtbar, nicht anfassbar waren.“  An der imaginären Kehrtwendung  der vermutlich exklusivsten Automarke weltweit  arbeitet man jetzt. Der zwar  limitierten aber geschätzten Klientel soll eines vor Augen geführt werden:  „Hallo Leute, wir sind nicht nur was für gekrönte Häupter. Rolls Royce ist ein Auto, eine Marke, ein Label, für coole und moderne Menschen. Etwas für zahlungskräftige Kundschaft  mit einem Sinn für automobile Emotion und Dynamik.“

Rolls Royce Ghost Concept 2012

Die Einsicht in die Unzulänglichkeiten der eigenen Außendarstellung und die daraus resultierende Neu-Positionierung haben offenbar Früchte getragen. Rolls Royce hat zum vierten Mal in Folge ein Rekordergebnis aufgestellt. 2013 wurden weltweit 3630 Fahrzeuge ausgeliefert. Das gilt auch und vor allem für Deutschland, das  prozentual den stärksten Wachstumsschub  aller RR-Märkte des vergangenen Jahres für sich in Anspruch nehmen darf.

Damit einher ging offenbar auch ein Umdenken in manchen Kundenkreisen. „Wir sind auch für Frauen in Führungspositionen oder besonderen gesellschaftlichen Schichten  interessant geworden, die selbst einen Rolls Royce fahren wollen“,  erläutert Schoppmann voller Stolz.  Vielleicht, weil es (noch) nicht „in“ ist, einen „Wraith“ zu fahren. Aber Frau kann im ähnlich strukturierten Freundes- und Bekanntenkreis inzwischen mit bisher ungeahnten Möglichkeiten auf sich aufmerksam zu machen.

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Werbung im klassischen Sinne macht die Luxusmarke natürlich nicht. „Aber wir gehen dorthin, wo unsere Kunden sind“, sagt Kommunikations-Chefin Ruth Hucklenbroich. Auf außergewöhnliche Kunst-Meetings  etwa oder auf sportliche Events wie Trab- oder Galopprennen.  Aber, und auch das gehört offenbar zum Prozess des sich öffnens auf Messen wie der Techno-Classica: „Wir haben auch für Leute, die hier zu uns kommen und nach Prospekten fragen, etwas, was wir ihnen mitgeben können. Wir schicken keinen einfach so weiter.“

Getreu den (neuen) Leitlinien: „Wir sind eine offene Marke zum Anfassen.“ Typisch Rolls Royce eben.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun