
Der Kleinste soll der Größte werden: Zumindest, was die Verkaufszahlen angeht. Denn mit dem kleinen Hybrid Crossover LBX will die edle Toyota-Tochter Lexus nun auch eine Stufe tiefer als gewohnt, nämlich bei den Kompakten, Fuß fassen. Dabei hat er schon ein ziemlich ähnliches Familienmitglied, den Yaris Cross nämlich. Dennoch unterscheiden sich die beiden Brüder erheblich voneinander, wie wir bei unserem Fahrbericht festgestellt haben.

Der Premiumgedanke ist tief in der Marken-Identität von Lexus verwurzelt. Immerhin waren die Japaner die ersten, die sich vor mittlerweile 35 Jahren als erste ausländische Marke trauten, gegen deutsche Top-Modelle aus Stuttgart, München und Ingolstadt an zu treten, die in diesem Segment lange Jahre ein Monopol besaßen. Während Konkurrenten wie Nissan mit Infiniti oder Hyundai mit Genesis bei diesem Ansatz entweder scheiterten oder zumindest ihre liebe Müh und Not haben, um auf einigermaßen akzeptable wirtschaftliche Bilanzen zu kommen, sieht das beim edlen Toyota.-Töchterlein etwas anders aus. Wenngleich auf dem Markt auch noch viel Luft nach oben ist.

Deswegen will man nun mit dem LBX, der natürlich wieder auf den bewährten Hybrid-Ansatz setzt, auch ein Angebot in der Kompaktwagenklasse vorweisen können. Nur 4,19 Meter kurz, glänzt der stylische Crossover, der eigens für den europäischen Markt entwickelt wurde, mit seiner hohen Seitenlinie, dem optisch abgesetzten Dach, knackig kurzen Überhängen, und einem durchgängigen Leuchtband am Heck. Das differenziert den LBX wohltuend extravagant vom gewohnten Crossover-Einheitsbrei. Auch durch den in die Front mit adaptiven LED-Scheinwerfern integrierten Grill wirkt er dynamisch und kraftvoll. An die gemeinsame Yaris-Basis erinnert da so gut wie nichts mehr.

Der hochwertige Innenraum mit edlen Materialien ist Lexus-like. Alle Oberflächen sind weich unterschäumt und glänzen mit samtweichem Leder. Ausstattungslinien gibt es, dem Hang zum Besonderen huldigend, nichts mehr. Stattdessen ist jetzt von Atmospheres die Rede, was aber im Prinzip nichts Anderes ist. Bei den Angeboten Cool, Relax Emotion und der Elegant-Variante unseres Testwagens kann sich der Kunde mehr an Segment-üblichen Features oder doch an hochwertigen Optionen orientieren. Das Link Connect-System verfügt über einen 9,8 Zoll großen Touchscreen, von wo aus es gesteuert wird.

Beim Platzangebot muss man jedoch hinten wie vorn Einschränkungen machen. Obwohl man bei einer Länge von 4,19 Meter keine Wunderdinge erwarten kann. Der Fahrersitz könnte sich etwas weiter zurücksetzen lassen und die Kniefreiheit in der zweiten Reihe verdient den Namen kaum. Anders sieht das beim Kofferraum aus, wo 332 Liter eigentlich keine hohen Ansprüche erwarten lassen, zumal man mit einer hohen Ladekante und einer Stufe im Boden vorlieb nehmen muss. Bei umgelegten Rücksitzlehnen ergibt sich dennoch ein zufriedenstellender Nutzraum. Apple CarPlay und Android Auto sind serienmäßig. Das ausgezeichnete Head-up-Display informiert den Fahrer ständig gut sichtbar darüber, was er gerade am Lenkrad bedient.

Mit dem LBX hat Lexus ein gut durchdachtes Crossover-Modell gegen Konkurrenten wie etwa den Mini Countryman, dem BMW X1, den Audi Q2 an die Front geschickt. Er acht vor allem optisch als „Gesicht in der Menge“ einiges her und ist mit vier verschiedenen „Atmospheres“ individuell sehr gut konfigurierbar. Dass sich der LBX auch preislich deutlich von der Yaris-Basis unterscheidet, ist verständlich.

Zwar kann man mit dem teilelektrisierten Antrieb, den Lexus als „selbst aufladenden Hybrid“ bezeichnet, keine fünf Kilometer weit rein elektrisch oder emissionslos fahren. Was auch nicht verwundert, da der bipolare Akku nur eine Kilowattstunde Strom speichern kann. Dennoch sind in Kombination mit dem eineinhalb Liter großen Dreizylinder ansehnliche Fahrleistungen möglich. Der automatisierte Wechsel aus Verbrenner und Elektromotor macht den LBX zudem im urbanen Bereich und im Schubbetrieb auf den heimischen Landstraßen zu einer „Sparbüchse“.

Das stufenlose CVT-Getriebe arbeitet kaum merklich passgenau vor sich hin, was vor allem das „dahinschnurren“ zwischen den Häusern und im ruhigen Fahrbetrieb auf Land- und Kreisstraßen zu einem soliden und aufgeregten Fahrverhalten führt. . Das gilt allerdings nur für den unteren Drehzahlbereich. Zieht man den Motor jedoch kräftig hoch und tritt vehement auf das Gaspedal, so dreht dieser ziemlich hoch und es macht sich der gefürchtete Gummibandeffekt lautstark bemerkbar. Als müsste man der Automatik sagen: „Nun schalte doch endlich mal runter“.

Ist das aber nicht der Fall, so macht sich die aufwändige Dämmung, die Oberklassen-Niveau erreicht, bemerkbar. Da merkt man dann exorbitant, dass man in einem Premium-Modell sitzt, dessen Fahrwerk auch alle Unebenheiten, Quer- oder Längsrillen, ausgewogen wegbügelt. Ein lobenswertes Feature ist die adaptive Rekuperation des Antriebs. Sie bewirkt, dass das System selbst entscheidet, wie stark jeweils entweder nach Stop and Go, oder ruhigem Fahrbahnbetrieb die Bremswirkung ist. Dieses Feature ist passgenau und macht das Fahren in der Stadt zu einem Vergnügen.

Lexus macht bei den Fahrassistenten kaum Einschränkungen. Da ist fast alles serienmäßig an Bord. Allerdings nerven die schrillen Warntöne beim Einfahren in eine ganz normale Parklücke schon gewaltig. Auch wenn noch genügend Platz an den Seiten, ebenso wie hinten und vorn, ist. Abschalten geht zwar, lässt man den Motor aber noch mal an, ist des lästige Flötenkonzert direkt wieder da.

Technische Daten Lexus LBX
Ausführung: 5sitziges Kompakt Crossover
L / B /H: 4,19 / 1,82 / 1,54 Meter
Radstand: 2,58 Meter
Kofferraum: 332 – 1005 Liter
Wendekreis: 11,1 Meter
Motor: selbst ladender Vollhybrid
Kraftstoff: Benzin
Zylinderanzahl: 3
Hubraum: 1490 ccm
Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
Systemleistung: 135 PS
Max. Drehm.: 120 Nm / 3600 U/min
CO2-Ausstoß: 135 g/km
Verbrauch (eigen) 4,4 l/100 km (WLTP)
Preis: ab 32.990 Euro

Text: Charlys Autos: / Fotos: Matthias Elwert, Dennis Weber