Wenn japanische Autobauer ein neues Modell auf den Markt bringen, dann tun sie das in der Regel weniger unter emotionalen, als vielmehr unter Praxis-bezogenen Gesichtspunkten. Fahrzeuge aus Fernost, gleich welchem Segment sie angehören, zeichnen sich daher in erster Linie durch eine hohe Alltagstauglichkeit, durch umfangreiche Serienausstattung in Sachen Sicherheit und Komfort und durch Service- und Wartungsfreundlichkeit aus. So weit, so gut. Als potenzielle Schönheitskönige haben neue Autos allerdings nur selten die Produktionsstätten im fernen Osten verlassen.
Beim neuen Mazda6 treffen diese Zustandsbeschreibungen nur bedingt zu. In etlichen Designstudien hat Mazda seine Kundenklientel auf das Erscheinen der neuen Mittelklasse-Limousine und des entsprechenden Kombis hingeführt und einen Vorgeschmack darauf geboten, was das Haus denn nun in der gehobenen Mittelklasse an (aufregendem?) Neuen zu bieten haben würde. Heraus gekommen ist dabei ein Fahrzeug, das sowohl die eingangs genannten Alltagsanforderungen in vollem Umfang erfüllt, darüber hinaus dem Betrachter aber auch ein überraschtes Zucken mit den Augenbrauen und den Wunsch nach genauerem Hinsehen entlockt.
Der Hintergrund dieser unerwarteten optischen Performance hat vier Buchstaben: „KODO – soul of motion“, also die „Seele der Empfindungen“ heißt die neue Designsprache der ansonsten in dieser Hinsicht eher spröden japanischen Autobauer. Viele fließende, teils auch gegenläufige konvexe und konkave Formen verleihen auch unserem Testfahrzeug, einem Mazda6 Kombi mit 145 PS und zwei Liter Hubraum, eine bisher ungekannte Laufsteg-Tauglichkeit.
Fast scheint es so, als erliege man beim Betrachten der Fahrzeug-Silhouette einer optischen Täuschung und registriere eine Art Wellenbewegung. Angefangen von der Stoßstangen-Front bis hin zur Abschlusskante der weit öffnenden Laderaumtür macht diese Erscheinung den Eindruck einer in sich geschlossenen, ungestörten Harmonie. „Soul of Emotion“ klingt vielleicht ein wenig hoch trabend, doch hätte es durchaus Bezeichnungen gegeben, die das Ergebnis der Formensprache weniger treffend beschrieben hätten. In Verbindung mit der Sky-Active getauften neuen Technologie-Plattform Mazdas, die mit vielen innovativen Ideen und deren Umsetzung punktet, hat der neue Mazda6 ein dickes Ausrufezeichen im Segment hinterlassen.
Antrieb, Fahrwerk, Karosserie: vor Skyactive und dem enormen Tatendrang der Mazda-Ingenieure war keine technologischer Entwicklungs-Plattform des Fahrzeugs „sicher“. Der zwei Liter große, 145 PS starke Benzinmotor unseres Testfahrzeugs ist das Einstiegs-Aggregat. Das Triebwerk machte auf uns über ein großes Drehmoment-Band hin einen sehr agilen Eindruck. Der Motor kam auch bei niederen Drehzahlen „ohne Murren aus dem Keller“, ließ sich demzufolge auch dank einer Schaltanzeige ohne ständiges Gang wechseln mühelos aktivieren. Mit von uns ermittelten 6,2 Litern Kraftstoff-Verbrauch (Werksangaben 5,6) im Kombi-Mix erwies sich das Triebwerk bei ansprechender Kraftentfaltung als sehr moderat in seinen Ansprüchen. Alle Motorisierungen sind zudem mit dem Mazda Start-Stopp-System „i-stop“ ausgerüstet
Zur mittleren Ausstattungs-Linie „Center Line“ unseres Testfahrzeugs gehören unter anderem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, die Geschwindigkeitsregelanlage, eine Freisprecheinrichtung mit Sprachsteuerung und ein 5,8-Zoll-großer Farb-Touchscreen. Dieser lässt sich über einen in der Mittelkonsole angebrachten Drehknopf mit verständlicher und praktikabler Menüführung bedienen. Darüber hinaus aber gibt es auch in dieser Kategorie optional etliche optionale Ausstattungselemente wie Rückfahrkamera, Bi-Xenon-Scheinwerfer, dynamisches Kurvenlicht oder ein schlüsselloses Zugangs- und Startsystem.
Der Mazda6 weist in der Kombi-Version große Verwandlungsfähigkeiten sowie viel Platz und Bewegungsfreiheit für Passagiere und Gepäck auf. Etliche Ablagemöglichkeiten an Bord vervollständigen diesen Charakter einer durchdachten und gelungenen Mittelklassen-Variante. Hinzu kommen optional so angenehme und sinnvolle Elemente wie eine automatisierte Fernlichtfunktion, ein Spurwechsel- und Spurhalte- sowie ein Notbremsassistent. Der neue Mazda 6 ist sowohl als Limousine wie auch als Kombi, ab 24.990 Euro erhältlich.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun