Die unendliche Kombi-Geschichte: Der neue Opel Astra Sportstourer electric

Vor genau 70 Jahren, auf der IAA 1953, feierte Opel mit der optischen und praktischen Verschmelzung eines Lieferwagens und einer Limousine eine Weltpremiere und kreierte einen Namen, der in die Automobilgeschichte einging: Der Caravan. Also die Verbindung von „Car“ und „van“ aus dem englischen Sprachgebrauch. Aus dem Caravan ist mittlerweile ein Sportstourer geworden, auch wenn sich die Anforderungen an dieses Segment nicht sehr viel verändert haben. Jetzt kommt der nächste Schritt, bedingt durch den „Transformations-Galopp“ des Herstellers. Im nächsten Jahr wird der Opel Astra Sportstourer Electric eingeführt. Und wir sind ihn schon gefahren.

Auf der IAA Mobility im September dieses Jahres feierte der elektrische Rüsselsheimer seine Weltpremiere. Damit ist er einer der ersten Batterie-elektrischen Kombis auf dem Markt. Wenn Opel bisher eines geschafft hat seit der Gründung des Riesenkonzerns Stellantis vor knapp drei Jahren, dann ist es, sich eine respektable Eigenständigkeit in dem ganzen Marken-Konsortium mit italienischen und französischen Autos zu bewahren. Was bei der Geschwindigkeit, die der deutsche Autobauer derzeit bei der Vorstellung neuer Fahrzeuge aufgenommen hat, nicht einfach ist.

Zur Serienausstattung des Basis-Kombis gehören Klimaanlage, LED-Licht und zwei Zehn-Zoll-Displays nebeneinander. In der Version GS für 46.560 Euro kommen hinzu: AGR-Sitze, ein „Verkehrsschild-Assistent“ (wobei schon die Basisversion eine „Geschwindigkeitszeichenerkennung“ hat), ein „Automatischer Geschwindigkeits-Assistent mit Stoppfunktion“ (vermutlich ein Abstandstempomat, die Einstiegsversion hat wohl nur einen normalen Tempomat), ein 360-Grad-Rundumsicht-System, 18-Zoll-Räder und schwarze Details (Spiegelgehäuse, Dach, Dachhimmel und Schriftzüge).

Die Zahl der Elektro-Kombis auf dem Markt ist noch relativ überschaubar. Etwa der Plattformbruder Peugeot E-308 SW. Mit 4,64 Metern ist der elektrische Caravan-Nachfolger 27 Zentimeter länger als die fünftürige Limousine. Auch der Radstand ist 57 Millimeter länger. Beeindruckend, und darauf legen Kombi-Kunden ja besonderen Wert, sind die Kofferraum-Zahlen. Die liegen bei 516 bis 1553 Liter. Beim fünftürigen Astra sind es 352 bis zu 1268 Litern.

Den Vortrieb besorgt der 156 PS starke Stellantis-Elektroantrieb. Ergänzt von einem 54 kWh Akku. In etwa 30 Minuten kann man den Stromer an einer 100 kW-Gleichstrom-Schnellladesäule auf 80 Prozent der Batterie-Kapazität laden. Auch dank des Gewichts von nur 1760 Kilo soll der Sportstourer Electric mit einer kompletten Batterieladung 413 Kilometer zurücklegen können. Die Basisversion verfügt über Klimaanlage, LED-Licht und zwei zehn Zoll große Displays. Die GS-Ausstattung beinhaltet noch AGR-Sitze, einen „Verkehrsschild-Assistenten“ einen Abstandstempomaten, ein 360-Grad-Rundumsicht-System und 18-Zoll-Räder.

Der Opel Astra Sports Tourer Electric startet zu Listenpreisen ab 43.490 Euro. Damit kostet der Astra-Kombi mit E-Antrieb 1.500 Euro mehr als der elektrische Astra Fünftürer. Die GS-Ausstattung des Kombis kostet 46.560 Euro Zum Bestellstart wird neben dem Kaufpreis alternativ eine Leasingrate von 359 Euro pro Monat angeboten. Inklusive einer Sonderzahlung von 4.500 Euro. Umweltbonus ist ja nur noch für Privatkunden möglich. Die Laufleistung beträgt 5000 Kilometer pro Jahr oder 20.000 Kilometer über vier Jahre Vertragslaufzeit.

Der erste Elektrokombi ist ein echtes „Rüsselsheimer“ Kind. Dort designt, entwickelt und gebaut.  Mehr Opel als bei dem neuen Lademeister von der Ladesäule geht eigentlich nicht. Und als ebenso praktischer wie formschöner Antipode der elektrischen Astra-Limousine wird er sich seinen Platz bei den Fans der deutschen Marke sichern.

Die Geschichte des Hauses Opel ist auch ein Stück weit die Geschichte seiner Kombis. Denn ein Kombi, das war oft auch einfach im allgemeinen Sprachgebrauch nur ein Caravan. Für viele Menschen, die sich nicht explizit mit dem Automobil als Hobby beschäftigten, war ein Kombi nichts anderes als ein Caravan. Einfach nur eine andere Bezeichnung für diese besondere Form von einem Auto mit einem großen Laderaum. Der Zusatzbezeichnung Opel bedurfte es da eigentlich nicht.

Opel warb vor 70 Jahren mit einem genialen Trick für den Rekord Caravan: „Ein Auto kaufen, zwei besitzen“ hatten sich die Marketing-Strategen des deutschen Autobauers einfallen lassen.“ Privat wurde damals eher eine Limousine gefahren, Kombis waren (noch) was für Handwerker oder Gewerbetreibende. Denn für Hobbies mit sperrigem Ladegut oder Möbel-Discounter aus Schweden war die Zeit nach dem Krieg noch nicht reif.

Doch das änderte sich bald, der Caravan wurde richtig aufgehübscht.  Der P2 Caravan von 1960 machte mit Dachreling schon was her. Und als fünf Jahre später der Kadett B Caravan eingeführt wurde, zog diese Form von Auto-Karosserie auch sozusagen „gut bürgerlich“ in die damalige Kompaktklasse ein.  Neben Coupé und Limousine hatte sich das Auto mit dem großen Kofferraum als dritte Erscheinungsvariante endgültig seinen Platz gesichert. Opel war der deutschen Konkurrenz damals schon voraus. Denn aus Wolfsburg kam lediglich der Käfer.

Die Opel-Designer verstanden es im Lauf der Jahrzehnte blendend, Nutzen und Spaß miteinander zu verbinden. Der Caravan bekam spätestens ab den 1970er Jahren auch so etwas wie einen Lifestyle-Anstrich. Irgendwann galt es dann auch schon als chic und nicht einmal ungewöhnlich zwischen Coupé, Limousine und Caravan zu wählen. Spätestens, als Papi zum Heimwerker wurde und Mutti den Garten nebst Geräten und weiterem Zubehör für sich entdeckte. Doch die steilen Hecktüren von Omega, Vectra und Astra zeigten meist die Richtung an: Das klassische „Form follows function“ – Die Form folgt der Funktion.

Heute hat der Sportstourer, zu dem der Caravan mutierte, längst seine Werkstatt- oder Großmarktattitüde verloren. Der erste Stromer reiht sich würdig in die Reihe der Urahnen ein.