Der Audi RS7: Vier Ringe für ein Halleluja

Ganz oben, dort wo die Leistung am stärksten und der Preis am Höchsten ist, da ist in der Regel auch die Luft am Dünnsten: Das ist nicht nur beim Bergsteigen so, sondern auch dort, wo die ganz besonders exklusiven Automobile zu Hause sind. Bei den richtig  „dicken“ Sportlimousinen etwa: Porsche Panamera, Mercedes AMG 63, BMW M5 oder eben dem Audi RS7. Die Ingolstädter glänzen jetzt neben dem super Avant, dem RS6,  mit dem etwas schnittigeren RS7 Sportback. Mit 600 PS und –  wer es denn möchte – mit einer Spitzengeschwindigkeit von 305 km/h.

Der umgarnten kaufkräftigen Klientel wird es also nicht leicht gemacht, sich im sechsstelligen Bereich für ein (zusätzliches?) Schmuckstück in der heimischen Doppelgarage (mindestens) zu entscheiden. Die Marke mit den vier Ringen wirbt jetzt mit dem neuen, fünf Meter langen, „Schlachtschiff“, das neben dem R8 die Bezeichnung Sportwagen verdient.: Der neue RS7 Sportback Quattro. Er fordert Konkurrenten wie Porsche Panamera Turbo S oder BMW M8 Gran Coupé heraus.

Die Top-Kombi von 600 PS, 300 km/h V-Max und Allradantrieb sind eine Rarität in der Oberklasse. Der Audi fällt dabei durch voluminöse Räder, breite Schürzen, und dunkle Waben  unter dem mächtigen Singe Frame auf. Das verleiht ihm eben jenen sportlichen Touch, der anderen Audis mit mehr als zwei Türen und viel Power fehlt.

Beindruckend ist jedoch nicht nur,  dass Audi die Leistung der Fließheck-Limousine auf 600 PS und das Drehmoment um weitere 100 auf gigantische 800 Newtonmeter gesteigert hat.  Entscheidend ist vielmehr das Gesamtpaket an Performance. Die Wucht der Vorwärtsbeschleunigung in Verbindung mit dem Quattro-Antrieb  erreicht absolutes Sportwagen-Niveau. An die wirklichen Grenzen der Physik tastet man sich jedoch – und das nur ganz bewusst  – im Asphaltgeschlängel heran. Nie schien es uns leichter und müheloser, fünf Meter langes und zwei Tonnen schweres Blech dank progressiver Lenkung und hinten mit einschlagenden Rädern um die Kurven zu wuchten. Unterstützt von elektronischem Ausgleich gegen Wanken und Nicken.

All das führt dazu, dass  die Achtgang-Automatik mit ungeheurer Präzision diese schier ungezügelte Kraft in die Allrad-Handlungsstränge schickt.  Gierige 800 Newtonmeter übernehmen ihr  Werk bereits ab 2050 U/min. Der RS7 Sportback hebt sich in der aktuellen Version auch durch seine gesamte optische Wucht zusätzlich vom  nicht eben mickrigen A7 ab.   Beide Radhäuser wurden um rund 20 Millimeter verbreitert.  Ergibt summa summarum 40 Millimeter in der Breite bei unveränderten anatomischen Gegebenheiten wie dem LED-Leuchtband, (optional Matrix Laserlicht) und ultrabreiten Auspuffendrohren.  Passend zur  Gesamtkomposition   der schwarz umrandete Singleframe.  Darunter  sind trapezförmige Lufteinlässe für genügend kühlende Zirkulation, die gierig das Maul auf zu reißen scheinen,  platziert.

Eigentlicher Quell der Freude aber ist das  von Porsche weiterentwickelte Antriebsaggregat. Aus acht Trompeten in V-Anordnung und knapp vier Litern Hubraum ertönt in Verbindung mit den beiden Turboladern eine gewaltige Sinfonie orchestralen Fortissimos.  Dessen Ergebnis ist der eingangs erwähnte Gruß: eine Mischung aus verheißungsvollem tiefem Grummeln, leicht ansteigendem Einsatz von Pauken und Trommeln bis hin zum finalen Jubilieren der Trompetenstöße aus  dem Bauch der mächtigen Motorhaube.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das profan: Von null auf 100 dauert es gerade mal 3,6 Sekunden. Innerhalb von 12 Sekunden knallt die Tachonadel  aus dem leicht zittrigen Stand hinauf auf die 200-km/h-Marke. Schluss ist erst bei abgeriegelten 250 km/h. Auf Wunsch ist aber eine Steigerung auf bis zu 305 km/ h möglich. Der Mildhybrid,  das 48-Volt-Bordnetz  verlängert die Start-Stopp-Phasen und sorgt für eine höhere Rekuperationsleistung

Mit der RS-Taste im Velours-umlegten Multifunktions-Lenkrad lassen sich zwei verschiedene Fahrmodi mit individuellen Vorstellungen für Fahrwerk, Stabilitäts-Kontrolle etc. einstellen. Das Interieur ist – Audi-typisch – vom feinsten, ist  „State of the art“: Der S-Sportsitz mit integrierter Kopfstütze ist den Fähigkeiten des Fahrzeugs angemessen. Beeindruckend  auch die von allein  ausfahrenden Hochtöner der Bang & Olufsen-Anlage mit 19 Lautsprechern. Überall Alcantara, Karbon.  Konfigurierbar Armaturen, Headup-Display. All das  aber nicht nur einer Selbstzweck, sondern auch praxisbetont mit Ablagemöglichkeiten und viel Raum.  Wo auch immer man hinschaut, es wurde an nichts gespart.

A propos Sparen: Ein Wort, das man bei der Bewertung des neuen RS7 Sportback aus dem Vokabular streichen sollte. Unter etwas mehr als 120.000 Euro fährt man diesen Schöngeist-Biest-Boliden nicht vom Hof des Audi-Händlers. Extras  in Höhe von runden 50.000 Euro sind kein Problem.

 

Technische Daten Audi RS7 Sportback

Ausführung:                      fünfsitzige Fließheck-Limousine

L / B /H.                             5,10 / 2,12 / 1,42 Meter

Radstand:                          2,93 Meter

Leergewicht:                      2140 kg

Zul. Gesamtgewicht:          2735

Kofferraum:                        535 Kilogramm

Motor:                                V8-Benziner,  Bi-Turbo, Mild Hybrid (MHEV)

Hubraum:                           3993 ccm

Leistung:                             600 PS

Max. Drehmoment:              800 Nm bei 2050 bis 4000 U/min

Höchstgeschwindigkeit:       250 km/h     (optional 305)

Kraftübertragung:                  permanenter Allradantrieb

Getriebe:                               8-Gang tiptronic

Kupplung:                              hydraulischer Drehmomentwandler

Verbrauch (Audi)                   12,3 Liter auf 100 km

CO2-Emission:                       279 g / km

Emissionsklasse:                    Euro6 d-temp

Basispreis:                              121.050 Euro

Preis des Testfahrzeugs:        170.970 Euro