Motocross: Fliegende Menschen auf heißen Öfen

Einmal pro Jahr wird die kleine Moselgemeinde Reil zum Mekka des Motocross-Sports. So auch am  letzten August-Wochenende, an dem sich auch in diesem Jahr wieder rund 270 wagemutige Motorradsportler(innen) aller Altersklassen auf der bestens präparierten Piste des Motorsportclubs Reil auf dem berüchtigten „Heißen Stein“ oberhalb des idyllischen Weinortes versammelt hatten.

Der Nordrhein MX-Cup, um den dort gefahren wird, ist eine Serie des ADAC Nordrhein, die aber nur auf dessen Gebiet, sondern auch auf vielen anderen Strecken gefahren wird. Wie in jedem Jahr hatten die Verantwortlichen die Piste auch in diesem Jahr mit viel Aufwand vorher präpariert und für Trainingszwecke gesperrt.   Dementsprechend fiel auch das Lob der Aktiven aus, die zum großen Teil oben auf dem Plateau direkt neben der Rennstrecke für ein  paar Tage campieren.

„Die Motocrosser-Szene ist wie eine große Familie. Da kennt jeder Jeden und da hilft jeder Jedem“,  erklärt Sportkommissar Thomas Schüller vom ADAC Nordrhein. „Hier sind nur Amateure am Start. Mit Motocross in diesen Dimensionen kann man kein Geld verdienen. Auch wenn es neben Pokalen auch Preisgelder gibt. Aber erst nach der Saison.“

Auf dem „Heißen Stein“ fänden die Aktiven perfekte Bedingungen vor. „Die Strecke wird nur einmal im Jahr genutzt, vom Verein bestens gepflegt und präpariert. Bessere Bedingungen findet man nicht. Es liegt an jedem selbst, das Beste daraus zu machen.“

Technik-Kommisssar („Teko“) Jürgen Schell  erklärt worauf es ankommt. Schließlich ist er selbst mit seiner „Kawa“ (Kawasaki) unterwegs. Der schnellste Weg, sagt Schell,  „ist nicht immer der Kürzeste. Man muss unterscheiden, zu welcher Tageszeit man fährt, welche Witterungsbedingungen herrschen. Ist die Strecke schon mitgenommen? Hat sich das Profil verändert seit dem letzten Rennen vor zwei oder drei Stunden? Wurde gewässert oder nicht?“

Kondition und Stehvermögen müsse jeder mitbringen. Doch die wirklichen Guten finden den Weg zum Ziel, wie weiland Old Shatterhands, im Untergrund: „Motocross fahren ist auch Spuren lesen.  Dem Anderen die bessere Fährte klauen. Hirn einschalten und dann erst den Gashebel ziehen. Das  zeichnet die richtig Guten aus.“

Text und Bilder Jürgen C. Braun