Pista und Piloti: Wenn das Herz der Alfisti lauthals pocht

Auto fahren ist für viele Frauen und Männer weit mehr als nur die individuelle Bewegung von Punkt A nach Punkt B auf der Straße. Menschen, die eine für viele Zeitgenossen schnöde Garage als das Wohnzimmer eines blechernen Familienmitgliedes betrachten, gehen weit über das Pragmatische hinaus. Sie verbinden mit ihren Fahrzeugen, die ihnen besonders ans Herz gewachsen sind, in der Regel auch mit der dazu gehörenden Marke, viele Anekdoten. Eine Menge Emotionen, persönliche Begebenheiten. Das Automobil als Teil des Alltags, als ein Begleiter, dessen Leben man teilt. Und umgekehrt.

Vor allem im späten Sommer und im Herbst sind die Markenclubs aktiv, oft unterstützt von den Herstellern, und bieten tolle Events an. Markenunabhängig, denn Emotionen sind nicht an den Autobauer gebunden, möchten wir hier eine Geschichte aus dem Hunsrück erzählen, die alljährlich am letzten August-Wochenende viele Menschen mit „Benzin im Blut“ von der Mosel, aus dem Hunsrück und der Eifel an eine kleine, aber feine Rennstrecke auf einem früheren Flugplatz zieht.

Das erste Modell der im Jahr 1910 gegründeten „Anonima Lombarda Fabbrica Automobili“ (A. L. F. A.), der 24 HP, hatte gerade mal 24. PS. Die aktuellen Top-Fahrzeuge der Firma, die der neapolitanische Unternehmer Nicola Romeo einige Jahre später in Alfa Romeo umbenannte, haben das 20fache und mehr. Aber darum geht es echten „Alfisti“, also den Anhängern dieser exklusiven italienischen Sportwagenschmiede, nicht.

Es ist nicht die reine Leistungsstärke, nicht die Höchstgeschwindigkeit. Starke und schnelle Autos bauen andere auch. Es sind die Namen, der Mythos, die Dramen, die dahinter stehen. Von der Giulietta, dem Tipo 33, dem Spider bis hin zum ersten vollelektrischen Alfa Romeo, dem Junior. Von Tazio Nuvolari bis zum Nachbarn um die Ecke, der genauso denkt und fühlt, wie man selbst.

Auf der Rennstrecke des ehemaligen Flughafens, eigentlich Teststrecke eines Trierer Unternehmens, treffen sich in jedem Jahr bei „Pista und Piloti“  die Freunde und Bewunderer des vierblättrigen Kleeblatts, des „Quadrifoglio. Kaum eine andere Marke bietet eine solche Vielfalt an Fahrzeugen und Modellen, die sich neben den Kreis- und Landstraßen an der Mosel, in der Eifel und im Hunsrück,  auch auf den Rennstrecken dieser Welt so wohl fühlen wie Alfa Romeo. 

„Alfa fahren bedeutet mehr als nur ein Auto zu besitzen und mobil zu sein. Alfa ist eine Art Glaubensbekenntnis, die Zugehörigkeit zu Gleichgesinnten. Das jährliche Treffen hier im Hunsrück ist ein Familienfest. Wir sprechen alle die gleiche Sprache und das ist die der Alfisti“, sagte uns eine Alfa-Fahrerin aus dem Hunsrück, die mit einem späten 1970er GTV angereist war, aber namentlich nicht genannt werden wollte.

Das italienische Familienfest vereint Renn- und Sportwagen von 1910 bis 2000. In unterschiedlichen, thematisch sortierten Startgruppen gehen 240 Starter mehrfach auf die herausfordernde, vier Kilometer lange Strecke.  Im nächsten Jahr, am letzten August-Wochenende, werden sie wiederkommen in den Hunsrück. Denn wer einmal dem Logo mit der grünen Schlange, einem symbolisierten Menschen im Maul und dem roten Kreuz verfallen ist, der kommt nicht mehr los davon. Er oder sie möchte es auch nicht. Zumal eine (bedeutende) Frage bis heute nicht geklärt ist: Ist der halbe Mensch im Maul nun gefressen oder geboren.

Und wer keinen Alfa Romeo fährt, sich nicht Alfisti nennt, aber in diese exklusive Welt hineinriechen möchte? Der ist natürlich willkommen. Im nächsten Jahr am letzten August-Wochenende.

Text und Fotos: Charlys Autos