
Die zweite Generation des großen Opel-SUV Grandland hat es in sich. Eine große Vielfalt nämlich. Und das wortwörtlich gleich auf mehrfache Weise. Auf der eigens für Elektro-Autos optimierten STLA-Plattform des Stellantis-Konzerns entstand ein Auto mit mehr Antriebsvarianten, mehr Platz, mehr Luxus und weit mehr Ausstrahlungskraft als das 2017 erschienene Erstlingsmodell. Das gehörte seinerzeit schon nicht mehr zur langjährigen Mutter General Motors, sondern zu PSA, jetzt auch ein Teil des Stellantis-Konzerns.

Seitdem hat sich vieles verändert in der Autowelt. Auch bei Opel, das aber immer noch eines von sich behaupten kann: Die Marke mit dem Blitz ist – Konzern hin oder her – und bleibt eine eigenständige deutsche Institution. Eine mit Tradition, aber auch mit deutlichen Ansagen zur Antriebsphilosophie und zum Modellprogramm der Zukunft. Denn der neue Grandland, pünktlich zum 125jährigen Jubiläum der Opel-Automobilgeschichte erschienen, wurde am Stammsitz in Rüsselsheim entwickelt. Er erhielt dort ein mutiges, eigenständiges Design, das den Vorgänger altbacken und langweilig aussehen lässt. Die entsprechende Studie dazu hieß nur Opel Experimental. Sie soll den formalen Weg des Unternehmens in die Zukunft aufzeigen. Und: Der Neue wird im Werk Eisenach montiert.

Die zweite Grandland-Generation ist – eine Auszeichnung als Spitzenmodell – der erste Opel auf der STLA-Plattform, die schon der kürzlich erschienene Peugeot 3008 als debütierender Konzernbruder für sich beansprucht hat. Nicht nur der deutschen Marke Opel, sondern auch des ebenso traditionellen deutschen Kultur-Kartenspiels Skat Kundige würden ihn als „Grand mit Dreien“ bezeichnen. Neben dem rein elektrischen „Grandland electric“ wird es nämlich einen Plug-In-Hybrid und einen 48-Volt-Hybriden geben.

Mit 4,65 Metern hat der Grandland 2.0 17 Zentimeter gegenüber der aktuellen Ausgabe gewonnen . Eine Breite von 1,89 Meter und 1,64 Meter Höhe runden das Fahrzeug mit der markanten Karosserie ab. Gewachsen dort auch um zwei und sechs Zentimeter. Davon profitieren vor allem die Passagiere in der zweiten Sitzreihe auf der im Verhältnis 40:20:40 geteilt klappbaren Bank. Wer dagegen vorn Platz genommen hat, der profitiert von ergonomisch geformten Lehnen, von Sitzen mit Massagefunktion, Kühlung oder Heizung. Und auch hinter den Insassen tut sich jede Menge Raum für Mitbringsel auf. Zwischen 550 und 1642 Liter können je nach Konfiguration verstaut werden.

Opel gibt sich bei Gestaltung und Ausstattung des Interieurs nachhaltig. Rezyklierter (wieder gewonnener) Kunststoff korrespondiert mit dem vollständigen Verzicht auf Chrom. An variablen Ablagemöglichkeiten, wie etwa flexiblen Becherhaltern und einer fast durchsichtigen Box, die induktives Handy-Laden ermöglicht, hapert es dagegen nicht. Zusammen kommen 36 Liter an Stauvolumen für kleinen Krimskrams dabei heraus.

Das Cockpit gibt den Blick auf ein oben und unten abgeflachtes Lenkrad frei. Ein zehn Zoll großes Display hält die notwendigen Infos für den Fahrer bereit. Wer stattdessen lieber in ein Head-Up-Display schaut, für den ist auch Vorsorge getroffen. Der 16-Zoll-Monitor ist die Kommandozentrale des Infotainment-Systems. Bedienung, je nach Gusto, entweder über den Touchscreen oder auch mit Tasten.

