Lange schmückte sich der italienische Autobauer Fiat mit den Produkten des gebürtigen Österreichers Carlo Abarth als Haustuner. Seit etwas mehr als einem Jahr ist Abarth jetzt eine eigene Marke unter dem Konzerndach. Zum 70. Jubiläum wurde jetzt der 595 EsseEsse aufgelegt, Ein in jeder Beziehung ungewöhnliches Fahrzeug.
Grau, weiß, „Abarth“-Schriftzug, auf der Seite. Dazu knallige rote Bremssättel und eine Form wie eine Knutschkugel. Ein Äußeres, das aber in diesem Fall bei entsprechender Handhabung zum Knallbonbon wird. So steht der kleine Italiener da und wartet darauf, seine Fähigkeiten ausspielen und dazu Lob wie auch Erstaunen einheimsen zu können. Die Frage, ob das nicht ein „Fiat Cinquecento, also ein 500er, sei, beantworte ich mit einem entschiedenen „Jein“, Ja und nein also.
Der 595 EsseEsse hat von allem etwas. In der Jubiläumsausgabe zum 70. Geburtstag von Abarth in diesem Jahr macht er zunächst einmal so richtig „Rabatz“ wie ein Großer. Das verdankt er in dieser Ausbaustufe seiner Arapovic-Auspuffanlage, die aus den beiden voluminösen Endrohren um das schmucke Karbonkleid drum herum heraus mächtig „akustischen Dampf“ ablässt. So ein Benehmen erlauben sich die allerwenigsten Kleinst-Fahrzeuge.
Klar, der stärkste Abarth will halt zeigen, was er drauf hat. Und das schon, bevor es auf die Piste geht. Und dazu gehören auch diverse Schweller, Felgen und Spoiler inklusive des Schriftzuges zum 70jährigen Jubiläum an der Seite, Und natürlich, innen wie außen das bekannte Markenlogo: Der giftige Skorpion. Die Italiener haben das Auto ganz deutlich auf die Zielrichtung, also die betont jugendliche Klientel, abgestimmt. Das heißt; Apple Carplay und / oder Android Auto sind ein Muss. Mit allen Fahrzeug-Funktionen über den Siebenzoll-Touchscreen zu surfen, ist übrigens auch kein Buch mit sieben digitalen Siegeln. Klappt sogar im fortgeschrittenen Tester-Alter.
Ein bisschen herum gespielt haben die Techniker und Designer auch noch im Innenraum, damit es auch etwas zu verstellen, konfigurieren und aus zu probieren gibt. Die Grafik im Auge des Betrachters kann man beim Betätigen der „Sport“-Taste etwas leicht aggressiver in feurigem Rot gestalten. So ein bisschen Eyecatcher muss bei einem solchen Kraftknubbel einfach sein. Innen wie außen. Dazu gehören auch viel Carbon auf den Pedalen und die sehr gut konturierten leichten Sportsitze, die ein zumindest vages Maranello-Feeling assoziieren.
Aber da wäre ja noch die essentielle Frage zu beantworten: Wie fährt sich denn dieser aufmüpfige Zwerg eigentlich mit dem bekannten, 180 PS starken, Vierzylinder Turbomotor? Also; Knopfdruck, der Ottomotor da vorn schüttelt sich in seiner 1100 Kilo leichten Karosserie ein wenig und legt dann los. Zuerst gar nicht einmal so spektakulär, aber wenn der Garrett-Turbolader erst einmal richtig Luft bekommen hat, dann geht die italienische Post ab. Und rund um die Vorderräder wird es richtig wild.
Immer genügend Grip und Traktion aufweisend, macht das Kurvenräubern mit diesem „fliegenden Hasenkasten“ richtig Spaß. Bei präziser, direkter Lenkung und intensiver Beschäftigung mit dem Schaltknüppel des Fünfgang-Getriebes, reitet man auf der Drehmoment-Welle mit sichtlichem Vergnügen. Die ausgeprägten Wangen der Sportsitze leisten da vor allem bei extremen Richtungsänderungen wertvolle Hilfestellung. Das Koni-Dämpfersystem ist perfekt auf diese Fahrweise abgestimmt: Hart, aber herzlich. So wie das ganze, kleine Autochen ein einziges wunderbares Geburtstags-Geschenk ist.
Congratulazione, Carlo Abarth!
Technische Daten Abarth 595 EsseEsse
Ausführung: Viersitziger Kleinstwagen
L / B /H: 3,66 / 1,63 / 1,49 Meter
Radstand: 2,30 Meter
Kofferraum: 185 – 610 Liter
Motor: Vierzylinder Turbo
Hubraum: 1998 ccm
Leistung: 180 PS
Max. Drehm.: 250 Nm bei 3.000 U/Min
Getriebe: 5-Gang manuell
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
CO2-Ausstoß: 171 g/km
Schadstoffnorm: Euro 6 d-temp
Preis: ab 29.690 Euro