Mit Jeep im Schnee: Wozu braucht man eigentlich Türen?

Die wechselvolle Historie des Jeeps, der wie McDonalds oder Coca-Cola zu einem Synonym für den „american way of life“ wurde, ist auch ein Stück Weltgeschichte. 1940 von der US-Regierung als „leichtes Aufklärungsfahrzeug“ für die Armee in Auftrag gegeben, hat sich der Geländewagen-Spezialist mit dem unverwechselbaren kantigen Outfit und den sieben Streben im Kühlergrill zu einem mobilen Alltagsbegleiter für alle (schwierigen) Fälle erwiesen. 

Im nächsten Jahr wird Jeep 84 Jahre alt. Kein Grund zum rasten. Denn schon seit Längerem ist die Marke dabei, sich auf der Basis traditioneller Fähigkeiten nicht nur in unwegsamem Gelände, sondern auch als kommodes Langstreckenfahrzeug weiter zu entwickeln. Elektrische Unterstützung für die verschiedenen Modelle gibt es schon seit Längerem. Aber Jeep wird zunehmend zu einer automobilen Extravaganz auf dem Weg zum Vollstromer.

Das, was Jeep im allgemeinen Verständnis ausmacht, seine Kletterfähigkeiten nämlich, durften wir dieser Tage in den tief verschneiten Tiroler Alpen erleben.   Und das, wie es „Uncle Sam“ damals zu Kriegszeiten gefordert hatte, in einem Wrangler auf luftige und dennoch eindrucksvolle Art und Weise. Mit ausgehängten Türen bei Minustemperaturen sind wir auf grobstolligen Reifen auf vereistem Terrain unterwegs. So, dass man beim Bergauffahren in Haarnadel-Kurven nur noch den Himmel sieht, und bei der Downhill-Passage der Buckelpiste hin zur Driftplatte ohne elektronisches Stabilitäts-Programm Jeep-Feeling im wahrsten Sinn des Wortes „erfährt.“

Der Wrangler 4Xe, mit dem wir unterwegs sind, weist den Weg, den Jeep eingeschlagen hat. Von elektronischer Unterstützung hin zum Vollstromer. Schon jetzt ist die Antriebsbatterie des Plug-In-Hybriden im Unterboden von einer Stahlplatte ummantelt, um alle störenden Einflüsse aus zu schließen. Auch Instrumente, Schalter etc. sind beim „Snow Adventure“ wasserdicht. Ab 2030 will die ur-amerikanische Marke, die ähnlich wie der VW Käfer oder der Porsche 911 wie nur wenige Fahrzeuge an ihrer Silhouette zu erkennen ist, in Europa nur noch Fahrzeuge verkaufen, in denen der Antrieb zumindest teilweise elektrisch ist.

Der Wrangler ist vielleicht der „Abenteuerlichste“ aus der Jeep-Modellpalette. Elektro- und Benzinmotor (zwei Liter Turbo)  des 4Xe leisten zusammen 380 PS. Dank der 17.5 kWh großen Batterie sollen bis zu 55 Kilometer elektrisch möglich sein. Da der Elektromotor immer in die Achtgang-Automatik von ZF integriert ist, werden beide Achsen permanent angetrieben.

Die Jeep-Zukunft wird elektrisch sein. Das ist spätestens, seit der Avenger zum „Car of the year 2023“ gewählt wurde, ein offenes Geheimnis. In 2024 wird der Avenger neben Benzin- und Elektroantrieb auch als Plug-In-Hybrid angeboten. Dann auch mit Allradantrieb. Der 1.3 Liter Turbo-Benzinmotor an der Vorderachse erhält dann zusätzlich eine elektrische Hinterachse. Das Modell war bisher ausschließlich als Fronttriebler erhältlich. Der Avenger 4Xe wird 190 PS leisten, von denen rund 60 PS von der hinteren E-Maschine kommen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Jeep