Als Energiespritze im MX-30: Der Wankelmotor ist wieder da

Kein Autobauer hat sich dem Antriebsprinzip der rotierenden Kolben so sehr verpflichtet gefühlt, es in so viele Fahrzeuge seiner Modellplatte eingebaut und dem Pendant zum Hubkolbenmotor trotz dessen Schwächen die Stange gehalten wie Mazda. 2011 stellte das Unternehmen den Verkauf des letzten Automobils mit Wankelmotor in Deutschland ein. Jetzt, 12 Jahr später, erlebt das Konzept seine Renaissance. Und zwar nicht wie im 2003 eingeführten RX-8 in einem viersitzigen Sportwagen, sondern im 4,40 Meter langen Crossover MX-30.

Eigentlich ist das nur die halbe Wahrheit, aber die andere Hälfte ist wahrscheinlich umso interessanter. Der vom Prinzip der kreisenden Kolben zum arbeiten animierte Verbrenner gibt seine Effizienz nicht direkt an die Räder weiter. Nach zwölf Jahren ohne Wankel-Konzept bei Mazda generiert die Maschine jetzt über einen Generator Strom für einen Elektro-Motor. Und wird so zum Plug-In-Hybriden. Zum reinen Stromer, dem MX-30 als BEV (battery electric vehicle) gesellt sich der MX-30 R-EV. Mit einer Gesamtreichweite von rund 680 Kilometern im Zusammenspiel von E-Maschine und Verbrenner und mit 85 Kilometern rein elektrischer Reichweite. Was in vielen Fällen den täglichen Bedarf deckt und Mazda veranlasst hat, die Duplizität des Antriebs in einem Fahrzeug an zu bieten. Zum gleichen Einstiegspreis von 35.990 Euro als Stromer wie als Stecker.

Warum hat man sich bei Mazda also erstens nicht nur für das zusätzliche Angebot eines Plug-In-Hybriden neben dem Elektrofahrzeug entschieden? Und warum zweitens auch dem Rotationskolbenmotor anstelle des konventionellen Prinzips der auf und nieder gehenden Kolben den Vorzug gegeben? Sicherlich nicht nur, weil man sich der Firmenhistorie verpflichtet fühlt und man der Meinung war, nach 12 Jahren Pause sei es mal wieder an der Zeit, der Idee des Erfinders Felix Wankel in einem Serienmodell den ihr angestammten Platz ein zu räumen.

Seit 1967 hat der kleine, aber in seiner Herangehensweise an technische Belange nie dem Mainstream folgende Autobauer aus Hiroshima insgesamt fast zwei Millionen Fahrzeuge mit Kreiskolbenmotor hergestellt. Im MX-30 hat er jetzt aber zum ersten Mal seine Aufgabe als Generator zu erledigen. Der Elektromotor liefert seine Kraft an die Vorderräder. Die 170 PS (75 kommen maximal vom Wankel) und maximal 260 Newtonmeter Drehmoment sind ein noch höherer Wert als im reinen BEV MX-30. Während im erheblich sportlicheren RX-8 noch zwei Scheiben arbeiteten, muss bei der Wiedergeburt im Crossover eine Scheibe reichen.

Die Japaner setzen beim MX-30 e-Skyactiv R-EV auf ein serielles System, bei dem die Räder immer vom 170 PS-starken Elektromotor angetrieben werden. Als Plug-in-Hybridfahrzeug profitiert der Wankel-Crossover zusätzlich von einer auf 0,5 Prozent verringerten Dienstwagenbesteuerung. Und wie nicht anders gewohnt scheut sich Mazda nicht, anders geartete technische Ansätze zu verfolgen als die Mitbewerber. Anstatt dem E-Motor einen Verbrenner als eine Art „letzter Reserve“ unter die Haube zu verpflanzen, wurde der MX-30 R-EV mit einem 50-Liter-Benzintank ausgestattet. Um den unter zu bringen, wurde das Akkupaket im Boden von 35,5 auf 17,8 Kilowattstunden „eingedampft.“ Übrig bleibt also gerade die Hälfte, was zur Folge hat, dass die rein elektrische Reichweite schrumpft.

Der R-EV lädt bei unveränderte Ladeleistung (11 kW AC-, 36 kW DC) in 50 bzw. 25 Minuten auf 80 Prozent. Die  eingangs bereits zitierte Bilanz: Gesamtreichweite etwa 680 Kilometer. Elektrische Reichweiter 85 km. Alles andere erledigt der dem Bauprinzip „geschuldete“ sehr kompakte Verbrenner. Über die Paddles hinter dem Lenkrad kann man die Rekuperation in mehreren Stufen einstellen. Allerdings ist das bei einigen Konkurrenz-Modellen mögliche und gepriesene One-paddle-Drive nicht

Fotos: Charlys Autos, Mazda

Technische Daten Mazda MX-30 Skyactiv R-EV

Ausführung:                     Fünfsitziger Crossover

L / B /H:                         4,40 / 1,80 / 1,56 Meter

Leergewicht:                                      min 1778 kg

Zuladung.                                           max. 473 kg

Kofferraumvolumen:                350 – 1370 Liter

Radstand:                                            2,66 Meter

Antrieb:               Front, serieller Plug-In-Hybrid

Hubraum:                                                 830 ccm

Leistung:                            75 PS bei 4500 U/min

 E-Motor:                                                      170 PS

Höchstgeschwindigkeit:                        140 km/h

Getriebe:                                  1-Gang Automatik

CO2-Emissionen:                                       21 g/km

Abgasnorm:                                                 Euro 6d

Preis:                                                ab 35.990 Euro

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