
Der neue Rallye Fahrerweltmeister, und damit der Nachfolger des aus St. Vith im deutschsprachigen Belgien stammenden amtierenden Titelträgers Thierry Neuville, wird einen Toyota Yaris Rallye1 fahren. So viel steht schon einmal fest. Doch wer es sein wird, das wird sich erst in den beiden letzten WM-Rallys in diesem Jahr in Japan und Saudi-Arabien entscheiden. In Fragen kommen nur noch Elfyn Evans, Sébastien Ogier und Kalle Rovanperä.

Fest steht nach der mitteleuropäischen Asphalt-Herausforderung in Deutschland, Österreich und Tschechien (16. – 19. Oktober), der Central Europe Rallye (CER), aber schon jetzt: Toyota Gazoo racing mit der finnischen Rallye-Legende Juha Kankkunen als Teamchef hat sich bereits jetzt den Konstrukteurs-Titel gesichert. Zum mittlerweile fünften Mal hintereinander. Was ist das Geheimnis dieses Erfolges, was steckt dahinter? Wir durften bei der CER „Mäuschen spielen“ und einen Blick in das Allerheiligste des Teams im Service Park in Passau werfen.

Es war nicht nur der fünfte Titel in Folge und der neunte in der Geschichte des japanischen Autoriesen. Der war, nach dem vorzeitigen Aus des achtfachen Weltmeisters Sébastien Ogier, in erster Linie dem Sieg Rovanperäs (dem 18. des erst 25jährigen Finnen), dem guten Gesamtergebnis der Toyota-Profis, aber auch dem von der Öffentlichkeit streng abgeschirmten Service während eines WM-Laufes zu verdanken.

Aus der Ferne durften wir, begleitet von Ex-Weltmeisterin und Toyota-Markenbotschafterin Isolde Holderied, am Eingang der „fliegenden Werkstatt“, die bei jedem WM-Lauf akribisch mit allen Einzelteilen und Spezial-Werkzeugen immer wieder aufgebaut wird, einige Fotos schießen. Da das allesamt Handy-Fotos sind, müsste Ihr bitte die minderwertige Qualität verzeihen. Aber wir haben sie wegen des dokumentarischen Wertes mitgenommen. Dort, wo es dann spannend wird, etwa da, wo die gear-boxes, also die Getriebe, untergebracht sind, hieß es: „No pictures allowed.“

Alles andere hätte uns natürlich auch verwundert, aber es war schon beeindruckend zu sehen, wie dort, wenige Minuten bevor die Fahrer von der letzten Wertungsprüfung des Tages kamen, alles akkurat bis ins letzte Detail vorbereitet war. Im Hintergrund noch aufgebockt das Auto von Ogier, das dieser nach einem Unfall auf der zehnten Wertungsprüfung verloren hatte. „Hier weiß jeder Mechaniker, was er zu tun hat. Für jeden Fahrer gibt es die gleiche Anzahl an Ersatzteilen und an Spezialwerkzeugen“, erklärte uns die junge Kollegin von Toyota Gazoo racing media.

Auf unsere Frage, wie man das denn alles, drei riesige Trucks voll und dazu noch die Hospitality für die VIP’s, innerhalb kürzester Frist für die zwei Wochen später stattfindende Rallye Japan nach Übersee verschiffen wolle, erhielten wir lächelnd die Antwort: „Wir haben das natürlich doppelt.“ Ein ganzes Werkstatt-Dorf quasi, das es sonst nirgendwo weltweit gibt. Nun, denke ich mir, das hier ist schon eine völlig andere Welt als zu Hause, wenn die heimischen Motorsportclubs mit viel Engagement und Herzblut ihre Rallye 70 aufziehen.

Und wer wird jetzt derjenige sein, der von dieser perfekten Vorbereitung des Herstellers letztendlich als Champion profitiert? Vor den beiden letzten WM-Rennen führt der Waliser Elfyn Evans mit 247 Punkten. Dahinter folgen Ogier und Rovanperä mit jeweils 234Punkten. Während der Waliser Evans sich endlich zum ersten Mal die Krone als Einzel-Weltmeister aufsetzen will, kämpft der Franzose um seinen neunten Titel und Rovanperä zum Schluss seiner Rallye-Karriere um Weltmeisterschaft Nummer drei. Danach zieht es ihn auf die Rundstrecke. Zunächst auf die japanische Super Vau, dann später womöglich auch auf den Nürburgring zum 24h-Rennen und als Endziel wohl in die Formel 1.

Text: Charlys Autos / Fotos: Charlys Autos, Toyota Gazoo media
