Die klassische Limousine hat es nicht erst seit gestern gegen die Flut von SUV aller Kategorien, Leistungs- und Preisklassen schwer, sich noch auf dem Markt zu behaupten. Crossover ist nicht nur Trend und gefragt, sondern geradezu s ein Muss und wird den Kunden im Neuwagenprogramm fast schon aufgezwungen.
Cabriolets und Kombis befinden sich auf dem Rückzug, der „Limo“ geht es da kaum anders. Umso erfreulicher, wenn ein Hersteller Mut beweist, vom eigenen Produkt überzeugt ist und ein Design-Schmuckstück auf die Räder stellt, das nachhaltig im wahrsten Sinn des Wortes beweist: Die Limousine ist auch im Zeitalter der Elektro-Automobile nicht tot zu kriegen. Man muss es nur richtig anpacken. Mit dieser Prämisse geht der IONIQ 6 jetzt auf den Markt.
Der IONIQ 6 steht zwar auf der gleichen „Electric Global Modular Platform“ (E-GMP), auf der auch der mit etlichen Awards bedachte ältere Bruder IONIQ %5 ruht. Doch eine so betörende Mischung aus Coupé und Limousine da drauf zu stellen, dafür muss man nicht das Vorhaben und die Idee haben, sondern beides auch umsetzen können. Um es mal mit Thomas Tuchel, Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München zu sagen: „Schockverliebt“ könnte man nicht nur beim ersten Blick auf diese berauschend schöne stromlinienförmige Führung des früher angesagten Zeichenstifts sein.
Ein bisschen Porsche Panamera, ein Schuss Audi TT, ein wenig Chrysler Crossfire. Der IONIQ 6 vereint auf einer stattlichen Länge von 4,86 Metern die Wow-Effekte der freizügigsten bildenden Blechkünstler. Aber es bleibt auch bei optischen Elementen, die man als gelungenen „running gag“ bezeichnen möchte. Die im IONIQ 5 verwandten Lichtquader, findet man unterhalb der serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer, an Front- und Heckschürze und sogar im Interieur mit seiner modularen Anzeigentafel.
Woran man sich erst noch gewöhnen muss, sind die beiden (optionalen) digitalen Außenspiegel. Obwohl eine Kamera das rückwärtige Bild auf zwei -Monitore links und rechts vom Armaturenträger mit hoher Auflösung und sehr weitwinklig projiziert, geht der Blick, wann immer es nötig ist, raus auf die nicht vorhandenen Außenspiegel. Der Stromer zeichnet sich durch hohe Konnektivität-Quote ebenso wie vernetzte Komfort- und Assistenzsysteme aus. Apple- und Android-Handys ein zu binden, ist Standard. Die natürlichen räumlichen Einschränkungen der Coupé-Anmutung werden durch einen „Frunk“ unter der Motorhaube ersetzt, der das notwendige Kabelgewirr zum Laden beinhaltet.
Der „Sechser“ steht nicht nur auf der erwähnten E-GMP Plattform, er adaptiert vom etwas höher geschnittenen Bruder auch Technik und Antriebe. Er beginnt mit drei Leistungsstufen und zwei Batterieoptionen, Die Limousine mit 151 PS, 53-kWh-Batterie und Heckantrieb bildet die Basis. Gefolgt von der größeren 77,4-kWh-Batterie. In diesem Falle liefert die E-Maschine 229 PS an die Hinterachse. Im Topmodell erzeugen je ein E-Motor an Vorder- und Hinterachse 325 PS) an Leistung und einen Allradantrieb.605 Newtonmeter Drehmoment sorgen dabei für eine äußerst flotte Reisegeschwindigkeit bei einer angegebenen maximalen Reichweite von 614 Kilometern.
Der IONIQ6 zeigt in vielerlei Hinsicht, welche gestalterischen Möglichkeiten die neue Technik bietet. Wenn man sich denn nur traut. Und wenn vor allem die koreanischen Herren mitspielen. Denn die Entscheidungen werden nun einmal in Seoul und nicht „vor der Haustür“ getroffen. Den Titel „World Car of the year“, den diese Mischung aus Flunder und Knutschkugel als Morgengabe mit auf die Reise nimmt, hat sie allerdings verdient. Neue Elektromobile müssen nicht zwangsweise als sportliche Nutzfahrzeuge, so die Übersetzung des Kürzels SUV, auf den Markt kommen, wenn sie für Gesprächsstoff sorgen wollen.
Die Basisvariante beginnt preislich bei 43.900 Euro. Die beinhaltet immerhin ein Navi, beheizbares Lederlenkrad, Sitzheizung, Voll-LED-Scheinwerfer, elektrische Heckklappe inklusive adaptivem Tempomat, Rückfahrkamera, Autobahn- und Notbremsassistent. In den optionalen Ausstattungspaketen Dynamiq, Techniq und Uniq kann man sich bei den Gimmicks noch bis zu einem Mehrwert von 20.000 Euro austoben.
Fotos: Hyundai