Mehr Lifestyle oder mehr Kombi, oder eine gelungene Mischung aus Beidem? Am neuen Mercedes CLA Shooting Brake scheiden sich die Geister. Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und sind den Benz mit Allradantrieb zwei Wochen gefahren.
Der Nachbarsjunge ist zwölf und (glaubt er zumindest) ein ganz profunder Autokenner. Zumindest interessiert er sich für alles, was (noch) einen Verbrennungsmotor hat und auf unseren Straßen und mitunter auch auf unseren Rennstrecken so herumfährt. Kein Wunder, also, dass er mich fragte, als der Shooting Brake vor der Haustür stand: „Ist das ein Kombi?“. Hm, gute Frage, denke ich und überlege. Was sage ich dem Burschen also jetzt? Ich fange also mal an mit der Werbung, die die Stuttgarter für dieses Fahrzeug geschaltet haben: Fürs „jagen in der Stadt“ (O-Ton urban hunting) sei er gestaltet. Was immer man sich darunter vorstellen mag und was immer man damit in der Stadt jagen möge. Tatsache ist: Dieses Auto polarisiert, aber alleine schon deswegen lenkt es die Aufmerksamkeit auf sich. Und regt an zum drüber reden. Mercedes hat dieses interessante, weil nur spärliche besetzte Segment, schon beim CLS Shooting Brake für sich entdeckt und zum Teil auch wieder belebt. In einer höheren Charge halt.
Weil dort aber wohl das Interesse an einem hübschen Tageslaster Marke „Noblesse oblige“ nicht ausreichend vorhanden war, schießt man jetzt den zweiten Pfeil ab. In der A-Klasse. Willkommen also im ganz normalen Alltagsleben mit einem Auto, das etwas mehr Platz hat, chic geschnitten ist, ein wenig mit seinen Coupé-Linien spielt und zudem noch Allradantrieb (4matic nennt Mercedes das) aufweist. Wenn man so etwas Lifestyle-Kombi nennen sollte, dann: bitte schön, tun wir das.
Zu den praktikablen Eigenschaften des Probanden: Mit 4,63 Metern ist der Shooting Brake genau so lange wie die Limousine. Wer aber mehr Mercedes, mehr Coupé als nur profanen Kombi zeigen möchte, für den sind diese Formen eigentlich wie geschaffen: Denn von außen traut man ihm seine inneren Werte auf den ersten Blick nicht zu. Sein elegantes Heck schluckt 495 Liter Gepäck. Zudem lässt sich in unserer Ausführung die Klappe elektrisch öffnen und schließen. Unter der niedrigen Ladekante des Gepäckraumbodens findet man ein weiteres, sogar abschließbares, Staufach.
Legt man die Rücksitze um, so erhöht sich der Raum auf stolze 1354 Liter. Was allerdings auch ein bisschen vorgegaukelte Größe ist, denn das flache Heck schränkt doch manche Variabilität ein. Allerdings können sich Passagiere in der zweiten Reihe über mangelnde Kopf- und Beinfreiheit nicht beklagen. Ansonsten dominiert im Interieur das „A“ aus der Namensführung: Ganz A-Klasse. Mercedes-like eben, die Materialien bewusst ansprechend gewählt, aber in Auswahl und Haptik doch ziemlich „den Ball flach gehalten.. Zum Antrieb: Der Shooting Brake bedient sich der gleichen Auswahl wie die Limousine. Unser CLA 250 wird befeuert von einem zwei Liter großen, 211 PS starken Turbo-Vierzylinder. Das ist angemessen und erfreulich flott über das gesamte Drehmoment-Band hinweg. Aber ein Auto der Marke „Wolf im Schafspelz“ wird daraus nicht. Durch die 4matic (die gibt es für 2000 Euro Aufpreis) gewinnt der Shooting Brake etwas mehr an Traktion und auch an daraus resultierender fahrerischer Verve. Was aber auch zusätzlich auf den recht niedrigen Schwerpunkt des Fahrzeugs zurück zu führen sein dürfte. Zu diesem Auftritt passt ein kommodes, nicht zu hart abgestimmtes Federwerk. An der Langstrecken-Tauglichkeit des verkappten Daimler-Kombis rüttelt das jedoch nicht.
Für die permanente Vernetzung mit allen relevanten Daten von Fahrer und Fahrzeug sorgt das System „Mercedes connect me.“ Nach zuvor erfolgter Registrierung im Kundenprotal verknüpft der nächste Mercedes-Partner den Account mit dem Fahrzeug. Die Preisliste für den Mercedes-Benz CLA Shooting brke beginnt bei 41.47 Euro.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun