Zuerst gab’s Unfallschuhe mit festen Kappen, dann für die Kolleginnen und Kollegen, die mit T-Shirt unterwegs waren auch noch Ellbogenschützer gegen Funkenflug und schließlich ein Headset, damit wir auch den Erklärungen des Kollegen aus der Kommunikation folgen konnten: Der Besuch eines großen Automobilwerks muss schließlich den Sicherheitsvorkehrungen entsprechend vorbereitet sein. Und hier in Rüsselsheim, das viele eigentlich immer noch fälschlicherweise „nur“ mit Opel verbinden, wo aber jetzt Fahrzeuge des Stellantis-Konzerns produziert werden, gilt das umso mehr.

Am Rande der statischen Präsentation des ersten jemals in Deutschland gebauten Fahrzeugs der Stellantis-Nobelmarke DS, des DS No°4, hatte man uns Gelegenheit gegeben, dabei zu sein, wenn sich französisches Luxusempfinden mit deutscher Präzisionsarbeit paart. Wer den Mut hat, seine Ausstellungslinien nach dem Vater des kleinen Prinzen, Antoine de Saint-Exupery, und dem Autoren des Science-Fiction „In 80 Tagen um die Welt“, Jules Verne, zu nennen, der ist es Wert, sich auch etwas mit seinen Geburtswehen auf deutschem Boden zu beschäftigen.

Ein wenig war es wie der Besuch auf der Babystation eines neuen automobilen Luxus-Erdenbürgers. Inmitten von riesigen, nimmermüden Robotern und intelligent gesteuerten Fertigungsstraßen bis hin zur Endproduktion und zur finalen Qualitätskontrolle begleiteten wir die Fertigung eines Fahrzeugs, das mehr ist als nur das Facelift des Kompaktmodells DS4. Denn DS versteht sich in Zukunft, die neue Nomenklatur mit den an Coco Chanel angelehnten Modellnamen wie DS No°4 und DS No°8 lässt es erahnen, als die automobile Interpretation französischen Luxusgedankens. DS will und wird keine „Pret-à-porter“-Fahrzeuge anbieten. Der sachliche Deutsche würde es als „Brot-und-Butter-Autos“ bezeichnen. Ein Allerwelts-Auto, das zum sofortigen Gebrauch frisch von der Stange konfektioniert wurde.

Die Produktion des vierten eigenständigen Fahrzeugs von DS Automobiles begann vor vier Jahren im Rüsselsheimer Werk, das dafür nach entsprechend hohen Investitionen modernisiert und umgebaut wurde. Um, so unser Guide, „die Premiumqualität für den neuen DS N°4 sicher zu stellen.“ Dessen Einstiegsmotorisierung ist weiterhin ein Mildhybrid. Der 1,2 Liter Dreizylinder Turbobenziner sorgt mit der Hilfe eines 21 kW Elektromotors für eine Systemleistung von 145 PS.

Zudem steht ein modernisierter Plug-In-Hybrid, bestehend aus einem 180 PS starken Vierzylinder Turbomotor und einem 110 PS starken Elektromotor zur Verfügung. Daraus wird eine Systemleistung von 225 PS bei einem maximalen Drehmoment von 360 Newtonmetern geschöpft. 77 Kilometer reine elektrische Reichweite sollen jetzt möglich sein. Und schließlich gibt es zum ersten Mal ein rein elektrisches Modell des Kompaktmodells: Der DS N°4 E-Tense verdankt seine Energie einer 58,3 kWh starken Batterie und ist mit einer 213 PS starken E-Maschine ausgestattet. Das soll nach WLTP 450 Kilometer Reichweite ermöglichen.

DS schwenkt bei der Nennung seiner Modellreihen zwischen literarischem und historischem Anspruch. Die Einstiegsversion „Pallas“ erinnert demnach an die DS-Produkte aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Hier gehören LED-Scheinwerfer und ebensolche Rückleuchten, eine Zweizonen-Klimaautomatik, Rückfahrkamera, beheizbare Außenspiegel, ein Sicherheitspaket mit Notbremsassistent und adaptivem Tempomat dazu. Das Interieur wird dominiert von schwarzen DS-Canvas Stoffen. Kombiniert mit in Bronze gehaltenen Applikationen.

Darüber rangiert die nächsthöhere Ausstattungsstufe „Etoile“ (Stern), die neben Alcantara optional auch feinstes Nappaleder, Alu-Pedale, elektrisch verstellbare Vordersitze, kabelloses Smartphone-Ladepad, sowie das DS Iris Infotainment-System mit Chat GPT Spracherkennung beinhaltet. Der Clou: Das Nappaleder, sagt der Hersteller, stammt von bayerischen Rindern, die – von Hand massiert – mückenstichfrei aufwachsen. Und schließlich, noblesse oblige, wartet noch das Kollektionsmodell „Jules Verne“ auf den betuchten Kunden. Dazu gehören dann wie selbstverständlich diverse Luxus-Features frei nach dem Science-Fiction-Roman „In 80 Tagen um die Welt“ des Namensgebers, Kompass-Stilelemente, dessen angedeutete Signatur und eine exklusive Karosseriefarbe mit dem poetischen Namen „Nachtflug“. Beleuchtete Einstiegsleisten machen die Kollektion in Verbindung mit der „Etoile“-Ausstattung perfekt.

Dass es derlei französischen Chic und Charme nicht zum Listenpreis gibt, versteht sich von selbst. Die Mildhybrid-Ausführung in der Pallas-Version beginnt bei 38.640 Euro. Plug-In-Hybrid und Stromer fangen bei 45.900 Euro an. Ungeachtet der Motorisierung. Für 5200 Euro Aufpreis erhält man die Etoile-Version, Nappaleder kostet noch einmal 3800 Euro. Und ab 41.640 Euro kann man dann literarische Anleihen bei Jules Verne auf vier Rädern nehmen.

Pourquoi pas! – Warum nicht“ In unseren frankophil angehauchten Breitengraden wird diese Nonchalance manchem nüchternen alemannischen Konkurrenten davonfahren.
Text: Charlys Autos – Fotos: Dany Heyne