Bambus für das Bärchen: Fiat bringt den Grande Panda

Als „tolle Kiste“ machte sich der Fiat Panda einst einen Namen. Daraus ist jetzt sogar eine richtig große Kiste geworden. Der Fiat Grande Panda nämlich. Eine, die mit dem Herzlich-knuddeligen Auto von vor 40 Jahren nur noch eines gemeinsam hat: den Charme, den das Auto versprüht. Ansonsten hat sich im Vergleich zu dem damals von Stardesigner Giorgetto Giugiaro (fast) gezeichneten Auto alles verändert. Nicht nur, dass er mittlerweile keine Sitze mehr hat, die an Campingstühle erinnern.

Zur Markteinführung gibt es ein Modell mit einem Mildhybrid-System für 18.990 Euro und eine Elektrovariante ab 24.990 Euro. Voraussichtlich im kommenden Jahr soll dann noch eine 4X4-Version mit einem herkömmlichen Benzinantrieb kommen. Den Panda baut Fiat inzwischen in der dritten Generation und parallel gibt es jetzt auch den Grande Panda. Doch dessen Design mit vielen Ecken und Kanten und dem an der Seite eingeprägten Modellnamen erinnert deutlich an die Erstlingsausgabe von vor 45 Jahren.

Der gibt sich mit seiner Dachreling und seinen breiten Plastikplanken um die Radhäuser auch als durchaus geländefähiges SUV zu erkennen. Voll-LED-Scheinwerfer mit auffälligen Lichtpixeln hinten und vorn sind serienmäßig. Der Nachfolger des Fiat Panda von 1980 steht auf der Smart-Car-Plattform von Stellantis. Und dort ist er um 60 Zentimeter länger geworden als der Urahn. Nach 3,40 Metern zu Beginn der 1980er Jahre hat er nun mehr als einen halben Meter in der Länge draufgepackt. Und mit einer Höhe von fast 1,80 Meter wurde aus der früheren Kiste sogar ein halbwegs ausgewachsener SUV.

Obwohl er als Stellantis-Produkt mit dem Citroën C3 technisch arg verbandelt ist, haben die Konstrukteure und Designer ihm jedoch seine Eigenständigkeit bewahrt. Aus diesem chicen Italiener ist ein richtiger Hingucker geworden. Und rund viereinhalb Jahrzehnte später geht der Enkel natürlich mit der Zeit. Ein Teil der Armaturentafel besteht zu 30 Prozent aus Bambusfasern, der Lieblingsspeise der Pandabären. Dazu erinnern im Innenraum viele grafische Elemente an die bekannte Lingotto-Teststrecke auf dem Dach der früheren Fiat-Zentrale in Turin. Ein 10-Zoll-Digital-Cockpit und 10,25-Zoll-Touchscreen gibt alle wesentlichen Infos weiter. Das Smartphone lässt sich kabellos aufladen. Neben einer Ablagebox ist auch ein Handschuhfach vorhanden. Und für die Klimaautomatik gibt es auch noch echte Tasten. Der Kofferraum des Hybridmodells fasst 412 bis 1366 Liter.

Da der Urahn seinerzeit die eigenständige Mobilität nicht nur in Italien, wo der Panda auch heute noch das meistverkaufte Auto ist, sondern in ganz Europa domestiziert hatte, will Fiat sich dem damaligen Kundenkreis nicht verschließen. Was eine sehr moderate Preisgestaltung zur Folge hat: Den Elektro-Panda gibt es ab 24.990 Euro (mehr Detail siehe nebenstehender Tex), für die Hybrid-Version dagegen braucht man nur 18.990 in der Basisversion auf den Tisch legen. Auf die Benziner-Version mit Allrad-Antrieb muss man allerdings noch bis zum nächsten Jahr warten.

Technische Daten Fiat Grand Panda Mildhybrid

Ausführung:              viersitziger Kleinwagen

L / B / H :                 3,99 / 1,73 / 1,58 Meter

Kofferraumvolumen:         412 – 1366 LiterRadstand:                                      2,54 Meter

Motor:                           3 Zyl. TurbobenzinerLeistung:                                                101 PS

Elektromotor:                                         29 PSSystemleistung:                                   110 PS

Höchstgeschwindigkeit:                160 km/h

Getriebe:                 6Gang Doppelkupplung

Antrieb:                                        Fronantrieb

Verbrauch (WLTP)                 51, l / 100 km

CO2-Ausstoß:                                115 g/km

Preis:                                     ab 18.990 Euro

Wodurch unterscheidet sich, außer der Antriebsform natürlich, die elektrische Version des kultigen Italieners von der Mildhybrid-Schwester? Klar, der „E-Bär“ weist etwas weniger Kofferraum auf, weil er ja noch den Akku unterbringen muss. Dennoch bieten 361 bis 1315 Liter immer noch jede Menge Platz für Mensch und Material.

Mehr als nur ein Designer-Gag: An der Front der Elektroausgabe lässt sich eine Klappe öffnen, hinter der ein Ladekabel eingebaut ist. Das kann man problemlos rausziehen. Vier Meter lang gibt es das für 200 Euro Aufpreis. Ganz sinnvoll, denn das Teil „fliegt“ dann nicht mehr irgendwo im Stauraum rum. Allerdings lädt der Grande Panda dann an Wechselstromsäulen nur noch bis zu sieben, statt wie sonst elf kW. Das kommt daher, dass das Kabel etwas dünner sein muss, damit man es aufrollen kann. Das Laden von 20 auf 80 Prozent dauert dann viereinhalb Stunden anstelle von drei Stunden.

Der Elektromotor leistet 113 PS und kommt auf ein Drehmoment von 122 Newtonmetern. Der Eisenphosphat-Akku speichert 44kWh. Das macht ihn nicht gerade zum Sprinter. Von null auf 100 vergehen elfeinhalb Sekunden. Und bei Tempo 132 ist Schluss mit Vortrieb. Fiat verspricht 320 Kilometer Reichweite. Ein Wert, der unter alltäglichen Bedingungen sicherlich kaum erreichbar ist  und zudem vom rechten Fuß des Fahrers / der Fahrerin abhängt. An öffentlichen Ladesäulen, verspricht Fiat, sollen mit bis zu 100 kW Ladeleistung 27 Minuten vergehen, um von 20 auf 80 Prozent Füllstand der Batterie zu kommen. Angesichts einer fehlenden Wärmepumpe ist ein ausgeklügeltes Temperaturmanagement auch nicht weit her geholt.

Was für beide Versionen, also den Mildhybrid wie auch den elektrischen Grand Panda, spricht, ist das wirklich moderate Preissystem. Vernünftige, Alltagsrelevante Werte sorgen dafür, dass das „Große Bärchen“ eine echte Alternative für eine Bewegung im urbanen Raum und auch für überschaubare Strecken mit viel Spaß und italienischem Flair darstellt. Auch der E-Grand-Panda mit knapp unter 25.000 Euro kommt dabei im Vergleich zur Konkurrenz sehr gut weg.

Text: Charlys Autos / Fotos: Thorsten Weigl