Geht es um das Thema des Kreiskolben-Motors als technisches Pendant zum gängigen Hubkolbenmotor fällt der Name des genialen Erfinders Felix Wankel. Der von Wankel im Jahr 1954 auf eine technisch machbare Basis gestellte Kreiskolben-Antrieb feiert im kommenden Jahr seinen 60. Geburtstag. Es war das Prinzip der sich drehenden Scheiben statt des Kolbens, das ewige, immerwährende rotieren statt des ständigen, rumorenden Auf und Ab‘s im Motorraum: Wankel , Jahrgang 1902, revolutionierte damit die automobile Antriebstechnik: er übertrug die vertikalen Kräfte eines normalen Kolbenmotors ins Seitliche. Eigentlich unvorstellbar.
Doch das neue Aggregat mit seinen dank der flachen Bauweise ganz geringen Vibrationen und seiner großen Laufruhe bescherte den Autobauern nicht nur rosige Konstruktions-Perspektiven sondern, auch neue Probleme. Neben dem extrem ruhigen Takt verriet der nach seinem Erfinder benannte Wankel-Motor nämlich auch spezielle Schwächen: Die Wankel-Kultfahrzeuge R0 80 oder Mazda RX 7 brachten schon deshalb keine hohe Kilometerzahl auf den Tacho. Wankel-Kunden klagten über einen hoher Kraftstoffverbrauch, zudem war das Antriebsprinzip mit den sich drehenden Scheiben ein „Ölsäufer“.
Wankels Erfindung aus dem Jahr 1954 wird aber nicht erst im kommenden Jahr mit der 60. Wiederkehr gewürdigt. Vor genau 50 Jahren nämlich, im Oktober 1963, wurde auf der Internationalen Automobilausstellung mit dem NSU Spider das erste serienmäßige Fahrzeug mit Wankelmotor präsentiert. Während der NSU-Wankel damals allerdings nur eine Scheibe hatte, war man in Japan schon weiter. Dort experimentierte Mazda bereits mit einem Zweischeiben-Wankelmotor. NSU, das später in Audi überging, tat sich mit den an dem neuen Antriebsprinzip interessierten Franzosen zusammen und gründete gemeinsam mit PSA die Firma Comotor. Was wiederum in diesen Tagen einen Grund zum Feiern bedeutet.
Denn im Herbst des Jahres 1973, also vor nunmehr genau 40 Jahren, präsentierte Citroën auf der Frankfurter IAA den Citroën GS Birotor. Dessen Aggregat, bereits ein wassergekühlter Zweischeiben-Wankelmotor, verfügte über keinerlei Vibrationen. Aufgrund dessen war auch der Geräuschpegel bis in die höchsten Drehzahlbereiche hinein kaum wahrnehmbar. Zwischen März 1974 und März 1975 wurden aber gerade einmal 847 Citroën GS Birotor im Motorenwerk im lothringischen Altfortweiler hergestellt. Dann machte die Energiekrise allen Planungen einen Strich durch die Rechnung. Mitte der 1970er Jahre wurde der für Deutschland geplante Verkauf des Citroën GS Birotor zum Preis von 14.500 Mark noch vor dem Verkaufsstart gestoppt.
Vor mittlerweile drei Jahren schien Audi im Zuge der NSU-Ideenverwertung eine Renaissance des Wankelmotors herbei führen zu wollen. In Genf stellten die Ingolstädter auf dem Frühjahrssalon den Audi A1 e-tron mit einem Wankelmotor als Reichweiten-Verlängerer vor. Doch es blieb – wie so oft – beim Concept Car. In die Serie ging das Fahrzeug nie. Die geniale Idee des Felix Wankel war nicht für die Ewigkeit gedacht..
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Jürgen C. Braun, Audi, Mazda