Coole Karre: Dacia Hipster Concept mischt die Szene auf

Wird das die urbane elektrische Mobilität der (nahen oder doch fernen) Zukunft? Ein kastenförmiger Würfel, drei Meter lang, aber Platz für vier Personen. Zugegeben, Konzeptautos oder auch sogenannte Mikro-Fahrzeuge aus dem Stellantis-Konzern wie Fiat Topolino, Citroën Ami oder Opel Rocks pochen darauf, das Nonplusultra für die individuelle E-Bewegung zwischen Häuserschluchten oder Vorgärten erfunden zu haben. Aber das „Hipster Concept“ aus dem Hause Dacia, das vor wenigen Tagen in Paris vorgestellt wurde, hat gegenüber diesen Konkurrenten, die eher überdachte Mopeds mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h sind, einen großen Vorteil.

Die Studie der rumänischen Renault-Tochter darf man nämlich mit Fug und Recht als „richtiges Auto“ bezeichnen. Wie ein Block, ein Würfel, ohne Rundungen, ohne konkave oder konvexe Linien. So ähnlich wie ein geschrumpfter Hummer. Wenn es denn einmal auf die Straßen kommen sollte. Und davon, so Romain Gauvain, bei Dacia zuständig für advanced design und exterior design, dürfe man getrost ausgehen. Denn: „Wir haben schon öfter bewiesen, dass wir schnell reagieren können.“ Wenn der Markt also nach dem „Elektroauto von morgen“ giere, stünde der Hersteller bereit.

Die Eckdaten des elektrischen Zauberwürfels mit seiner aufrecht stehenden Frontscheibe, den Riemen statt klassischer Türgriffe, den erstaunlich komfortablen, sehr einfach wirkenden Sitzen, einem Kofferraum, den man von 70 auf 500 Liter vergrößern kann, um damit auch mal eine Waschmaschine zu transportieren, den auf die Seiten wandernden hinteren Kopfstützen um Raum zu schaffen, sprechen ebenso wie die in Aussicht gestellte Reichweite für sich. Etwa 150 bis 200 Kilometer sollen es sein.

Das Thema Nachhaltigkeit sollte und spielt natürlich bei einem solchen Fahrzeug eine große Rolle. Drei Meter lang, 1,55 Meter breit, 1,53 Meter hoch bringt er noch einmal 20 Prozent weniger Gewicht auf die Waage als Dacias Elektroauto Spring. Bei der Präsentation des Concept-Cars in Paris betonte Dacia, Ziel sei es den CO₂-Fußabdruck über den gesamten Produktions- und Lebensablauf soweit wie nur irgendwie möglich zu reduzieren. Die Renault-Tochter will damit vor allem dem Trend zu immer schwereren, größeren und teureren Autos im Bereich der Elektromobilität entgegenwirken. Wobei konkrete Preisvorstellungen nicht genannt wurden.

Und der Innenraum? Der zur Verfügung stehende Raum wird konsequent ausgenutzt. Kein Zentimeter soll umsonst sein. Rund um die einfach konstruierten Sitze mit sichtbarem Rahmen und Netzstoff schafft das Glasdach und die senkrecht stehenden Scheiben viel Licht und Raumgefühl. Während man vorn auf einer durchgehenden Bank sitzt, empfangen einen hinten umklappbare Sitze. Unsere erste Sitzprobe: Das ist erstaunlich geräumig innen drin.

Außerdem sorgt das YouClip-System des Herstellers für viel Individualität. Zubehörteile wie Lampen, Becherhalter oder auch Lautsprecher lassen sich an elf verschiedenen Haltepunkten arretieren. Einfach da, wo es passt und wo man es hinhaben möchte. Zudem ersetzt das längst unverzichtbare Smartphone ein festes Infotainment-System als zentrale Steuer- und Anzeige-Einheit. Öffnen, schließen, starten, als Bildschirm oder Playlist dienen: geht alles via App. Schöne neue kleine E-Welt.

Wie gewohnt folgt der Hersteller auch bei dieser Studie seinem bisher erfolgreich praktizierten Weg, der dem Prinzip der Zweckmäßigkeit den Roten Teppich ausrollt. Nur drei Karosserieteile sind lackiert, der Rest hat eine einheitliche Farbe. Unlackierte Stoßfänger, die seitlichen Schutzleisten aus Recycling-Material gefertigt. So viel wie nötig, so wenig wie möglich, wenn es sich um das Thema Komfort beim Budget dreht.

Wer soll sich so ein, nach Dacia erschwingliches, Auto zulegen? Eines, das die Bedürfnisse nach individueller Mobilität auf das Wesentliche reduziert. Nun, alles ist auf Kurzstrecken ausgelegt. Um es auf unsere Region zu übertragen: Berufspendler, die am Arbeitsplatz oder zu Hause laden können. Warum nicht auch Fahrerinnen und Fahrer, die jeden Tag zwischen Luxemburg und der deutschen Grenzregion pendeln. Vieles ist denkbar. Zwei Ladungen pro Woche, sagt Dacia, sollten für den Alltagsgebrauch genügen.

Text: Charlys Autos / Fotos: Hersteller