Der VW ID.5 GTX: Der GTI aus dem Elektro-Baukosten

SUV-Coupés sind schon bei den Verbrennern ein Renner. Die Mischung aus Alltagstauglichkeit wie höher gelegter Karosserie, bequemerem Einstieg, besserer Rundumsicht, viel Platz und etwas Chic dank der abfallenden Dachlinie ist das, was man einen Eye-Catcher nennt. Also ein Auto für viele Fälle, das auch noch attraktiv geschnitten ist. Warum soll das, was beim konventionellen Antrieb, „zieht“, nicht auch bei den Stromern funktionieren? Wir haben uns deshalb den VW ID.5 GTX ausgesucht.

Die Konzernmutter hatte bei den E SUV-Coupés den Töchtern Skoda (Enyaq Coupé) und Audi (Q4 e-tron) den Vortritt gelassen, dann jedoch mit dem ID.5, der Coupé-Version des ID.4, 2022 nachgezogen. Den ID.5 gibt es mit zwei Heckantriebs-Versionen und als schnelleres und stärkeres GTX-Modell. Dann auch, wie im Falle unseres Testwagens, als Allradler. Im vergangenen Jahr wurde der Antrieb der geschärften Variante überarbeitet und bietet jetzt auch mehr Leistung. 5,4 Sekunden für den Sprint von null auf 100 sind das Ergebnis.

In dieser Konfiguration also durchaus etwas für schnelle Kurven, steile Abfahrten und Anstiege in der Region. Und etwas für Familien obendrein, denn an Platz für Mensch und Material hapert es nicht. 340 PS, das ist schon eine Hausnummer, doppelt so viele wie die Basisvariante „Pure“.  Dafür hat’s dann auch noch eine 79 kWh-Batterie (netto), ein angemessener Akkus also.

Allerdings schleppt man dann auch ein paar Extra-Kilos mit sich herum: 2246, während man beim Hecktriebler knapp unter zwei Tonnen bleibt. Die negativen Details sind wie so oft Bauartbedingt: Die abfallende Hecklinie engt die Kopffreiheit hinten ein, und mit der Rundumsicht ist es dank der schräg stehenden Heckscheibe nebst Spoiler auch nicht so toll. Aber: „Wer schön sein will, muss leiden.“

Quasi als Ausgleich herrscht (nicht nur hinten) reichlich Beinfreiheit. Und auch beim Inhalt des Kofferraums (laut Datenblatt 549 Liter) und der Höhe der Ladekante gibt es nichts zu meckern. Auf ein Frunk, also einen zusätzlichen Kofferraum unter der Motorhaube, hat der Hersteller wie in der kompletten Modellreihe verzichtet. Auf dem großen Bildschirm in der Mitte befindet sich das verbesserte MMI (Multi Media Interface) , das neben physische Bedienelementen am unteren Rand, für Temperatur und Lautstärke eine klug durchdachte Menüführung beinhaltet.

Das System wird teils über Symbole auf dem Bildschirm gesteuert, doch man findet auch Tasten und Drehregler. Handy-Verbindung via Carplay oder Android Auto mit dem Fahrzeug ist ebenso möglich wie ein kabelloses Aufladen. Bequeme Sitze mit ausziehbarer Oberschenkelauflage sorgen für entspanntes Reisen auf längeren Strecken, bieten aber dank stabiler Seitenwangen auch bei dynamischen Sprints eine gute Längs- und Seitenführung. Dass sich bei der Auswahl der Materialien einige nicht unterschäume Details dazu gesellt haben, ist nicht wirklich störend.

Der ID.5 ist für unsere Begriffe sehr geräumig mit vielen cleveren Ablagen. Die vorgeschriebenen Geschwindigkeitswarnungen piepsen nicht so laut, früh und penetrant wie bei einigen anderen Herstellern, erledigen aber diskret ihre Aufgabe. Die Anzeige der geschätzten Restreichweite wie auch des prozentualen Akku-Füllungsstands arbeitet exakt und zuverlässig.  Fazit: Der ID.5 GDX ist als geschärfte E SUV-Coupé Version eine gelungene Mischung aus Langstreckenlimousine und sportlichem Coupé mit cleveren Details. Ein Sahnehäubchen auf den Wolfsburger Bemühungen, die Transformation großflächig voran zu treiben. Mit fast 60.000 Euro als Einstieg aber auch nicht gerade ein Schnäppchen.

Bis der Cupra Tavascan mit einer überarbeiteten Antriebsgeneration auf den Markt kam, war der ID.5 GTX das sportlichste Modell aus dem Wolfsburger MEB-Baukasten. Also so eine Art Elektro-GTI. Wie nah aber kommt der IDX dem legendären Ahnherrn? Anstelle des Frunk hat der GTX einen zweiten Elektromotor unter der Fronthaube. Angetrieben wird der ID.5 GTX also durch zwei E-Motoren – an jede Achse einer. Was auch erforderlich ist, damit die stolzen 340 PS und das Drehmoment von 679 Newtonmeter ohne „Zicken zu machen“ auf den Asphalt kommen. Drehmoment auch problemlos sicher auf die Fahrbahn gelangen können.

GTI-Erinnerungen ruft jedenfalls die kräftige Beschleunigung hervor. Und das bei niedrigem Geräuschniveau ohne ein aggressives Anfahrmoment. Flüssige Kurven lassen sich dank präziser Lenkung und einem straffen Fahrwerk im Sportmodus, (einem von vier zur Verfügung stehenden) – leichtgängig durchfahren. Das bedeutet agiles Handling, vor allem mit der optionalen Progressiv-Lenkung. Bei schnellen Lastwechseln oder etwas zu überhöhten Geschwindigkeiten im Eingangsbereich der Kurve merkt man aber schon, dass hier mehr als zwei Tonnen bewegt werden sollen. Dann schlägt die Stunde des ESP.Die adaptiven Dämpfer ändern je nach Fahr-Modus ihre Härte.

Die sanftesten Stufen ergeben den größten Komfort. Die Rekuperation kann man zweistufig einstellen. Hinzu kommt eine automatisch-vorausschauende Einstellung. Der ID.5 GTX bietet viel unterschiedliche Fahrcharakteristik. Wenn man sich ausgiebig mit dem Auto beschäftigt, kann man zwischen Zahnkämpfer und Marathonläufer – auf Reifen versteht sich -wählen. Wir kamen bei hochsommerlichen Temperaturen, ohne übermäßiges Einsetzen der Klimaanlage auf eine akzeptable Reichweite von 400 Kilometern. Für winterliche Verhältnisse gibt es die serienmäßige Wärmepumpe. Die Ladeleistung ist durchschnittlich. Hinzu kommen zwei Jahre ­Garantie (auf fünf verlängerbar), und acht Jahre auf die Akkus.

Text: Charlys Autos / Fotos: Dennis Weber