Alleine der Name sagte schon aus, dass es sich bei diesem Fahrzeug um etwas Besonderes behandeln musste. Um Exklusivität, um Prestige, um Premium. Und diese Attribute wurden vor einem halben Jahrhundert noch von Herstellern repräsentiert, die man fälschlicherweise heute mit diesen Begriffen nicht mehr assoziiert. Wir unternahmen eine ganz besondere Zeitreise zum 50. Geburtstag des Ford Granada.
So ein in jeder ausladendes Automobil spiegelte gesellschaftliche Anerkennung wider damals: Fährste was, haste was, biste was. Der Granada war, als die heutigen sogenannten Premium-Labels aus München und Stuttgart mit derlei Fahrzeugen den Markt beherrschten, ein neues Statussymbol der Bourgeoisie. Wohlhabende Mittelschicht also. Denn wer sich so ein rollendes Wohnzimmer leisten konnte, der stellte etwas dar kurz nach der ersten Großen Koalition Ende der 1960er Jahre. Und dass ausgerechnet Ford damit um die Ecke kam, das verwunderte zu mondänen Capri-Zeiten schon etwas.
Unser erster Eindruck, als wir uns in dem weichen und weit ausladenden Ledergestühl mit dem filigranen, aber sehr ausladenden Lenkrad niederließen: Wer viel Luft um sich herum sein eigenen nannte in einem Auto, der zeigte damit auch an, dass er sich keine drangvolle Enge antun musste. In diesem Innenraum konnte man sich ausbreiten. Egal, ob Limousine, (wie in unserem Fall), Kombi oder Fastback-Coupé. Als wir uns dann auf den Weg entlang der Kurpfälzischen Wiesen und Weiden machten, uns an die breiten, aber eben nicht körperbetonten Sitze gewöhnt hatten, merkten wir auch: Da ging etwas vorwärts in diesem damaligen neuen Topmodell des Hauses Ford.
Mit dem Sechszylinder, in dessen Top-Variante 3.0 Ghia Ford damals sogar eine echte Konkurrenz zur Mercedes S-Klasse und sogar zum RR Silver Shadow sah, plante der Autobauer Besonderes. Diese Modellreihe, so hatte es die große Mutter Ford Motor Company in den Statten im Sin, sollte drüben auf dem Kontinent, im automobilen Hochadel gegen rollende Trutzburgen wie einen Mercedes 280 SE antreten. Nur eben zu deutlich günstigeren Konditionen. Zwar kamen die Erben von 17 M / 20 M und 26 M mit ihren wuchtigen und mitunter schon schwülstigen Formen auch als Vierzylinder.
Seinen Weg aber machte der Granada, dem man seinerzeit ein besseres Geräuschniveau als der Stuttgarter Konkurrenz nachsagte, mit sechs Zylindern, die gemeinsam mit Kolben und Zylinderkopf den Arbeits- und Brennraum bildeten. Und da ein Fahrzeug mit einem solchen Motor zu jener Zeit eben kein für die Masse der Fahrzeughalter erschwingliches Produkt war, leitete Ford quasi die Demokratisierung des Sechszylinders ein. Wer so etwas fuhr, der polierte sein Image auf. Und das für gut 20 bis 25 Prozent günstiger als vergleichbare Produkte aus Süddeutschland. Vor allem als Turnier (Kombi) wurde der 1972 vorgestellte Granada ein Bestseller.
Und die cleveren Marketingstrategen des Hauses Ford erschlossen sich damit auch eine Klientel für ihre weniger auffälligen Alltagsprodukte. Der Granada aber überlegt zwei Modellgenerationen, und kam sogar zu Kultstatus. Was vielleicht zunächst weniger dem Auto als dessen Fahrer zu zu schreiben war. Denn mit „Tatort“-Kommissar Horst Schimanski am Steuer, gespielt vom Duisburger TV-Exzentriker Götz George, driftete und raste der Granada, damals schon mit modernster Schräglenker-Hinterachse, zu erfolgreichen Verbrecher-Jagden.
Erste 1985 machte der Granada, dessen durstiger Sechszylinder bis heute in „bester schlechter“ Erinnerung ist, Platz für den Scorpio, der so richtig nie in seine Fußstapfen treten konnte. Der Granada aber hat seinen Platz als Ikone seiner Zeit, ob mit oder ohne „Schimmi“, immer verteidigt.