Flieg, Thierry, flieg: Das weiße Monster der Mosel

Jetzt   ist es offiziell: Bei der ADAC Rallye Deutschland vom 16. bis 19. August,  dem neunten Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft,  geht ein Weltklasse-Feld mit 88 Teams an den Start.  Der Freitag gehört wie immer den legendären Wertungsprüfungen in den Mosel-Weinbergen. Am Samstag herrscht dann überschäumende Stadion-Atmosphäre zwischen den Hinkelsteinen auf der Panzerplatte, einem ehemaligen US-Militärgelände im Hunsrück. Und am Sonntagmorgen geht es vor der abschließenden Powerstage im nördlichen Saarland noch einmal in die „Grafschaft“, eine Ferienregion an der Mittelmosel. 18 anspruchsvolle WP mit mehr als 325 Kilometern gilt es zu bestehen.

WM-Spitzenreiter Thierry hat in dieser Woche mit dem Hyundai i20 WRC bereits an der Mosel für den neunten Lauf zur Rallye-WM getestet. Der Belgier geht mit einer Führung von 21 Punkten auf Titelverteidiger Sebastian Ogier (Frankreich, Ford Fiesta WRC) in die „Deutschland“. Die Beliebtheit des Hyundai-Werkspiloten in seiner Heimat wurde dabei erneut deutlich.

Bereits in den ersten Morgenstunden, als sich der Nebel aus der Moselsenke teilweise noch nicht gelichtet hatte, waren zahlreiche Fans und „Kiebitze“ aus seiner Heimat angereist.  Hunderte standen auf den kleinen Mäuerchen an den „Wingerten“, um so nahe wie möglich  dran zu sein, wenn die beiden Belgier in ihrem weißen Allradler  es ordentlich „krachen ließen“. In der Gluthitze bei mehr als 35 Grad um die Mittagszeit nutzten viele von Ihnen den Schatten der Rebstöcke, um dort ihr kleines Picknick ab zu halten.

Wie immer bei solchen Tests vor einem WM-Lauf wurde das Infield, wo am Auto geschraubt und gewechselt wurde, und wo Ingenieure und  Piloten die Daten der ersten Turns auswerteten, hermetisch abgeriegelt. Neuville / Gilsoul absolvierten mehrere Runden auf dem, 4,39 Kilometer langen Kurs mit zahlreichen engen Spitzkehren und Sprungkuppen. Vor der ersten Asphaltrallye der WM nach den mörderischen langen Schotterprüfungen von Finnland galt es in vielen Punkten eine völlig neue Feinabstimmung und Justierung des Fahrwerks, von Dämpfern, Bremsen und aktivem Differential zu finden.

Der Belgier weiß, was er an der Rallye und an seinen zahlreichen Unterstützern aus der Heimat hat: „Das ist meine Heimrallye, Ein Großteil der Fans aus dem deutschsprachigen Belgien, wo ich herkomme, hat nicht einmal 100 Kilometer Anreise zu den Wertungsprüfungen an der Mosel.“ 2014 hatte die Paarung Neuville / Gilsoul rund um Trier den ersten WM-Sieg für das mit großen Ambitionen gestartete Team des südkoreanischen Herstellers eingefahren.

Beim deutschen WM-Lauf in knapp zwei Wochen, zu dem wieder rund 200.000 „Rallye-Verrückte“ erwartet werden, will Hyundai auf jeden Fall mit einer offensiveren Strategie als in Finnland antreten, wo es nur darum ging, so wenig Punkte wie möglich in Fahrer- und Konstrukteurs-WM auf die Konkurrenten ein zu büßen