Licht spielt eine große Rolle beim neuen Grandland. So wird der jetzt dreidimensionale bekannte Vizor vom Tagfahrlicht erhellt. Genauso übrigens wie der signifikante Opel-Blitz, der nicht fehlen darf, als Front-Mittelpunkt. Das erstmals eingesetzte Pixel-HD-Licht macht die Nacht buchstäblich zum Tag, ohne dabei andere Verkehrsteilnehmer in irgendeiner Form zu beeinträchtigen und damit zu gefährden. 25.000 Segmenten pro Scheinwerfer leuchten das Blickfeld nach vorn aus. Zudem erkennen Sensoren, wenn sich jemand nähert, der dann aus dem Lichtkegel absorbiert wird.

Das neue Top-Modell ist seit vergangener Woche bestellbar. Die Preisliste beginnt bei 36.400 Euro für den Grandland Hybrid. Als Plug-in-Hybrid bekommt man ihn ab 40.150 Euro und der Grandland Electric kann ab 46.750 Euro geordert werden.

Stromer, Plug-In-Hybrid, 48-Volt-Hybrid: Der neue Grandland bedient die E-Offensive der Rüsselsheimer in jeder Antriebsversion. Das Top-Angebot ist die Batterie-elektrische (BEV)Variante. Die wird über beide Achsen angetrieben und soll es dank des 98 kWh-Akkus auf eine Reichweite nach WLTP von 700 Kilometer bringen. Das Energie fassen soll zeitlich kompakt sein: An einer öffentlichen Schnellladestation vergehen laut Opel nur 26 Minuten, um auf 80 Prozent der Batteriekapazität zu kommen.

Antriebsoption Nummer zwei ist der Grandland Plug-in-Hybrid. Der soll rein elektrisch bis zu 85 Kilometer weit fahren können. Hybridtechnik benutzt, um im erwähnten Skat-Jargon zu bleiben, auch der dritte Bube. Eingesetzt wird dabei jedoch ein 48-Volt-Bordnetz. Das versorgt nach dem Abschalten des 1,2-Liter-Turbo-Benziners im „Segelbetrieb“ der elektrische Verbraucher an Bord während der Fahrt weiter mit Energie. Der elektrische Hilfsmotor leistet 28 PS. Zudem ist auch ein elektrifiziertes Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen erhältlich.

Der neue Opel Grandland macht eine kräftige, aber dennoch wohlgeformte Statur auf 20-Zoll-Rädern her. Der sehr voluminöse Radstand von 2,78 Meter nutzt die neuen Proportionen des Nachfolgemodells auch praktisch beim Ein- und Gegenlenken aus. Der Grandland fährt sich nicht wie ein „Dickschiff“ das in Richtung fünf Meter tendiert, sondern eher wie eine propere Mittelklasse-Limousine. Das ermöglicht auch das optional erhältliche aktive Fahrwerk.

Umfangreich und kaum Wünsch offen lassend ist die serielle Ausstattung des Fahrzeugs mit Assistenzsystemen, die weit mehr aufbieten als das, was jetzt seit Juli dieses Jahres vorgeschrieben ist. Dazu gehören unter anderem eine Geschwindigkeitsregelung mit Stop & Go-Funktion und eine erweiterte Verkehrszeichenerkennung. Darüberhinaus gibt es im Paket einen teilautomatischen Spurwechselassistenten und eine intelligente Geschwindigkeitsanpassung.

Unser Fazit nach dem ersten Bekanntwerden mit dem Top-SUV: Opel traut sich was in vielfacher Hinsicht, legt bei der Gestaltung viel Selbstbewusstsein an den Tag. Und man nutzt beim Grandland der zweiten Generation die Synergien des Stellantis-Konzerns weitestgehend, um dennoch seinem Status als deutsches Unternehmen mit einer langen Geschichte, nicht nur im Automobilbau, gerecht zu werden.
Text: Charlys Auts / Fotos: Dany Heine / Hersteller