„Wir wollen versuchen, soviel Punkte wie möglich zu holen, möchten aber auch ein kalkulierbares Risiko eingehen.“ Mit dieser Strategie wollen WM-Spitzenreiter Thierry Neuville und das Hyundai Shell Mobis Team in die ADAC Rallye Deutschland gehen. Wir sprachen drei Tage vor dem shake down mit dem Belgier
„Thierry, bei Euren Tests an der Mosel war es morgens um sieben Uhr schon über 30 Grad heiß und der Untergrund war staubtrocken. Heute Nacht hat es geregnet, es ist schmierig und zehn Grad kälter. Was bedeuten solche extrem unterschiedliche Bedingungen für den Grip des Autos?“
Neuville: „Die Deutschland ist in dieser Beziehung eine extrem anspruchsvolle Rallye. In den Weinbergen kann es an schattigen Stellen noch rutschig sein, ein paar Meter weiter herrschen völlig andere Bodenverhältnisse. Die größte Herausforderung ist es manchmal, überhaupt auf der Strecke zu bleiben. Unsere Reifenspione haben da eine Menge Arbeit und müssen immer wieder aktuelle Daten liefern. Das Reifen-Management ist hier noch gefordert als bei anderen Rallys.“
„Du bist in Finnland betont defensiv gefahren, als Neunter ins Ziel gekommen. Für die Deutschland habt Ihr Euch sicher andere Ziele gesetzt?“
Neuville: „Wir wussten schon vorher, dass wir in Finnland nicht zu den Favoriten gehören würden. Die schnellen Schotterpisten liegen unseren Autos nicht. Dann kam bei mir noch dieser Fahrfehler dazu, und dann kommt am Ende halt so ein Ergebnis dabei heraus.
„Die Deutschland ist die zweite Asphalt-Rallye nach Frankreich im Kalender 2018. Ihr habt schon auf Korsika Probleme gehabt. An was galt es jetzt, im Vorfeld der Deutschland zu arbeiten?“
Neuville: „Wenn Du von einer Schotter-Rallye zu einem Asphalt-Lauf kommst, muss Vieles verändert werden. Wir haben das Auto in vielen Details auf Deutschland vorbereitet. Es fehlte manchmal etwas an der Balance. Ich glaube, da sind wir jetzt mit Arbeiten am Fahrwerk und am Differential ein gutes Stück weiter gekommen.“
„Du hast 2014 in Deutschland Deinen ersten Sieg bei einer WM-Rallye gefeiert. Gibt das zusätzliches Selbstvertrauen, wenn Du ab Donnerstag hier wieder antrittst?“
Neuville: „Das war damals für mich, das Team und die Marke ein ganz wichtiges Ereignis. Aber mittlerweile hat sich sehr viel verändert. Im Reglement, an den Autos, an der Konkurrenz. Außerdem: wir fahren so viele Rallys und Tests pro Jahr. Irgendwann verliert auch der erste Sieg seinen ganz besonderen Reiz. Aber ich freue mich immer wieder, hier antreten zu dürfen. Meine Heimatstadt St. Vith ist keine 100 Kilometer entfernt und es sind so viele Fans von mir hier wie sonst nirgends. Die möchten wir nicht enttäuschen.“
„Du führst die Fahrerwertung mit mehr als 20 Punkten vor Ogier und Tänak an. Ihr drei werdet den Titel wohl unter Euch ausmachen. Was wird am Ende entscheidend sein?
Neuville: „Die Konstanz, nur die Konstanz. Du musst nicht überall gewinnen, aber Du solltest auch auf die Konkurrenten möglichst nichts verlieren. Punkte sammeln und immer um den Sieg mitkämpfen können, das ist wichtig.“