Misst man Preisen und Auszeichnungen glaubhafte Bedeutung bei, dann hat das Fahrzeug, um das es heute in unserem Fahrbericht geht, beste Voraussetzungen für einen auch verbal geflochtenen Lorbeerkranz. Auto des Jahres 2024, bevor es überhaupt auf den Markt gekommen ist: Das hat – zumindest unseres Wissens zufolge – noch niemand geschafft. Das Topmodell der Elektro-Reihe aus Wolfsburg, der ID.7, soll vor allem eines aus Sicht des Herstellers. Die Oberklasse in die Mittelklasse transferieren. Und das in einem definierten Segment zum Einstiegspreis bis 70.000 Euro.
Der VW ID.7 Pro S, so die genau Bezeichnung des Testwagens, den uns WOB zum Einzeltest vor die Tür stellte, baut auf der MEB-Plattform, dem modularen Antriebs-Baukasten für Elektrofahrzeuge, auf. Der Wagen ist mitnichten das, als was er mitunter bezeichnet wird, nämlich ein Elektro-Passat. Kein anderes Fahrzeug dieses Genres war je länger, flacher, windschnittiger (siehe Daten) als dieser BEV-Beau. Damit will – und kann, so unsere Überzeugung – der derzeit Krisengeschüttelte Autobauer gegen Konkurrenten wie den BMW i5, den Hyundai IONIQ 6 oder den Mercedes EQE antreten.
Die strömungsgünstige Grundform inklusive Räder, Reifen, Funktionsöffnungen, Spiegeln und Unterboden ist Basis für einen Cw-Wert von 0,23 und – laut Pressemitteilung vom 02. Oktober dieses Jahres – errechnete Reichweite von 794 Kilometern. Zur Mitte strebende schmale LED-Scheinwerfer und das ID-typische LED-Band sowie die LED-Querspange charakterisieren den ID.7. Das modellierte Gesamtpaket wirkt wie aus einem Guss, dem Körperbau einer Flunder assoziierend. Die Bemühungen der Designer und Entwickler, wirklich alles Überflüssige und Verzichtbare weg zu lassen, sind perfekt umgesetzt.
Der Stromspeicher zwischen den Achsen (91 kWh brutto, 86 netto, statt der 77 kWh des ID.7 Pro zum Markstart) liefert 286 PS bei einem maximalen Drehmoment von 545 Newtonmetern. Die Elektro-Schrägheck-Limousine mit ihrer aerodynamisch bis zum Exzess ausgereizten Form wird über die Hinterräder angetrieben. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 180 km/h abgeriegelt.
Im Interieur herrscht dank des langen Radstades von 2,97 Metern Platz im Überfluss. Das gilt auch für den Raum hinter der elektrisch aufklappenden Heckklappe, der von 532 bis zu 1586 Litern je nach Konfiguration reicht. Ein frei stehendes, 15 Zoll großes Touch-Display offeriert in zwei Screens eine logische und selbst erklärende Menüführung. Die verfügbaren Apps können individuell konfiguriert werden.
Zur Version „Pro S“ gehören unter anderem eine zehnfarbige Ambiente-Beleuchtung, automatisch gesteuerte Luftausströmer, das Navigationssystem „Discover Pro Max“ und ein Sprachassistent. Die „ergoActive“-Sitze bieten individuell konfigurierbare Druckpunktmassage und das Panoramadach mit Smartglas lässt sich elektronisch entweder klar oder auch blickdicht verwandeln. Das Angebot an Assistenzsystemen nähert sich der Formulierung kaum noch zu steigern. Die vielfach assistierte Längs und Querführung, Spurwechsel und Gefahrenwarnungen wird alimentiert von Daten auf die VW zurückgreift, um vor Behinderungen oder Unfall-Schwerpunkten auf eben befahrenen Straßen hin zu weisen. Rückfahrkamera, oder das System „Park Assist Plus“ inklusive Park-Roboter kommen hinzu.
Dem Umstand, dass Limousinen nicht mehr unbedingt die gefragteste Karosserieform sind, hat Volkswagen bereits mit einer Kombi-Version (nennt sich übrigens Tourer statt Variante) und einer Allrad-Variante GTX Rechnung getragen.
Siehe auch Instagram @charlys_autos / Text: Charlys Autos: Fotos: Matthias Elwert, Dennis Weber
Technische Daten VW ID.7 PRO S
Ausführung: fünfsitzige Reiselimousine
L / B /H. 4,96 / 1,86 / 1,53 Meter
Radstand: 2,97 Meter
Kofferraum: 532 – 1586 Liter
Leergewicht: 2230 KG
Zuladung: 460 KG
Motor / Leistung Elektro / 286 PS
Max. Drehm.: 545 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Antrieb: Hinterrad
Getriebe: 1 Gang-Reduktion
Batterie (Brutto / Netto) in kWh 91,0 / 86.0
Reichweiter WLTP 794 KM laut Hersteller
Ladezeit: 20 auf 80%: 26 min. (DC 200 kW)
Basispreis: 58.895 Euro