Die Essen Motor Show ist seit vielen Jahren und Jahrzehnten vor allem ein Tummelplatz für die Ausgeflippten unter den Autofans: Wer das nicht glauben möchte, der sollte sich noch bis zum kommenden Wochenende einmal in Halle 7 begeben. Dort wird er, untermalt vom Jaulen quietschender Reifen und von qualmendem, Gummiabrieb, Zeuge der ultimativen Querbeschleunigung auf vier Rädern, nämlich des „Gymkhana-Driftwettbewerbs“ werden.
Aber Essen hat auch seine seriösen Seiten. Die gibt es vor allem in Halle 1 mit distinguierter Nobelesse ehrfürchtig zu bestaunen und zu bewundern. Dort stehen die „Alten Herren“ der Essen Motor Show, dort ist glänzender Lack und Chrom in feinster Ausführung statt der lärmenden, tiefer gelegten, GTI-Fraktion angesagt. Denn auch Raritäten aus vergangenen Jahrzehnten, Fahrzeuge, die irgendwie aus der Welt gefallen scheinen, Autos von ganz besonderem Rang und edelster Herkunft: sie sind ebenfalls ein Thema auf der als Tuning-Messe bekannten Essen Motor Show.
Und ein großes Börsen-und Spekulier-Objekt sind sie obendrein. Denn die eigentlich eher als „Tuning-Tempel“ bekannte „Essen Motor Show“ profitiert auch in diesem Jahr wieder von einer ungebrochenen Nachfrage nach gut erhaltenden Oldtimern im Original-Zustand. Gerade In Zeiten niedriger Zinsen sind gut erhaltene Autos aus früheren Jahrzehnten sehr geschätzt: Als Wertanlage mit Zuwächsen von zuletzt bis zu sieben Prozent pro Jahr blüht dfas Geschäft mit den mobilen „Alten Herren.“
Auf dem Gruga-Gelände unweit des Familienbesitzes der Familie Krupp sind auch in diesem Jahre wieder sündhaft teure Schönheiten in Lack, Blech und Leder ausgestellt. Mehr als 250 Exemplare bekannter Manufakturen aus den Häusern Porsche, Lamborghini, Rolls-Royce, Bentley oder Maserati gehen dort auf den automobilen Catwalk. Wer nicht nur als ehrfürchtig staunender Besucher durch diese Hallen flanieren möchte, sondern sich mit Verkaufsabsichten trögt, der sollte ein prall gefülltes Bankkonto sein eigen nennen. Denn die Preisspanne reicht von gut erhaltenen Youngtimern von knapp 20.000 Euro bis hin zum Star der diesjährigen Ausstellung, einem Mercedes-Benz 300 SL „Flügeltürer“ für mehr als eine Million Euro.
Eine ganz besondere Ehre wird in Halle 1 in diesem Jahr der britischen Nobelmarke Jaguar zuteil: Mit einer Sonderausstellung erinnert die Essen Motor Show nämlich an das bevorstehende 80-jährige Bestehen der Kultmarke von der Insel. Gezeigt werden dabei zehn Rennsportwagen, mit denen das Haus mit der sich duckenden, im Sprung befinden Katze, seit seiner Gründung im Jahr 1935 Autogeschichte geschrieben hat. Zu sehen sind unter Anderem ein Jaguar SS 100 aus dem Jahre 1935 und mehrere siegreiche Rennboliden von den bekanntesten Rundstrecken dieser Welt.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun