Peugeot hat nicht nur eine lange Tradition beim Bau von Kombis, sondern dereinst beim „504 Familiale“ sogar expressis verbis klar gemacht, worum es ging: den sicheren, geräumigen und wirtschaftlichen Familientransport. Zwar ist der 504 Familiale inzwischen eher ein Thema fürs Museum als für die Straße, doch die neueste Ausgabe eines französischen Kombis mit dem Löwen-Signé kommt jetzt auf den Markt Der Peugeot 308 SW, die nächste Karosserie-Variante des Golf-Konkurrenten.
Der Neue geht mit vielen Vorschusslorbeeren ins Rennen um die Gunst der Käufer, denn immerhin wurde er bereits als „Auto des Jahres“ ausgezeichnet. Für das Haus eine Art Aufbruch-Signal in wirtschaftlich turbulenten Zeiten: Den letzten derartigen Titel durfte man vor 12 Jahren mit dem 307 für sich reklamieren. Gegenüber dem Vorgänger hat der 308 SW in Länge (Mit 4,58 Meter 33 Zentimeter mehr als die Limousine) und Breite erheblich zugelegt. Dafür hat er in der Horizontalen acht Zentimeter eingebüßt und wirkt so sportlich eleganter und dynamischer. Der Radstand von 2,73 Meter bedeutet einen Top-Wert in diesem Segment. Für den Kofferraum – beim Kombi oft das Kauf-Kriterium – hat sich Peugeot neben der modulierbaren Größe von 610 bis 1660 Litern bis zur ebenen Ladefläche ein paar praktische Tipps zum Verstauen einfallen lassen. So gibt es neben diversen kleineren und größeren Staufächern (darunter 54 Liter unter dem Ladeboden) auch einen Platz für die Gepäckraumabdeckung. Dieses sperrige Teil erweist sich oft als Übel beim Beladen.
Drei Benziner und vier Diesel sorgen für Vortrieb. Alle Motoren erfüllen die Abgasnorm Euro 6. Dem Prinzip des Downsizings haben sich die Franzosen mit dem lediglich 1,2 Liter großen Dreizylinder-Turbo verschrieben. Das 130 PS starke Otto-Aggregat stemmt bei 230 Newtonmetern ab 1750 Umdrehungen 130 PS auf die Kurbelwelle. Eine 110-PS-Variante soll möglichst zeitnah folgen. Setzt man das Triebwerk in Gang braucht es nur einen kurzen Moment, um Ladedruck auf zu bauen. Auch wenn man die sechs Gänge nicht ausdreht, „verschluckt“ sich der Motor nicht im unteren Drehzahlbereich, sondern zieht munter – und für einen Dreizylinder gar nicht einmal unkultiviert laut – durch das Drehzahlband durch.
In der Getriebe-Box herrscht kein hakeln vor, an Agilität im Landstraßen-Geschlängel lässt es der Peugeot mit dieser Motorisierung nicht fehlen. Fronttriebler-typisch schiebt er kaum merklich über die Vorderräder. Peugeot gibt die Höchstgeschwindigkeit mit 199 km/h und den Normverbrauch mit 4,7 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer an. 12,6 Sekunden sollen für den Spurt von Null auf 100 km/h vergehen. Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss aus „schlucken“ und abfedern. Der 308 SW ist weder französische „Badewanne“ noch auf knüppelhart getrimmte Rennsemmel.
Im Interieur hat man sich in Material-Qualität, Verarbeitung und Design dem Klassenprimus aus Wolfsburg weiter genähert. Das aus der Limousine bekannte „Peugeot i-Cockpit“ beinhaltet das gleiche abgeflachte Lenkrad und die Infos der höherplatzierten Datenträger Tacho und Drehzahlmesser. Alle relevanten Funktionen (Navi, Media, Klima usw.) werden über den 9,7 Zoll großen Touch Screen gesteuert.
An serienmäßigen wie optionalen Assistenzsystemen und einer Smartphone-App mit diversen Infos mangelt es ebenfalls nicht. Das gegen Aufpreis erhältliche Sicherheitspaket beinhaltet einen adaptive Geschwindigkeitsregler, der den Abstand zum Vordermann konstant hält ebenso wie einen Frontkollisions-Warner und eine automatische Gefahrenbremsung, die kurz vor einer Kollision selbsttätig abbremst.
Der Peugeot 308 SW 130 E-THP, wie er mit dieser Motorisierung heißt, ist in der Ausstattungsvariante „Access“ ab 20.450 Euro zu haben. In der 110-PS-Variante beginnt die Preisliste bei 19.250 Euro. Die Modellpalette bei den Dieseln-Angeboten startet bei 21.100 Euro. Das Spitzenmodell rangiert bei 29.250 Euro. Peugeot unterscheidet in den Ausstattungsversionen Access, Active und Allure.
Das Absatzziel für 2014 liegt bei 6000 Fahrzeugen, im ersten vollen Kalenderjahr 2015 peilt man 12.000 Einheiten an. Etwa 20 Prozent der Kunden, so die Erwartungshaltung, tendieren zum Dreizylinder Turbo. Das Verhältnis Diesel zu Benziner taxiert Peugeot auf 2:1.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun