Für Freunde des historischen Rennsports wird es in diese Saison zu einigen wirklichen Höhepunkten kommen. Im Rahmen der „Tourenwagen Classics“ gastiert die Serie mit den alten DTM-Boliden aus den 1980er bis in die späten 1990er Jahre an mhereren Orten, unter anderem vom 8. Bis 10. September auch am Nürburgring. Zum Auftakt der Deutschen Tourenwagenmasters (DTM) an diesem Wochenende auf dem Hockenheimring wurden die alten „Schlachtrösser“ (ein Begriff, der in diesem Fall auf Fahrer und Fahrzeuge gleichermaßen zutrifft) und die Histo-Serie mit den Gänsehaut-Momenten der früheren Jahre vorgestellt.
Bei den Rennen am Norisring (30. Juni bis 2. Juli) und eben am Nürburgring darf die Classics Serie in diesem Jahr mit den alten „Schätzchen“ im Rahmen der aktuellen DTM auf die Strecke gehen. Und das werden beileibe keine Demo-Fahrten, sondern richtige Auseinandersetzungen auf der Rennstrecke. Das bestätigten am Samstag im Rahmen einer eigens dafür einberufenen Pressekonferenz am Hockenheimring der Schirmherr der Serie, Ex-Rennfahrer Prinz Leopold („Poldi) von Bayern wie auch der neue ITR-Chef, der frühere österreichische Formel-1-Rennfahrer Gerhard Berger. Auf unsere Frage, ob er denn nicht selbst einmal Lust habe, in einem der alten „Pistenräuber“ für ein Rennen Platz nehmen zu wollen, meinte Berger nur lachend: „Ich bin froh, dass ich mich nicht da rein zwingen muss.“
Im Herzen des Fahrerlagers der badischen Rennstrecke präsentierte die DTM-Dachorganisation ITR legendäre Boliden aus der Geschichte des Tourenwagensports. So wurden beispielsweise neben dem ersten siegreichen BMW M3 (Harald Grohs – 1987) auch die erfolgreichen „Dienstwagen“ der großen deutschen Tourenwagen-Piloten Hans-Joachim Stuck (Audi V8 quattro) , Volker Strycek (Opel OMEGA), Klaus Ludwig (Mercedes EVO2) , und Prinz Leopold von Bayern (BWM M3) gezeigt.
Auch derDäne Kurt Thiim, der erste DTM-Meister überhaupt, war dort mit einem seiner siegreichen Fahrzeuge vertreten: Der 350 PS starke und 2,3 Liter große BMW M3 DTM, mit dem Thiim im Jahr 1988 das Eifelrennen am „Ring“ gewann, gehörte zu den von zahlreichen Fans umringten Exponaten. Thiim hat sich für die Termine der Tourenwagen Classics in diesem Jahr mit einem Mercedes 190 Evo 2 des Jahrgangs 1992, einem Gruppe-H-Fahrzeug der Division 2, bereits fest eingeschrieben. Auch Volker Danner, Ex-Rennsportler und heute Formel-1-Experte beim Free-TV-Sender RTL, wird in einem Alfa Romeo 1555 V6 aus dem Jahr 1996 noch einmal das „Bodenblech durchdrücken.“
Aus ihrer Bewunderung für ihre früheren „Dienstwagen“ machten dabei auch die alten Haudegen Michael Bartels, Volker Strycek, Bernd Schneider und Jonny Cecotto kein Geheimnis. Dass der eine oder andere Stammpilot aus der DTM-Zeit von vor 30 Jahren noch einmal im Schalensitz Platz nehmen wird, ist zumindest nicht ausgeschlossen. „Blut geleckt“ haben sie m Wochenende jedenfalls alle, die vor Ort waren.
Dass die DTM auch in diesem Jahr eine äußerst „enge“, sehr spannende und wohl auch hoch emotionale Angelegenheit werden wird, das wurde bereits beim ersten der beiden Rennen am Samstag deutlich: In der vierzigminütigen Auseinandersetzung zeigte sich bereits, dass mit den neuen, noch leistungsstärkeren und damit noch schwieriger zu beherrschenden Fahrzeugen in diesem Jahr mit ganz harten Bandagen gekämpft werden wird.
„Alle Autos innerhalb einer Sekunde. Das ist phänomenal“, hatte der neue ITR-Chef Gerhard Berger nach dem Qualifying eine ganz „enge Kiste“ voraus gesagt. Und er sollte recht behalten. Der Sieg von Mercedes-Pilot Lucas Auer, übrigens ein Neffe Bergers, kam beim ersten Rennen nach dem modifizierten Regelwerk (kein Boxenfunk für die Fahrer während des Rennens) erst nach einer intensiven Berührung mit dem BMW M6 DTM von Timo Glock zustande. Audi-Pilot Mike Rockenfeller auf Rang drei sorgte dafür, dass bei der ersten Siegerehrung der neuen Saison alle Marken auf dem Podium vertreten waren.
Die DTM steht in der neuen Saison vor zahlreichen Herausforderungen. Da alle drei Hersteller ihr Engagement von acht auf je sechs Autos zurückgefahren haben, müssen sich die Fans (aber auch die Fahrer) an kleinere Starterfelder (sechs Autos weniger) gewöhnen. Hinter den Kulissen tobt aber vor allem der Kampf gegen sinkende TV-Quoten. 2016 sahen in der ARD im Schnitt nur noch 0,94 Millionen Zuschauer die einzelnen Rennen. In den Vorjahren hatte man zumindest die Grenze von einer Million noch überschritten.