Vier Jahre unveränderte Markt-Präsenz sind für ein neues Auto ein langer Zeitraum. Vor allem dann, wenn sich der Hersteller damit in der Premium-Klasse, ganz am obersten Rand des Angebotes von Lust und Luxus, bewegt. Und vor allem dann, wenn die Konkurrenz hierzulande nicht schläft und ihre Konkurrenzmodelle ebenfalls entweder ganz neu inszeniert (Mercedes-Benz S-Klasse) nachgebessert (BMW 7er) hat. Zeit also für Audi, sein Flaggschiff A8 einem gründlichen Revirement zu überziehen.
Auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt/Main haben die Ingolstädter den A8 in seiner überarbeiteten Form bereits vorgestellt. In diesen Tagen werden die neuen Modellversionen auf den Markt kommen. Die wichtigsten Absatzmärkte für das oberbayerische Top-Model(l) sind in Europa vor allem Russland, dazu die Vereinigten Staaten von Amerika. Das ist vor allem aber auch China, wo der A8 in der Version mit dem langen Radstand Zeugnis von Ruhm und Reichtum seines Besitzers ablegt.
Was ist also neu an der mittlerweile vierten Generation des Audi A8, den die Ingolstädter im Jahr 1994 zum ersten Male eingeführt hatten? Audi hat an der eher sportlichen als klassisch-konservativen Optik seines „Dreamliners“ nur Details verändert. In diesen Hochsegmenten erschreckt man den zahlungskräftigen Käufer auch eher mit einem visuellen Rundumschlag als dass man neue Kundenkreise anzieht. Das gilt auch für Flottenkreise im obersten Business-Bereich, wo zudem ein enormer Kostendruck herrscht.
Das Highlight im wahrsten Sinne des Wortes am verbesserten Audi A8 ist ein neues Lichtsystem, das den Namen LED-Matrix-trägt. Dahinter verbirgt sich ein Sicherheits-Label auf höchster Stufe. Eine „Lichtorgel“, die sich selbst erkennend, selbstständig, und selbst tätig den aktuellen Gegebenheiten, in der unmittelbaren und weiteren Umgebung anpasst. Das LED-Breitbandsystem besteht aus vielen einzelnen Scheinwerfern. LED-Matrix leuchtet und spart bestimmte Bereiche je nach Notwendigkeit aus, wie es die Situation erfordert. Es reagiert in Sekunden-Bruchteilen auf voraus fahrende und entgegen kommende Fahrzeuge, auf Personen oder auf Wild am Straßenrand. Gefährdete Menschen im Annäherungsbereich werden dreimal kurz als optisches Warnsignal kurz angeblinkt. Clou des neuen Lichtsystems, das für etwa 2400 Euro zusätzlich optional zu haben ist: Das Fernlichtmit seinen 25 einzelnen Leuchtdioden pro Seite ist außerhalb geschlossener Ortschaften fast immer in Betrieb. Es lässt sich je nach Situation entweder einzeln zu- und abschalten oder herab dimmen.
In jeder Frontlampe stecken 25, einzeln ansteuerbare, LED-Zellen. Das ist die Basis für rund eine Milliarde (!) unterschiedlicher Lichtszenarien. Das geht vom normalen blendfreien Dauerfernlicht bis zu einem „mitdenkenden Kurvenlicht“, das seinen Strahl schon vor dem Einlenken des Fahrers in die beabsichtigte Richtung einschwenken lässt. Ein Licht geht dem Betrachter buchstäblich beim neuen LED-Blinker am Audi A8 auf. Der optische „Fahrtrichtungsanzeiger“, wie Dinger früher mal hießen, flackert nicht nur einfach in die Weltgeschichte hinein. Nein der Superblinker der Moderne wischt von innen nach außen. Das wirkt erstens wie eine wirkliche „Lichtorgel“, ist aber auch ein zusätzliches Sicherheitsmerkmal. Man erkennt die Abbiegerichtung des Fahrzeugs nämlich auch dann noch, wenn Teile des Automobils verdeckt sind.
Auf dem deutschen Markt wird der aufgewertete A8 mit zwei Benzinmotoren und zwei Dieselantrieben angeboten. Unter der langen Haube des immer noch sehr sportlich wirkenden A8 arbeiten wahlweise zwei per Kompressor aufgeladene 3,0 TFSI mit 310 PS, der V8-Biturbo 4,0 TFSI mit 435 PS sowie der 3,0 TDI mit 258 PS und der 4,2 TDI, der 385 PS und 850 Newtonmeter produziert. Effizientester Antrieb ist der 3.0 TDI, der sich nach Herstellerangaben mit 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern begnügt. Jede Menge „Schmackes“ steckt hinter dem Audi A8 4,0 TFSI. Er beschleunigt, wie alle anderen Versionen mit quattro-Antrieb ausgestattet, in 4,5 Sekunden von Null auf 100 km/h. Das Topmodell bleibt der Audi A8 L W12 quattro. Er stellt aus 6,3 Liter Hubraum satte 500 PS an Vortrieb zur Verfügung. Der Verbrauch von 11,7 Litern soll die Benchmark in diesem höchsten Segment sein. Die sportlichste der edlen, „Staats tragenden“, Limousinen ist mit 520 PS der S8. Dessen vier Liter großer Achtzylinder beschleunigt in 4,2 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h.
Natürlich bleibt bei Audis Top-Modell kein Kundenwunsch nach Komfort-Steigerung und Individualisierung ungehört. So gib es auf Wunsch im Fond elektrisch einstellbare Einzelsitze. Das Angebot an unterstützenden Assistenzsystemen ist zudem weiter ausgebaut worden. Dazu gehört ein Headup-Display mit vielen wichtigen Informationen, auch aus dem Navigationssystem, für den Fahrer. Ein zusätzliches Sicherheitsfeature ist auch ein Abstandstempomat mit Stop-and-Go-Funktion, Park-, Überhol- und Fahrspurassistent.
Die Preisliste beginnt bei 74.500 Euro für den A8 3.0 TDCI mit achtstufiger Tiptronic. Den S8 mit seinen 520 PS und einem voluminösen Drehmoment von 650 Newtonmetern gibt es ab 114.700 Euro aufwärts.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun