Zugegeben: ein bisschen „schräger“ als Andere, etwas individueller und gegen den automobilen Mainstream schwimmend, waren diese Autos schon immer: Und wer ein Fahrzeug nach dem Vertreter einer fernöstlichen, mittelalterlichen Kriegerkaste benennt („Samurai“), der bezeugt damit auch, dass er mit begründetem Herstellerstolz etwas auf sich und seine Produkte hält.
Ein Umstand, den die Autobauer von Suzuki 35 Jahre nach ihrem ersten Auftreten in Deutschland trotz aller offenen Bekenntnisse zu ihren Produkten und ihrer Nischen-Kompetenz auch mit aktueller, moderner Technik und neuen Antriebssystemen in die Zukunft hinüber retten und begleiten wollen. Ein kleiner, preisgünstiger, allradgetriebener Sandfloh war es, der im Jahre 1980 auf den deutschen Automarkt hüpfte und dort für allerlei Verwunderung und auch Begeisterung sorgte. Letzteres bei all Jenen, die für Automobile der etwas anderen Art für die etwas andere Oberflächen-Beschaffenheit ein Herz und ein offenes Ohr hatten.
Der Suzuki LJ80, besser bekannt als charmant-spleeniger „Eljot“, bot damals die Möglichkeit, sich für einen unschlagbaren Preis ab 12.500 DM einen schier unverwüstlichen Alltagsbegleiter mit robustem Allradantrieb in die Garage (und damit auch ins Gelände) zu holen. Ein kerniger Reihen-Vierzylinder mit 797 Kubikzentimetern und 40 PS sorgte mit lautmalerischer Extravaganz für den Vortrieb. Mehr Vergnügen und mehr Autofahren jenseits des teutonischen Spießbürgertums mit Wackeldackel auf der Hutablage waren damals nicht drin.
Suzuki baute hierzulande schnell ein eigenes Händlernetz auf (265 in den beiden ersten Jahren), Heute umfasst das Netz 410 eigene Händler und Vertriebspartner. Klein- und Kleinstwagen, dazu sich immer wieder ändernde und den Gegebenheiten anpassende Geländewagen: das war und ist das Kerngeschäft von Suzuki, zumindest das der Automobilbranche des Konzerns. Modelle wie der rechtsgelenkte Cappuccino, der Jimny oder das kleine Dreizylindrige Raumwunder Alto sprachen und sprechen teils heute noch die unverwechselbare Suzuki-Ideologie. So unverwechselbar und doch praxisnah kann Auto fahren wirklich sein.
Diese Sparte wollen die Japaner auch in Zukunft besetzen, sich auf ihre Wurzeln und ihre Herkunft besinnen, ohne dabei aber die Anforderungen und Erfordernisse der Zukunft zu ignorieren oder zu vernachlässigen. Auf dem Genfer Frühjahrssalon standen in diesem Jahr zwei Konzeptfahrzeuge des Herstellers, die in den beiden nächsten Jahren wohl vor ihrer Markeinführung stehen dürften: Wobei der so genannte „Concept iM-4“ mit einem Mild Hybrid System ausgerüstet sein wird, das den Weg und die Strategie Suzukis auf dem Gebiet neuer Antriebstechnologien in den Alltag einbringen wird. Zu rechnen sein dürfte damit wohl im Lauf des Jahres 2017.
Derzeit machen die 4X4-Fahrzeuge einen Anteil von 40 Prozent am Gesamtvolumen der Suzuki-Modellpalette aus. Der „Swift“ ist der Bestseller des Hauses, der „Vitara“ auf der Überholspur. 978.917 Fahrzeuge (Stand 31. Mai laut KBA-Zahlen) hat Suzuki in 35 Jahren auf dem deutschen Markt verkauft. Der kleine, unverwüstliche, japanische Sonderling hat sich in dreieinhalb Jahrzehnten eine ausgesprochene Fangemeinde gesichert und ist auf dem Weg zum Zulassungs-Millionär auf Deutschlands Straßen. Modelle wie etwa der „Swift Sport“ sichern dem Haus auch Akzeptanz und Absatz bei der jüngeren, eher an technischer Rasanz orientierten Kundenklientel. Suzuki ist im Motorsport (Rallyesport) aktiv, macht mit modernen Erzeugnissen von sich reden und ist zum festen Bestandteil des Straßenbilds geworden. Bei etwa einem Prozent Marktanteil will man sich auf Dauer einpendeln und damit das bewahren, was der „Eljot“ damals im fernen Deutschland ausgelöst hat: Begeisterung, Individualität und technische Kompetenz (nicht nur, aber auch) in der Nische.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun