Das war eine Vorspeise, die richtig Appetit auf das Hauptmenü in sieben Wochen vom 29. Mai bis 02. Juni macht. Rund um die Nordschleife und den Grandprix-Kurs feierten Tausende Motorsportfans am Wochenende bei den 24h Qualifiers Langstrecken-Motorsport vom Feinsten: Mehr als 30 bildschöne GT3-Rennwagen nutzten in zwei vierstündigen Rennen, eines davon am Samstagabend bis in die Dunkelheit, die letzte Gelegenheit, um sich auf den Saisonhöhepunkt am Ring vor zubereiten und teilten sich den Asphalt mit den Herzblut-Amateuren
Dominierende Marke an diesem Wochenende war Porsche, das mit den beiden Falke-Besatzungen Tim Heinemann und Sven Müller (im Samstag-Rennen bis in die Dunkelheit hinein) sowie Nico Menzel und Martin Ragginger (am Sonntag bei frühlingshaften Nachmittags-Temperaturen) in beiden Rennen über jeweils vier Stunden die Nase vorn hatte. Der Bad Münstereifeler Frank Stippler fuhr in Rennen Nr. 1 am Samstag im Audi R8 LMS GT3 hinter dem Manthey-Porsche „Grello“ als Dritter noch aufs Podium. Am Sonntag wurde der ROWE BMW M4 GT3 mit Ex-DTM-Meister Marco Wittmann, Raffaelo Marciello und dem Belgier Maxime Martin als Zweiter vor dem gelb-grünen Manthey-Porsche abgewinkt, der damit in beiden Rennen unter den ersten Drei landete.
„So kann es von mir aus weitergehen. Gäbe es darauf ein Abo, würde ich es sofort buchen“, jubelte der in Kelberg unweit der Rennstrecke wohnende Menzel, Sohn des Langstreckenprofis Christian Menzel, nach seinem zweiten Sieg im dritten NLS-Lauf. Zum ersten Mal nämlich zählten die 24h Qualifiers auch zu der traditionsreichen Langstreckenserie, die in diesem Jahr ihre 48. Auflage erfährt.
Menzels überschäumender Kommentar nach dem Erfolg im Elfer GT3 R (992) zeigt die Bedeutung, die die beiden Quali-Rennen im Vorfeld des Marathons zweimal rund um die Uhr inzwischen gewonnen haben. Nürburgring-Kenner Wittmann, – ein Prädikat, das zumindest für den DTM-Kurs auf der Grandprix-Strecke gilt, – war trotz Rang zwei am Sonntag nicht ganz zufrieden: „Auf Porsche fehlt uns noch das entscheidende Quäntchen. Ich hoffe, dass wir das bis zu den 24h wettmachen können.“
24h-Vorjahressieger Frikadelli Racing mit dem Ferrari 296 GT3 und größtenteils neuer Besatzung stand ebenso wie der Glickenhaus-Exot SCG004c aus der Klasse SP-X ganz besonders im Fokus der vielen Fans, die sich an beiden Tagen dichtgedrängt durch die Boxengasse und in die Startaufstellung quetschten. Mit den Ergebnissen in vorderster Front aber hatten beide an diesem Wochenende nichts zu tun. Der Begeisterung und der Leidenschaft der vielen Besucherinnen und Besucher tat das keinen Abbruch. Näher als in der „Grünen Hölle“ können sie nirgendwo an ihre Idole herankommen.
Der Crew in der Box auf die Finger gucken, Selfies mit den Fahrern, ein Blick ins Cockpit eines der Renner Minuten vor dem Start: Das gibt es sonst nirgendwo. Das bietet nur die „Grüne Hölle.“ „Diese Nähe vor allem ist kein Geheimnis, sondern ein Grund dafür, dass solche Rennen auf höchstem Niveau auf dieser Strecke so einen ungeheuren Zuspruch erfahren“, weiß Glickenhaus-Pilot Thomas Mutsch. Der Eifeler fährt mittlerweile seit 2015 für den Motorsport-verrückten US-Milliardär, der sich auch als großzügiger weltweiter Kunstmäzen einen Namen gemacht hat.
Die ausgiebige Vorbereitungsmöglichkeit auf die 24h Ende Mai sowie die Wertung beider Rennen für die Nürburgring Langstreckenserie (NLS) hat diesem Format am Samstag und Sonntag einen ungeheuren Zuschauerzuspruch beschert. So viele „Kiebitze“ wie noch waren zu der zehnten Auflage des Qualifiers in die Eifel geströmt. Ein noch nie da gewesenes Publikumsinteresse, das wohl auch für die Beibehaltung dieser Veranstaltung als „Dosenöffner“ für den großen Langstreckenklassiker spricht.
Text und Fotos: Charlys Autos