Wasser marsch: Der neue Toyota Mirai

Schon vor knapp drei Jahrzehnten begann Toyota mit der Forschung an Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Ergebnis war die erste Mirai-Generation, die 2015 auf den Markt kam. Seit kurzem ist der Mirai 2.0 auf dem Markt. Was ist daran besser und wie sieht es jetzt mit der Versorgungs-Infrastruktur, also dem Tankstellennetz für Wasserstoff (H2) aus?

Wir waren mit dem neuen Mirai, der nur Wasserdampf emittiert, unterwegs. Fahrgefühl:  Leise, akustisch kaum etwas vernehmbar, wie im Raumgleiter. Dazu hinten und vorn jede Menge Platz, die Materialien könnten jedem Lexus entnommen sein. Im Blickfeld ein aufgeräumtes Cockpit, das man, um seiner „Herr zu werden“, nicht unbedingt studiert haben muss. Auf den ersten Blick also kein futuristischer „Overkill“ im Vergleich zum Verbrenner.

Den Entwicklern hatte man zwei Dinge ins Lastenheft geschrieben: Einmal eine deutlich verbesserte Reichweite und zum zweiten ein schickeres Blechkleid. Denn der Mirai des Jahres 2015 war doch ein rechter Öko-Klotz ohne jede emotionale Sensibilität gewesen. Größere Reichweite hieß aber auf jeden Fall: Länger und weiter, als es die Batterie-betriebene Konkurrenz kann. Denn wenn das Tankstellennetz bei der Brennstoffzelle schon noch deutlich ausbaufähig ist, dann sollte man mit dem H2-Fahrzeug zumindest in punkto Reichweite ein As im Ärmel haben.

Ein erstes Lob sprechen wir den Designern aus. Der Mirai wirkt jetzt wesentlich gefälliger, (aero)dynamischer, mit mehr harmonischen Rundungen. Aus 4,89 Metern Länge sind jetzt 4,97 Meter geworden. Mit 2,92 Metern gibt es auch 14 Zentimeter mehr Radstand. Die größeren Räder mit 19 und 20 Zoll Felgendurchmesser runden einen dem Zeitgeist angepassten Auftritt ab.

Da die neu entwickelte Brennstoffzelle unter der Motorhaube und nicht mehr im Fahrzeugboden sitzt, wurde ergab sich mehr Innenraum. So ist aus dem Vier- ein Fünfsitzer geworden bei dem die Passgiere in der zweiten Reihe genügend Kopf-, Knie- und Ellbogenfreiheit haben. Die etwas kleinere Hochvoltbatterie und der Elektromotor befinden sich über der angetriebenen Hinterachse und ermöglichen ein ausbalanciertes 50:50-Verhältnis auf beiden Achsen. Resultat ist ein komfortabler Geradeauslauf ohne Wankneigungen und ohne ausbrechendes Heck in Extremsituationen.

Ja, und natürlich, um das wichtigste nicht zu vergessen: Wie weit geht es denn nun mit einer Tankfüllung mit der zweiten Generation des Toyota Mirai, dessen Brennstoffzelle 174 PS und der Elektromotor 182 PS bei einem Drehmoment von 300 Newtonmetern generieren? Um rund 30 Prozent auf 650 Kilometer, was jeden Batterie-Stromer ins Eck stellt, sei die Reichweite nach WLTP gewachsen, sagt Toyota. Das entspricht in etwa dem Abgabewert eines Tesla Model S.

Die erheblich ausgebaute Reichweite ist übrigens auch eine Folge der neuen GA-L Plattform, auf der der Mirai basiert. Laut Toyota ermöglicht sie eine bessere Raumausnutzung und bietet somit Platz für drei statt wie bisher nur zwei Hochdruck-Wasserstofftanks. Zwei kleinere Tanks wurden unter den Rücksitzen und dem Gepäckraum untergebracht. Der größere Speicher sitzt in Längsrichtung mittig unter dem Fahrzeugboden. Das ergibt eine Gesamtkapazität von 5,6 Kilogramm in drei Speichern.

90 H2-Tankstellen gibt es mittlerweile in Deutschland. Die 100 habe man, sagt der Hersteller, dank der kürzlich beschlossenen internationalen Wasserstoff-Strategie „fest im Blick.“ Und last but not least soll auch der gesunkene Preis für den Mirai 2.0 und seine futuristische Technik sprechen. Der emissionsfreie Toyota kostet jetzt 63.900 Euro mit 19 Prozent Mehrwertsteuer. Beim immer noch erhältlichen Modell der ersten Generation sind es 76.618. Toyota erwartet, dass sich die neue Generation zehn Mal besser verkauft als das bei der ersten Ausgabe der Fall war.