Der Markt der kompakten SUV’s ist genauso wie auch der Name des Fahrzeugs: Dicht gedrängt, eng, umkämpft. Die Stücke vom Kuchen werden immer kleiner, und immer mehr Anbieter wollen etwas davon haben: Mit einem Wort: kompakt eben. Da sind die Unterschiede mitunter marginal. Wer dennoch etwas auf sich hält, der marschiert mit qualitativer Anmutung, Leistung und jede Menge Komfort voran. Solche Fahrzeuge gehören dann zum so genannten Premium-Segment in der Kompaktklasse. Aus diesem „Elite-Internat“ der wendigen Freizeitfahrzeuge fuhren wir den Audi Q3 mit 140 PS starkem Zweiliter-Dieselaggregat.
Audi als Unternehmen, das sich in Sachen Allrad-Technik und damit auch (aber nicht nur) bei den SUV’s einen Namen gemacht hat, verbindet seine Premium-Avancen mit den Attributen, die man von Fahrzeugen dieses Genres erwarten darf: Offroader-Anmutung mit jede Menge Bodenfreiheit, hohe Sitzposition, Dachreling, bequemer Einstieg, variable Innenraumgestaltung. Kurzum: Eine ehemals feine Limousine im trendigem Jogging-Anzug. Wer Audi in seine Kaufplanungen mit einbezieht, der weiß, dass in diesem Falle zwei Dinge auch bei den kompakten Sport Utility Vehicles selbstverständlich sind. Individuelles Design, hochwertiges Material und anspruchsvolle Verarbeitung. Daraus resultierend sind Fahrzeuge des Ingolstädter Herstellers, keine Schnäppchen, sollen sie aber auch nicht sein. Müssen sie auch nicht, wie die erst kürzlich bekannt gegebenen Audi-Bilanzen des vergangenen Jahres ausweisen.
Noch ist der Q3 die Einstiegsplattform für diese Modellreihe bei Audi. Doch schon für 2015 ist die Einführung des Q1 als neuem Benjamin vorgesehen. Doch bleiben wir beim Q3, den wir, wie einführend erwähnt, mit dem 140-PS-Diesel (und jede Menge optionaler Ausstattung) fuhren. Auch bei Audi ist es so, wie in diesem Segment üblich: Die Mehrzahl der verkauften Einheiten werden von einem Selbstzünder beatmet. Wer sich bewusst gegen Q7 und Q5, aber dennoch für Audi und damit einen Q3 entschieden hat, der wird vielfach auf das etwa 2000 Euro teure Optional des Allradantriebs verzichten. Die Modelle der „Q“-Reihe haben ihren speziellen Offroad-Charakter (so sie ihn denn überhaupt hatten) längst verloren. Weshalb gerade beim kleinen Q3, der Antrieb nur über eine Achse erfolgt. Wie auch bei unserem Testfahrzeug.
Der Q3teilt sich die Plattform mit dem Konzernbruder VW Tiguan. Er ist klein, filigran, dezent, aber dessen ungeachtet sehr fein. Die Ausstattung (Material, Verarbeitung) ist Audi-like, reicht durchaus an das Niveau der größeren Geschwister Q5 und Q7 heran. Der Audi Q3, dessen Basispreis bei rund 32.000 Euro beginnt, aber nach oben ein „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ offeriert, ist sein Geld wert. In dieser Klasse hat auch die direkte Konkurrenz aus den Häusern Mercedes-Benz, BMW oder Range Rover nichts Besseres „auf der Pfanne“.
Die Seitenansicht unseres Testfahrzeugs trägt, obwohl der „Q“-Familie zugehörig, Coupé-Charakter. Zusammen mit der hohen Gürtellinie, den kleinen „Schießscharten-Fenstern“, unterstreicht dies noch einmal den Eindruck kompakter Sportlichkeit und Dynamik. Der Kopffreiheut in der zweiten Reihe ist dies allerdings nicht gerade zuträglich. Schmale Scheinwerfer, aber im Verhältnis zur Gesamtansicht ein mächtiger Spaceframe-Kühlergrill und eher fein ziselierte Rückleuchten sind zusätzliche markante Optik-Details
Der 140 PS starke Zwei-Liter-Diesel ist aus zahlreichen anderen Fahrzeugen des Konzerns bekannt. Diesem Modell ist er quasi auf den Leib, oder besser gesagt, auf die Karosserie, geschnitten: Schon sehr früh stellt er jede Menge Drehmoment (bis zu 320 Newtonmeter) zur Verfügung. Außerdem ist er kein „Säufer“. Zwar erreichten wir nicht den von Audi angegebenen Wert von 5,7 Litern Dieselkraftstoff auf 100 Kilometer, mit 6,8 Litern (darunter auch einiges für Kraftfluss fordernder Drecksarbeit) errechneten wir dennoch einen sehr akzeptablen Wert.
Die Fahrwerksabstimmung empfanden wir als sportlich, ebenso die straffen Sitze mit genügend langer Beinauflage und recht viel Seitenhalt. Übertragen wird die Kraft über ein manuelles Sechsgang-Getriebe, das mit dem Motor eine gut funktionierende Einheit bildet. Der gerade mal 4,40 Meter lange SUV ist zudem auch im urbanen Verkehrsgewühl kein fahrendes Hindernis. Die Parkplatzsuche zerrt nicht am Nervenkostüm, weil man nirgendwo Platz findet und auch im Parkhaus ist er recht wendig und kein kaum zu manövrierendes Ungetüm. Mit 460 Litern Laderaumvolumen bietet er zudem genug Platz für die Gestaltung eines sportlichen Wochenendes, an dem nicht nur zwei Personen teilnehmen. Ist dies dennoch der Fall, kann der Gepäckraum durch Modulieren der Rücksitze auf 1365 Liter erweitert werden.
Über die Preise wollen wir uns hier nicht auslassen, sondern lediglich der Chronistenpflicht Genüge tun und den Basispreis von etwa 32.00 Euro mitteilen. Ansonsten kann sich der Kunde mit zahlreichen optionalen Ausstattungsdetails aus den Bereichen Assistenzsystemen, Komfort, Sicherheit, Multimedia etc. ganz nach Belieben und Kontostand austoben. Egal, wie er sich entscheidet. Er wird die Gewissheit haben, dass er einen akzeptablen Gegenwert in Form eines Top-Autos in dieser Kategorie erhält.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun