Seat: das stand (und steht eigentlich immer noch) für schicke, kompakte, sportliche Alltagsfahrzeuge. Nicht umsonst wirbt die spanische Volkswagen-Tochter mit dem Begriff „emocion“, appelliert also nicht nur an die Kopf- sondern auch an die sogenannten „Buch-Entscheidungen“ ihrer Klientel. Hübsch aufgemachte, flotte und durchaus bezahlbare Derivate der Modellreihen Ibiza und Leon tragen das Gerüst der Seat-Bilanz. Jetzt soll ein drittes Standbein hinzukommen. Eines aus einer ganz anderen Sparte: Ein SUV, ein sportliches Mehrzweck-Fahrzeug also. Aber auch der trägt, so unsere ersten Eindrücke, die Gene der Marke.
Dass bereits mehr als 5000 Kunden einen Ateca bestellt haben, bevor dieser überhaupt beim Händler steht, muss einen Grund haben. Welchen aber? Allen Unkenrufen zum Trotz: Seat, obwohl eigenständige Marke im Konzern, bedient sich aus dem technischen VW Baukastensystem. Diese Tatsache schafft wohl bei vielen Kunden immer noch ein gewisses Stück Vertrauen und streut dem Ateca Vorschuss-Lorbeeren auf die Straße. Zwar wird er in Tschechien bei der Konzernschwester Skoda gebaut, doch das hat auf die Akzeptanz beim Kunden ohnehin keine Auswirkungen. Die wenigsten werden es wissen. Und: Hauptsache, die Optik und die Qualität stimmt. Basta.
Die Optik des ersten SUV, auf das man bei Seat so lange hat warten müssen, erinnert – an den Leon. Schick: Die LED-Tagfahrleuchten fungieren gleichzeitig als Blinker. Dazu ein kleines, aber feines Gimmick: ein Lichtspot unter dem Außenspiegel macht Signatur und Namen des Autos auf der Straße sichtbar, hat man erst einmal die Türen entriegelt. Viel wichtiger sind die Praxis-bezogenen Werte: Mit 4,36 Metern Länge gehört der Ateca ganz klar zu den kompakten Vertretern seines Genres, bietet aber dennoch jede Menge Innenraum für Insassen und Gepäck. Hauptkonkurrent dürfte der die Szene dominierende Nissan Qashqai sein. Zwar beginnt die Preisliste der Basisversion bereits bei 19.990 Euro, doch die „spartanische Ausführung“ wird wohl eher wenig gefragt sein. Im Gegenteil: Selbst die Seat-Vertreter sind überrascht, dass sich die meisten Vorbesteller für die am höchsten ausgestattete Version „Xcellence“ entschieden haben.
Zu den Motoren: Einstiegs-Version ist ein Dreizylinder Benziner mit 115 PS. Darüber rangiert ein 1.4 TSI mit 150 PS zum Preis ab 24.700 Euro. Ebenfalls 150 PS werkeln in dem 1,6 Liter großen Diesel, den es ab 26.210 Euro bei den regionalen Händlern gibt. Das Diesel Topmodell hat zwei Liter Hubraum und 150 oder 190 PS. In dieser Version ist der Ateca eher etwas für Langstreckenfahrer. Der geht los bei 27.560 Euro. Für Allradantrieb und ein Doppelkupplungsgetriebe muss man nochmal 1700 Euro, bzw. 1.800 Euro zu zahlen.
Zum Innenraum: Der ist funktional, übersichtlich, hat den typischen Volkswagen-Charakter. Was heißt: ausgezeichnete Materialien, sehr gute Verarbeitung, aber kein Schnickschnack, den man in einem SUV nicht braucht. Am Raum für Insassen und Gepäck mangelt es nicht. Auf beiden Sitzreihen hat man entsprechende Kopf, Bein- und Ellbogenfreiheit. Die Lehnen kann man vom Kofferraum aus flach legen. So entstehen ausgezeichnete 1604 Liter Ladevolumen in einem Kompakt-SUV. Und wer möchte, kann sich auch eine Gestensteuerung zum öffnen und schließen der Heckklappe ordern.
Zudem ist der Ateca in Sachen Konnektivität und Helfer auf der Höhe der Zeit. Mit Hilfe des Modularen Infotainment Baukastens lassen sich alle Smartphone-Systeme mit dem Fahrzeug verknüpfen. Ein echter Zugewinn ist die kabellose Ladeschale für das Handy. An diversen „Assis“, die bisher höheren Modellreihen vorbehalten waren, mangelt es ebenfalls nicht. Beispiel: Im Stopp & Go-Verkehr bremst und lenkt der Wagen in der DSG-Ausstattung selbstständig.
Jürgen C. Braun